Jedes Land hat seine Orte, die ein Besucher unbedingt aufgesucht haben muß. Einer
dieser Plätze, die bei einem Tasmanienaufenthalt zum Pflichtprogramm gehören,
ist Port Arthur.
Bei diesem Ort handelt es sich um eine gelungene Rekonstruktion einer der berüchtigtsten
Gefangenenanlagen Australiens. Gegründet wurde diese Anlage im Jahre 1830 und sollte
direkt von Beginn an etwas Besonderes sein. Hier wollten die Kolonialherren ihren
Gefangenen von vorn hinein jegliche Illusion auf Flucht nehmen, indem die Anlage völlig
autarg von jeglicher Versorgung von Außen war. Auch durch seine Lage auf einer Halbinsel,
wurde den Gefangenen der Eindruck vermittelt, völlig isoliert auf einer Insel zu sein.
Als wäre dies nicht Strafe genug, sollte auch noch ein neues, in London entwickeltes,
Strafsystem zur Anwendung kommen.
Dieses System setzte auf die völlige Isolation der Gefangenen untereinander. Darüber
hinaus durfte kein Wort gewechselt werden. Auch die Wärter waren dazu angehalten,
jegliches Geräusch zu vermeiden. Damit die Gefangen nicht in Versuchung kamen einen
Kontakt in irgendeiner Form zu anderen Gefangenen aufzunehmen, mußten sie bei der
Arbeit oder bei jedem Verlassen ihrer Zellen eine Kopfmaske tragen.
Gelang es einem Gefangenen dennoch dieser Hölle zu entrinnen, so setzte man alles
daran ihm wieder habhaft zu werden. In fast allen Fällen wurden die Gefangenen wieder
nach Port Arthur zurückgeführt. Allerdings stand ihnen nun der Tod durch den Strang
bevor.
In der Zeit von 1830 bis 1877 durchliefen ca. 12.000 Gefangene diese Hölle. Insgesamt
wurden ca. 164.000 Gefangene nach Australien deportiert. Normalerweise handelte es
sich bei diesen Gefangen um männliche Singles im Alter von 26 Jahren. Aber auch rund
23.000 Frauen wurden nach Australien verschickt.
Diese Abschiebepraxis brachte keine Verringerung der Verbrechensrate, sondern nur
eine geringe Entlastung der englischen Gefängnisse. Dies mag auch nicht wundern,
da zu dieser Zeit nicht nur Menschen wegen schweren Verbrechen verurteilt wurden,
sondern auch Leute die aus ihrer Not heraus Mundraub begingen.
Für eine Verschiffung nach Australien spielte die Art des Verbrechens keine Rolle.
Heute bietet Port Arthur durch seine parkähnliche Anlage eher ein beschauliches
Bild und es fällt nicht leicht, sich die Schrecken der Vergangenheit vor Augen zu
führen, auch wenn die Führungen sehr anschaulich und kompetent durchgeführt werden.
Nimmt man jedoch an einer der angebotenen "Ghost"-Touren teil, bei denen man Port
Arthur während der Nacht aufsucht, sieht es schon etwas anders aus. Der Besucher
hat nun wirklich den Eindruck, die Geister der Vergangenheit um sich zu spüren.
Besonders wohl fühlt man sich auch nicht, wenn man die Toteninsel "Isle Of The Dead"
aufsucht, auf der etwa 2.000 Gefangene und freie Bürger zur ewigen Ruhe gebettet
wurden.