Japan (2013/14) – Neujahr

IMG_3330_ji Der Beginn des Neujahr (Wikipedia) ist für den Japaner wahrlich ein besonderes Ereignis. Es ist die große Zeit der Familienzusammenkünfte, ähnlich wie Weihnachten in Deutschland. Doch habe ich gelernt, dass man den Übergang ins neue Jahr ganz anders verbringt, als ich es z.B. aus Deutschland gewohnt bin.

Die Vorbereitung auf das Neujahr, besteht zum einen aus den Umfangreichen Vorbereitungen was das Essen angeht. Daran wird durchaus sehr lange gekocht und vorbereitet und dieses Essen wird dann auch gleich über mehrere Tage genossen, so dass man sich in der Zeit des Jahresbeginn nicht ums Essen kochen zu kümmern braucht.

Der andere Teil der Vorbereitung besteht sicherlich auch darin, heim zu seien Lieben zu fahren. Diese Fahrten beschränken sich auf vielleicht 1-2 Tage und bei 120 Millionen Japanern kann man sich vielleicht ein wenig vorstellen was dies für alle Transportwege bedeutet.

Ich muss gestehen, man kann es sich nicht vorstellen was es bedeutet, wenn diese Massen sich in Bewegung setzten. Das muss man erlebt haben, um es zu verstehen und um sicherlich froh zu sein, dass man es im Normalfall nicht erleben muss.

Der eigentliche Übergang vom alten ins neue Jahr verläuft auch anders. Es gibt kein Geknalle und Geballer, sonders es ist ruhig und sehr besinnlich. Es wird Rückschau auf das vergangene Jahr gehalten, zumeist auf die dramatischen Ereignisse.

In der Nacht besuchen viele Menschen einen Schrein und erleben dort den Übergang. Der mit 108 Glockenschlägen eingeleitet wird. Dabei erklingen 8 im alten und 100 im neuen Jahr. Mit den Glockenklängen werden 108 schlechte Begierden (Hass, Habsucht, Eifersucht …) vertrieben, so dass ein freier Start ins neue Jahr beginnen kann.

IMG_3223_ji Den 1. Januar verlebt die Familie gemeinsam. Es wird zusammen in einen Schrein gegangen und natürlich auch gemeinsam gegessen. Dabei spielt Mochi eine große Rolle. Ich werde versuchen später einmal etwas zu Mochi zu sagen, denn die offiziellen Beschreibungen im Internet sind nicht wirklich zutreffend. Ich bin mir nicht sicher, ob ich dieses Produkt angemessen beschreiben werden können.

Den Besuch eines Schreins haben auch Eri und ich unternommen. Eigentlich gehört dieser Schrein zu den nicht sehr gut besuchten, doch für die Neujahrzeit änderte sich das sehr. So ließen wir uns nur mit den Massen treiben und versuchten so gut wie möglich den Ort zu erleben.

IMG_3350_ji Zu Beginn ging es an alle den kleinen Ständen vorüber, die zumeist irgendwelche Leckereien feil boten. Vielleicht hat es der ein oder andere schon bemerkt, dass eine Reise nach Japan auch immer eine Reise in die kulinarische Vielfalt des Landes darstellt. Essen ist immer und überall sehr wichtig und der regionale Stolz auch ein bestimmtes Produkt ist sehr ausgeprägt und so ist es eher üblich etwas zu Essen von seiner Reise mitzubringen, als eine Postkarte zu versenden.

Irgendwann erreicht man den Schrein, wo man eine kleine Finanzielle Opfergabe entrichtet, um dann seinen Wunsch zu äußern.

Da bei einem Ereignis wie das Neujahrfest sehr viele Leute unterwegs sind, ist es manches Mal nicht möglich bis zum eigentlich Schrein und dem Ort der Opfergabe vorzudringen. Doch dafür wurde entsprechend Vorbereitet. Die Anlage wurde so angepasst, so dass man sein Geld auch aus größerer Entfernung werfen kann, und sicher den Opferstock erreicht. Ich gebe zu das wirkte manchmal etwas bizarr.

IMG_3266_ji Dieser Opfergabe folgt zumeist der Erwerb eines Art “Horoskop”, welches man im Art Losverfahren ersteht. Nach dem Erwerb wird es ausgiebig studiert und ist es eine schöne Vorhersage, wird der Zettel sorgsam verstaut und aufgehoben. Entspricht die Vorhersage nicht dem, was man sich vorstellen mag, wird das Stückchen Papier an der entspr. Stelle angebunden und schon ist man diese Vorhersage wieder los und man braucht sich keine Sorgen wegen der Aussagen machen.

IMG_3232_ji So spannend dieser Besuch auch war, ich persönlich war jedes Mal froh, wenn ich den Massen wieder entrinnen konnte. Doch da insgesamt Japan frei hat, sind auch die anderen Örtlichkeiten alle schnell voll.

Das Ende der Neujahr Feierlichkeiten besteht sicherlich darin, dass die ganzen 120 Millionen Japaner alle wieder zurück nach Hause reisen. Also die nächste extreme Reisewelle ist zu überstehen.

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2 Gedanken zu „Japan (2013/14) – Neujahr“

  1. Das mit dem Zurückgeben eines „negativen“ Loses kannte ich nicht – ist schon clever 😉

    Mal eine andere Frage: Für viele von uns Deutschen ist Individualität bzw. Einzigartigkeit wichtig, ausgdrückt z.B. durch Frisuren, Brillen, Piercings, Tatoos, besondere Urlaubsorte, spezielle Sportarten, individuelle Häuser (besonders zu Weihnachten kleiden manche hier ihre Häuser in ein Lichtermeer ein). Wie sieht das bei Japaner/innen aus?

  2. Was für eine Fragen 🙂 .. sie ist nicht leicht und wohl auch nicht in gänze zu beantworten. Wir sind der Ansicht, dass der Japaner an sich, sich nach Individualität sehnt – wie extrem sei einmal dahin gestellt. Doch Individualität hat seinen Preis und sei es, dass man einfach keinen Job bekommt.
    So ist es z.B. unmöglich als Arzthelfer oder gar im Supermarkt einen Job zu bekommen wenn man Tatoos, Tunnel oder ähnliches hat.
    Ich denke wer sich individuell zeigt wird stark ausgegrenzt und muss u.U. akzeptieren am Rande der Gesellschaft zu überleben.
    Rücksicht und Anpassung ist hier auf alle Fälle das Motto. Deutschland ist eine „ich“ Gesellschaft. Japan hingegen eine „Wir“ Gesellschaft. Was das bedeutet ist für mich wirklich schwer zu erfassen und zu verstehen. Ich denke es bedarf einiges Einfühlungsvermögens um es zu verstehen.
    .. Ich hoffe ich konnte Dir etwas Deine Frage beantworten, doch ist es ein weites Feld, welches sicherlich viele Fassetten hat.

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