Rund 20 Kilometer breit und 64 Kilometer lang. Das ist Flinters Island in der
Bassstreet zwischen Tasmanien und dem australischen Festland gelegen. Mit seinen
wilden Felsen Stränden, den kilometer langen Sandstränden und der bizarren, das
Land im Süden durchziehende, Bergkette, bietet die Insel dem Besucher ein
abwechslungsreiches Programm.
Heute befindet sich diese Insel eher selten auf der zu besuchenden Orte eines
australien Besuchers. Vielleicht mag dies daran liegen, dass schon seine
Entdeckung dem Zufall zuzuschreiben ist. Dieser Zufall bestand darin, dass
Tobias Furneaux mit seinem Schiff im Nebel von seiner Flotte getrennt wurde und
dadurch auf die Insel stieß.
Traurige Berühmtheit bekam die Isel im Jahre 1830, als die letzten tasmanischen
Aboriginals auf Flinders Island umgesiedelt wurden. Mit dieser Maßnahme beabsichtigte
man sie vor den Nachstellungen des weißen Mannes zu schützen. Doch da man ihnen
auf der Insel einen europäischen Lebensstiel aufzuwingen versuchte, war diese
Maßnahme zum Scheitern verurteilt. So gingen die meisten dieser tasmansichen
Ureinwohner an ihnen unbekannten Krankheiten, Alkoholismus oder Depression zu
Grunde.
Hier meine Geschichte, wie es mir auf der Insel erging ...
Eine der beiden großen Inseln zwischen Tasmanien und dem australischen Festland
aufzusuchen, war stets mein Wunsch gewesen. Zur Auswahl standen "King Island"
und "Flinders Island".
Von "King Island" hatte ich gehört, daß ich sie unbedingt aufsuchen müsse, wenn
ich tolles Essen haben wolle. Würde mein Sinn mehr nach landschaftlichen Reizen
stehen, solle ich mich für "Flinders Island" entscheiden.
Ich muß gestehen, daß mir die Entscheidung nicht leicht fiel, denn beides
gleichzeitig wäre mir eindeutig am liebsten gewesen. Doch schließlich entschloß
ich mich für die landschaftlich interessantere Insel.
Die Anreise nach Flinders Island gestaltet sich ein wenig schwierig, auch wenn
in den letzten Jahren mehr Transportmöglichkeiten hinzugekommen sind. Dennoch
dürfte das Flugzeug das wichtigste Fortbewegungsmittel sein, gefolgt von einer
neu eingesetzten Fähre oder diversen Fischerbooten.
Da das Übersetzen mit der Fähre unschlagbar preisgünstig ist, wollte ich erst
auf diese Weise anreisen, doch war die Fähre bis in ferne Zukunft ausgebucht.
Einen Fischer zu fragen, ob ich mitfahren könne, wollte ich meinen Magenwänden
icht antun und so fand ich mich schließlich in Hobart in einem Reisebüro wieder.
Nach Sichtung der Angebote, buchte ich schließlich eine fünftägige Reise mit
Flug, Unterkunft und Mietwagen. Der Mietwagen war mir bei dem ganzen sehr
wichtig, denn mit seinen 127.400 ha ist Flinders Island eine Insel, die zu Fuß
und ohne öffentliche Transportmittel kaum zu erkunden ist. Auch ist sie damit
die größte Insel in einer Kette von bis zu 80 Inseln zwischen Tasmanien und dem
Festland Australiens.
Mit 1000 Einwohnern ist die Insel nicht gerade überbevölkert. Die
Haupteinnahmequellen stellen Tierhaltung, Fischen und der Tourismus dar.
Mein Flieger sollte Hobart um 6 Uhr morgens verlassen. Dies stellte mich vor
ein kleines Problem, denn der Shuttel zum Flughafen kam erst kurz vor 6 Uhr am
Flughafen an. Daher orderte ich mir für den Morgen ein Taxi.
Als ich am Morgen, ohne meinen Wecker gehört zu haben, die Augen öffnete, mußte
ich feststellen, daß es 05:33 war und ich das Taxi verpennt hatte.
So schnell wie noch nie in meinem Leben zog ich meine Kleidung an und schnappte
den, am Vorabend glücklicherweise vollständig gepackten, Rucksack und rannte
vor die Herberge, ohne zu wissen was ich nun machen sollte.
Ich war gerade an der Straße angekommen, als der Shuttel um die Ecke bog. Man
sammelte mich auf, und als ich der Fahrerin mein Dilemma erläutert hatte, fuhr
sie etwas zügiger als sonst zum Flughafen. So erreichte ich drei Minuten vor
sechs den Flieger und konnte zwar sehr aufgekratzt aber glücklich meine Reise
beginnen.
Von Hobart ging es nun in einer sechs-sitzigen Maschine bis nach Launceston.
Dort hieß es den Flieger zu wechseln und schon kurze Zeit später setzte mein
Flugzeug zur Landung auf dem Flughafen von Flinders Island an.
Bei dieser Landung gewann ich einen guten Überblick über die gesamte Insel und
es schien mir, daß meine Reiseentscheidung bestimmt gut war.
Am Flughafen wurde ich vom "Cabin Park"-Besitzer, auf dem ich meine Unterkunft
hatte und von dem ich den Mietwagen erhielt, in Empfang genommen.
Nach ein paar Worten mußte ich mich in den Wagen setzen und uns beide zum
"Cabin Park" fahren. Diese Tatsache findet hier nur aus einem Grunde Erwähnung,
denn ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch nie ein Fahrzeug für Linksverkehr
chauffiert. So kam es, daß die Fahrt etwas unsanft ausfiel.
In den fünf Tagen meines Aufenthaltes besuchte ich nun sämtliche Ecken dieser
Insel. Ich war erstaunt aus welchen Kontrasten sie bestand. So gab es Gegenden
die völlig flach waren und wo es so weit das Auge reichte nur Weideland zu
sehen gab. An anderen Orten ragten wilde Berge in die Höhe, wie ich sie noch
nie gesehen hatte. Oder ich hielt mich an Stränden auf die so lang waren, daß
ich kaum ihr Ende sehen konnte. Es war wirklich ein Abenteuer die Insel zu
erkunden.
Während einer meiner Ausflüge, entdeckte ich einen gewaltigen Felsen an einem
der Strände. Er sah wie ein überdimensionaler Backenzahn aus. Seine Oberfläche
schimmerte in rot und weiß und so glatt als hätte der Mensch sie mühsam von
jeder Unebenheit befreit. Wie ich später erfuhr, nannte sich dieser Fels "Castle
Rock".
Auf Anregung meines "Gastgebers" startete ich auch eine Exkursion durch die
Berge Flinders Islands.
Während meiner Wanderung befiel mich der Eindruck, daß nicht viele Menschen
diesen Weg verwendeten, denn er war stellenweise völlig von dichtem Buschwerk
überwuchert und ich mußte aufpassen, nicht den Weg zu verlieren. Was andere
Touristen betraf, so begegnete einem gelegentlich schon mal einer, doch dies
war eher selten. Besonders, wenn man sich aufmachte die langen Küsten, über
Felsenklippen und Strände hinweg, zu erkunden. Doch während meiner Wanderung
durch diese wilde Berglandschaft verlor ich ohnedies keinen Gedanken an andere
Menschen, so gefangen war ich von den Eindrücken und der grandiosen Landschaft.
Etwas zwiespältig war mein Gefühl, als ich die Insel nach fünf Tagen wieder
verließ. Zum einen war ich froh, denn ich war die gesamte Zeit völlig alleine
gewesen, aber zum anderen gab es ein Gefühl von Trauer diese herrliche Insel
wieder verlassen zu müssen.
Der Rückflug nach Hobart wurde unerwartet lang, denn es herrschte Sturm und die
meisten Flüge waren storniert oder verlegt worden. Als das Wetter etwas besser
wurde, startete meine Maschine schließlich doch und nach einem etwas unsanften
Flug erreichte ich spät Abends Hobart.