001 – Buenos Aires

01. Tag – Freitag 11.01.2002
Berlin – Frankfurt – Madrid – Argentinien

Ort Temperatur Wind
Berlin 5 °C kaum Wind
Frankfurt -10 °C
Madrid

Steht dieser Urlaub unter einem guten Stern? Diese Frage stellte ich mir spätestens, als ich zwei Tage, vor Antritt meines Urlaubes, wegen einer allergischen Reaktion mitten in der Nacht ins Krankenhaus fuhr, denn ein Blick in einen Spiegel brachte mir die Erkenntnis, dass ich das Gegenüber nicht erkannte. Dank einer ordentlichen Dosis an Medikamenten ging es mir jedoch zum Glück zusehends besser. In den verbleibenden Tagen gab es zwar nur noch Kleinigkeiten zu erledigen, doch nahmen sie einen nicht unbeträchtlichen Teil meiner Tageszeit in Anspruch.

Schließlich war es so weit. Es hieß mitten in der Nacht gegen 4:45 Uhr aufzustehen, damit ich meinen Zubringerzug von Berlin nach Frankfurt rechtzeitig erreichen konnte. Mit Verdruss stellte ich fest, dass meine morgendlichen Aktivitäten viel länger als geplant dauerten. So fühlte ich mich etwas unwohl und gehetzt, als ich schließlich die Wohnungstür hinter mir verschloss und mich in Richtung der U-Bahn auf den Weg machte. Als ich dort an kam, lief gerade eine Bahn ein und so blieb mir nichts anderes übrig, wollte ich sie rechtzeitig erreichen, sammt der 30 Killogramm Gepäck einen kleinen Spurt einzulegen. Bei der S-Bahn die mich schliesslich zum Bahnhof bringen sollte, erging es mir ebenso und so war ich schon so früh am Morgen ziehmlich ausgepowert.

Das Glücksgefühl bis hier hin alles so gut geschafft zu haben wich, als ich begann die Abfahrtszeigen der Züge zu studieren. Dabei stellte ich nämlich fest, dass ich es geschafft hatte mir die Abfahrtszeit falsch einzuprägen und das hatte nun zur Folge, dass ich erneut meine Beine in die Hand nehmen mußte, wenn ich meinen Zug noch erreichen wollte. Völlig erschöpft erreichte ich mein Gleis und kurz bevor der Zug den Bahnhof verließ, schaffte ich es noch zuzusteigen. Die nun folgende Fahrt verlief angenehm ereignislos, denn dieser Zug begann seine Fahrt in Berlin und hielt erst wieder in Frankfurt. Der Umstieg in Frankfurt klappte mit kurzer Verzögerung erfreulich reibungslos.

Kurz nach 10 Uhr erreichte ich den Fernzugbahnhof am Flughafen. Diesen Bahnhof kannte ich noch nicht, denn er schien relativ neu zu sein. So hübsch er anzusehen war, so weit musste ich laufen, um schließlich zu den Abflughallen zu gelangen. Dort angekommen war mein Ziel noch nicht erreicht, denn ich sollte meine Fluggesellschaft im Terminal 2 finden. Ich war froh, dass ich den Weg dorthin schon kannte, denn das Gepäck drückte etwas und so brauchte ich mich nicht noch zusätzlich sonderlich auf den Weg zu konzentrieren. Im Terminal angekommen, machte ich mich direkt daran den Abfertigungsschalter meiner Fluggesellschaft zu suchen. Rasch war er gefunden und nun konnte ich ganz beruhigt meinen Tag bis zum Abflug in Angriff nehmen. Dieses Unternehmen begann mit einem Besuch von Mc Donald. Dort erhielt ich zu meiner Freude, dank einer verunglückten Bestellung und der Unfähigkeit der Kassiererin Kopf zu rechnen, ein ausgesprochen günstiges Essen.

Die Stunden bis zum Abflug wurden trotz eines netten Blickes auf das Rollfeld sehr lang und so wechselte ich schließlich stetig die Sitzgelegenheiten im Flughafen. Auf diese Weise gelang es mir zumindest einen meiner Mitreisenden unter den sich ein-checkenden Passagieren auszumachen. Nach dem wir ein paar Worte gewechselt hatten, ging jeder seines Weges. Ich war heil froh, als schließlich der Abflug unmittelbar bevorstand. Im Warteraum meines Gateways fanden sich neben mir nun auch drei andere Mitreisende zusammen. Dieses Zusammentreffen machte die halbstündige Verspätung des Fliegers doch sehr erträglich.

Unser Anschlussflug nach Madrid dauerte etwa eineinhalb Stunden. Auch wenn es während des Fluges eine Unterhaltung über die Fernsehanlage gab, begeisterte es nicht sonderlich. Auch das Essen rief wirklich keine Verzückungsgefühle hervor. Als ich schließlich auch noch einsehen durfte dass ich das Englisch unseres Piloten und der Flugbegleiter nur mit extrem großer Mühe verstand, war ich doch froh endlich den Flieger verlassen zu dürfen. In Madrid herrschte bei uns erst einmal etwas Verwirrung, denn wir hatten keine so rechte Vorstellung wie wir zu unserem Gate kämen. Zum Glück fanden wir schnell heraus, dass wir einen Transferbus zu nehmen hatten. Nachdem diese kleine Hürde genommen war, und wir einen ordentlichen Marsch durch die Terminals des Madrider Flughafens hinter uns gebracht hatten, stand dem Weiterflug nichts mehr entgegen. Während wir auf den Weiterflug warteten, versuchten wir unsere anderen Mitreisenden zu entdecken, denn eigentlich sollten wir 10 Personen sein. Jedoch entdeckten wir niemanden, bis wir schließlich den Flieger besteigen durften.

Als ich im Flugzeug meinen Sitzplatz erreichte, stellte ich fest, dass die gesamte Reihe belegt war und es dadurch doch extrem eng wurde. Diesen Eindruck hatten auch das Paar in meiner Reihe und so machten sie, nachdem keine weiteren Passagiere mehr zustiegen, eine Exkursion durch den Flieger, um einen besseren Platz zu finden. Ihr Vorhaben war von Erfolg gekrönt und so bekam ich eine ganze Reihe für mich allein. Diese Tatsache ließ mich sehr großzügig über das Essen hinwegsehen, was auch dieses Mal nicht besonders überragend war. Durch mein frühes Aufstehen, war ich mittlerweile so Müde, dass ich nach dem Essen nicht einmal die Filme abwartete, sondern lieber schlief.

02. Tag – Samstag 12.01.2002
Buenos Aires

Ort Temperatur Wind Luftfeuchte: Wolken:
Buenos Aires 27 °C leichte Brise 73 % leichte Bewölkung

Zwei Stunden vor Ankunft in Buenos Aires erwachte ich erst wieder. Nun gönnte ich mir den ersten zaghaften Blick aus einem der Fenster. Leider sah ich jedoch nichts. Dies änderte sich glücklicherweise im Verlauf des weiteren Fluges und so konnte ich ab und zu die Landschaft unter mir erhaschen. Dies tröstete mich über das erneut sehr bescheidene Essen hinweg. Die Landung in Buenos Aires war schließlich wirklich toll, denn ich konnte die gesamte Stadt sehen und so nutzte diese Gelegenheit für ein paar Fotos.

Nach der Landung ließ ich mir sehr viel Zeit beim Aussteigen, denn auch das Gepäck musste man schließlich doch noch warten. Das späte Aussteigen hatte nur den Nachteil, denn Bei der Passkontrolle mußte ich mich nun in eine ordentlich lange Schlange von Wartenden einreihen. Erfreulicherweise verlief die Abfertigung angenehm reibungslos. Dazu hatte das Warten den angenehmen Nebeneffekt, dass ich nun auch noch andere meiner Reisegruppe entdeckte. Etwas beunruhigen tat mich nur die Tatsache, dass große Schilder auf die Gefahren einer Taxinutzung hinwiesen und man ermahnt wurde nur bestimmte Taxen zu verwenden.

Als ich schließlich meinen Pass und die Einreisedokumente vorlegte, war ich sehr erstaunt wie schnell es ging. Beim Gepäckband angekommen dauerte es dann nur noch wenige Minuten, bis ich schließlich meinen Rucksack wiederfand. Diesen Aufenthalt nutze die Reisegruppe um sich das erste Mal zusammenzustellen. Auch wenn wir nun feststellten, dass wir noch immer nicht vollzählig waren, ging es zur Gepäckkontrolle und anschließend hinaus in den Flughafen, wo wir direkt von unserer Reisebegleitung in Empfang genommen wurden.

Nachdem die Reisegruppe vollzählig war, hieß es erst einmal Geld wechseln, denn durch den erdrutschartigen Verfall des Peso, war es angebracht zu tauschen, denn Dollar wurden nicht mehr ohne weiteres akzeptiert. Nach dieser Aktion ging es zu unserem Fahrzeug, welches für die kommenden drei Wochen unser „Zu Hause“ sein soll. Dort wurden wir mit einem Getränk und netten Worten begrüßt und als das Gepäck verstaut war, begann die Fahrt in die Stadt.

Diese Fahrt dauerte nicht all zu lange und schon bald war das Hotel erreicht. Vielleicht war sie auch so kurz, weil wir eine kurze Vorstellung des Unternehmens erhielten und auch schon einmal auf die diversen Tricks der Taschendiebe hingewiesen wurden. Auch wenn ich nun wusste was mich erwarten konnte, erfüllte es mich etwas mit Unbehagen auf diese Tricks achten zu müssen.

Im Hotel angekommen konnten wir die Zimmer in Beschlag nehmen und den ersten Schweiß abwaschen, denn die Temperaturen trieben mir das Wasser aus sämtlichen Poren.

Es war halb zwölf, als wir unseren ersten kleineren Stadtrundgang begannen. Er führte uns durch die Fußgängerzone an welcher unser Hotel lag. Dort lernte ich direkt, dass ein Internetbesuch wohl grundsätzlich kein Problem sei und somit diesem Online-Bericht kaum etwas im Wege stand.

Der weitere Weg führte uns durch viele interessante Straßen und an Gebäuden vorbei. Das ich von dem Gebotenen beeindruckt war, merkte ich ganz deutlich an einem meiner Zeigefinger, denn der drückte in regelmäßigen Abständen auf den Auslöser. Jedoch muss ich zugeben, dass mir die Sonne sehr zu schaffen machte. Dies lag jedoch weniger an der Tatsache, dass ich in Pullover und langer Hose herumlief, als an der gnadenlos scheinenden Sonne. Daher war ich für eine kleine Unterbrechung des Rundgangs dankbar, die wir in einem hübschen Bisto verbrachten. Hier gab es zu meiner Freude eine Kleinigkeit zu Essen und etwas zu Trinken.

Ich gönnte mir einen Hamburger, der seltsam anmutete, als ich ihn bekam. Er bestand nämlich nur aus einem Fladenbrot und dem Fleisch, doch schmeckte er ausnehmend gut.

Die Rast viel nicht all zu lang aus, dann ging es weiter durch die Stadt auch an den Orten vorüber, die ich in den vergangenen Tagen im Fernsehen gesehen hatte und durch die dort stattfandenden Unruhen Schlagzeilen gemacht hatten. Nun herrschte dort zum Glück angenehme Ruhe. Nur die umher stehenden Absperrgitter ließen erahnen, was hier passiert war.

Auch wenn mir der Rundgang Freude bereitete, war ich froh, als das Hotel wieder erreicht war und ich der Hitze entfliehen konnte.

Nachdem ich etwas ausgekühlt war, ließ ich es mir nicht nehmen, einen ersten Abstecher in das nahegelegene Internet-Kaffee zu unternehmen und die ersten Erlebnisse niederzuschreiben.

Das erste Verfassen von ein paar Zeilen dauerte zwar länger als gedacht, doch nach etwa eineinhalb Stunden war es vollbracht. Zu meiner großen Freude brauchte ich für diesen Zeitraum nur 80 Euro cent zu bezahlen. Wenn ich mir die anderen Preise hier so ansah, war das wirklich sehr billig.

Vom Internet-Kaffee ging ich noch kurz in einen Drogeriemarkt in dem ich versuchte Brausetabletten zu finden, denn das viele Wasser, welches bei den Temperaturen zu trinken war, mußte durch eine andere Geschmacksrichtung ausgeglichen werden. Bis das Abendprogramm begann, hatte ich im Hotel zum Glück noch etwas Zeit die ich ganz unter das Zeichen der Erholung stellte.

Um 19:30 Uhr gab es ein kleineres Treffen bei dem wir über die Besonderheiten der Reise und all die vielen kleinen Dinge, die es zu beachten galt informiert wurden. Der folgende Teil des Abends stand eindeutig im Zeichen „Das Auge ist deutlich größer als der Magen“, denn nach der Besprechung ging es zum Abendessen in ein Steak-Haus.

Das Restaurant lag ganz in der Nähe des Hotels und so flanierten wir nur kurz durch die Fußgängerzone. Nachdem wir uns niedergelassen hatten, erhielten wir eine kurze praktische Vorführung wie die angebotenen Fleischsorten aussahen, damit wir uns zumindest etwas in der Karte zurechtfanden. Ich staunte nicht schlecht welche gewaltigen Fleischberge uns zur Präsentation gebracht wurden. Als ich zudem realisierte, das dies auch die Mengen waren, die einem serviert wurden, nahm ich rasch Abstand von der Idee, eines der größeren Stücke zu nehmen, denn selbst die kleinen Fleischstücke hatten bestimmt 300 – 500 g. Leichtsinnigerweise bestellte ich mir zu meinem Fleisch noch Fritten als Beilage. Wie sich herausstellte war dies eine wirklicher Übermut, denn die Beilagenportionen waren auch von gewaltigen Ausmassen. Bevor es jedoch ans eigentliche Essen ging, gab es noch eine sogenannte Enpanadas zu kosten. Bei ihnen handelte es sich um kleine Teigtaschen, die mit Fleisch gefüllt waren. Zu ihnen gab es noch eine extrem leckere Soße die den Genuss dieser Speise noch mehr steigerte.

Als das Essen endlich aufgetragen wurde, gingen nicht nur mir die Augen über, denn die gewaltigen Fleischberge, die sich vor jedem auftürmten, ließen schnell Zweifel darüber aufkommen, ob man es wirklich alles schaffen könnte. Ich für meinen Teil bewältigte mein Menu zwar nicht Mühelos, doch hielten sich die Reste sehr in Grenzen.

Als sich das Essen dem Ende näherte ging es schon langsam auf halb elf zu und eine gewisse Müdigkeit hatte sich bleiern auf meine Augenlieder gelegt. So nutzte ich auch bald die Gelegenheit mit ein paar Andern das Restaurant zu verlassen und mich in Richtung Hotel aufzumachen. Obwohl es schon sehr spät in der Nacht war, waren die Temperaturen noch immer extrem hoch und so war ich erneut froh, dass es im Hotelzimmer eine Klimaanlage gab. Im Hotelzimmer hielt ich mich nicht all zu lange auf, sondern mein Bett zog mich magisch an.

Mit dem Einschlafen ließ ich mir dennoch etwas Zeit, denn ich wollte Bernd, meinem Zimmergenossen aus Dresden, Gelegenheit geben vor mir einzuschlafen, den ich sah ein, dass mein geschnarche ihn um den Schlaf bringen könnte. Doch schließlich waren wir beide in Morpheus Arme gesunken.

 

03. Tag – Sonntag 13.01.2002
Buenos Aires (Stadtbesichtigung)

Ort Temperatur Wind Wolken:
Buenos Aires 32 °C leichte Brise morgens Hochnebel, später dichtere Bewölkung mit Auflockerungen. Gegen Abend viele sonnige Abschnitte

Nach einer Nacht, in der ich tief und fest geschlafen hatte, erwachte ich gut ausgeruht gegen 7:00 Uhr. Nachdem ich mich ausgiebig geduscht und gewaschen hatte, ging es zum Frühstück. Hier lernte ich das argentinische Frühstück kennen. Uns wurde eine Scheibe getoastetes Weißbrot, zwei kleine Croissants, ein Glas mit einem Früchtemix, Butter, Streichkäse und Saft geboten. Im Grunde wär dies wirklich nicht schlecht als Frühstück, wenn die Croissants nicht süß gewesen wären. Ich war zumindest etwas satt, als ich schließlich den Frühstücksraum verließ.

Gegen 9 Uhr begann unsere heutige Stadtbesichtigung, die wir mit dem Tourbus durchführten. Der erste Teil der Rundfahrt brachte uns zur Prachtstraße von Buenos Aires, die wir am Vortag auch schon befahren und besichtigt hatten. Nun realisierte ich die Tatsache, dass dies die breiteste Straße der Welt sein soll, erst richtig. Sie brachte es auf eine Gesamtbreite von 140 Metern. Doch was dies bedeute wurde mir erst später am Tag klar, als ich eine Postkarte fand, die diese Straße aus der Luft zeigte. Nun erkannte ich, dass diese Straße eine breite Schneise in ein sonst lückenlos bebautes Stück Stadtfläche bedeutete. Es wirkte wirklich beeindruckend.

Bis wir unser erstes Ziel, den Stadtteil San Telmo erreichten, erfuhr ich, dass im Großraum Buenos Aires stattliche 14 Mil. Menschen leben. Im Stadtkern waren es zwar nur noch etwa 4 Millionen, doch auch das war noch eine stattliche Menschenmenge. Im Stadtteil San Telmo besuchten wir einen Antiquitäten-Markt, auf dem es allerlei interessante Dinge zu erstehen gab. Ich drehte ein paar Runden über den Markt und entdeckte allerlei hübsche Dinge, die ich zumindest im Bild festhielt, denn zu diesem Zeitpunkt wollte ich mein Gepäck nicht durch zusätzliche Gegenstände belasten. Bevor ich mich in Richtung Fahrzeug aufmachte, hielt ich kurz an einem Art „Hotdog“ stand und orderte mit Händen und Füßen eines der Brote mit Würstchen. Leider war der Händler erst dabei gewesen seinen Stand einzurichten, daher war die Wurst nicht ganz so warm wie sonst üblich, dennoch lies es sich gut essen.

Von San Telmo ging es weiter in den Stadtteil La Boca. Wie wir erfuhren, war dies eines der ärmsten Viertel von Buenos Aires. Doch diese Armut hatte durch den Einfallsreichtum seiner Bewohner heute ein gewisses Maß an Bekanntheit erlangt, denn durch die Armut war es den Leuten nicht möglich ihre Hauser auf normale Weise mit Farbe zu bestreichen. Man griff stattdessen auf die Farbreste des nahen Hafens zurück und bestrich damit die Wellblechhütten und Häuser. Da es natürlich nicht Unmengen einer Farbe gab, ergab sich daraus, dass die Häuser sehr bunt ausfielen. Auf diese Weise hatten die Anwohner des Viertels eine Attraktion für Besucher aus aller Welt geschaffen.
Ferner lernte ich, dass dieses Stadtviertel unter anderem eine Wiege des argentinischen Tangos bildete. Besonders interessant empfand ich die Information, dass zur Zeit seiner Entstehung meist nur Männer in den Vierteln wohnten. Durch den Mangel an Frauen tanzten zu Beginn den Tango meist nur Männer zusammen. Durch die Ausdruckskraft des Tanzes und seiner Musik spiegelte dieser Tanz die ganz besondere Situation der Leute, so wie Einsamkeit, Armut und eine schwermütige Grundstimmung wieder. Für all die Besucher des Stadtteils La Boca, die vielleicht dem Tango oder der hübschen bunten Häusern nichts abzugewinnen mögen, sei noch gesagt, dass in diesem Stadtviertel Diego Maradona, einem wirklichen Helden des Sportes des Landes, aufwuchs.

Die weitere Fahrt führte uns zum Hafen Madero (Puerto Madero). Dort hatte man in den vergangenen Jahren die Speicherstadt so renoviert, dass dieser Teil mittlerweile zu einem der luxuriösen Teile Buenos Aires gehört. Dort findet man mittlerweile alles, was den neureichen Menschen das Herz aufgehen lässt. Auch ich musste neidlos zugestehen, dass es wirklich ein schmuckes Viertel geworden ist.

Vom Hafen ging es zu einem kurzen Stopp zum Fluss „Rio de la Plata“, einem solch gewaltigem Strom, dass die frühen Entdecker ihn irrtümlicher Weise für ein Meer hielten. Dieses Gewässer ist besonders am Wochenende ein beliebtes Ausflugsziel, um dort gemütlich zu grillen, angeln und es sich gut gehen zu lassen. Allerdings sollte hier gesagt werden, dass diese Art des Freizeitvergnügens sicherlich nur wenige Anhänger in Deutschland finden würde, denn das Wasser wirkte nicht besonders sauber und die Flächen, auf denen man sich Aufhielt (ca. 3 – 5 Meter breit), befanden sich neben einer mehrspurigen Straße. Zudem befindet sich dort der Inlandsflughafen. Die Autos und Flugzeuge sorgten nun für einen Geräuschteppich, der nicht unbedingt den Wunsch nach Erholung in unserem Sinne gerecht würde.

Vom Fluss ging es zu einem Park im Stadtteil Palermo, der Stadtbewohnern eine Unzahl an Freizeitangeboten bietet. Wir nutzten den dort gelegenen Park für unsere Mittagspause. Heute sahen wird das erste Mal, wie unsere Verköstigung zur Mittagszeit in den kommenden Wochen von statten gehen sollte. Das Essen wurde auf der „Ladefläche“ des Fahrzeuges als eine Art Büfett aufgetragen. Am heutigen Tag bestand es aus Melonen mit Speck garniert, Brot, Wurst, Käse, Tomaten und mehr. Besonders begeistern tat mich eine Chili-Sauce, die eine gewaltige Schärfe an den Tag legte. Während wir hier speisten, blieben allerlei Leute stehen, fuhren Autos langsamer, nur um uns beim Essen zu zusehen. Es war eine sehr belustigende Situation.

Nach dem Essen hatten wir noch Zeit für einen kurzen Ausflug in den Park, der sich für mich wirklich lohnte. Auch wenn nicht mehr alles in voller Blüte stand, war es eine sehr schöne Anlage in der man seine Zeit verbringen konnte.

Dem Park folgte der letzte Ausflugspunkt dieses Tages. Wir fuhren in den Stadtbezirk La Recoleta. Dort konnte man einen sehr bekannten Friedhof besuchen. Wie ich erfuhr, war auf diesem Friedhof Eva Perón beigesetzt, nachdem ihr Leichnam, nach einer Schändung ihres Grabes, eine 16-jährige Odyssee hinter sich gebracht hatte. Doch selbst diese Beisetzung besitzt bis heute nicht die ungeteilte Zustimmung, denn einige Menschen vertreten die Ansicht, dass Friedhof nur den „Reichen und Schönen“ vorbestimmt sei und zu diesen zählen einige Gegner sie nicht. Dies ist auch der Grund, dass es keine besonderen Hinweise auf das Grab der Perón gibt.
Wie ich beim Besuch rasch feststellte, war dies kein Friedhof im klassischen Sinne, sondern es war ein Ort, an dem es viele Grüften gab, die mehr oder weniger prächtig ausgestaltet waren. Der mehr als eine Stunde dauernde Aufenthalt bot nur einen flüchtigen Eindruck von diesem Friedhof, auf dem es sehr viel zu sehen gab. Leider gab es keine Möglichkeit dieses Gelände aus der Höhe zu sehen, denn von dort wirkte es noch imposanter, wie ich in einem Bildband gesehen hatte.

Unsere Stadtrundfahrt endete etwa gegen 16 Uhr am Hotel, wo ich mich erst einmal von der Hitze des Tages im klimatisierten Zimmer ausruhte. Lang ließ ich diese Pause jedoch nicht dauern, denn bevor es an diesem Abend zu einer Tango-Show gehen sollte, wollte ich die Erlebnisse noch im Internet-Kaffee niederschreiben.

An diesem Tag brauchte ich ganze zwei Stunden, bis ich meine Texte verfasst hatte und dies bedeutete, dass ich ziemlich spät zum Hotel zurück kehrte. Trotzdem legte ich auf dem Rückweg einen kurzen Stopp ein, den ich für den Erwerb eines Art Hotdog gönnte, so wie ich ihn schon am Morgen verputzt hatte. Wie gut diese Entscheidung war sollte ich später noch merken.

Im Hotel machte ich mich sogleich für den Ausflug zur Tango-Show bereit. Pünktlich wurden wir vom Veranstalter abgeholt und bekamen bei der folgenden Fahrt zu Show sogar noch eine kostenlose Stadtrundfahrt bei Nacht geboten.

Nach einer relativ kurzen Fahrt war das Ziel erreicht. Erstaunt war ich, als wir tief in die Gewölbe des Gebäudes hinuntersteigen mussten, bis wir den Veranstaltungsort erreichten. Ich war angenehm überrascht wie nett der Ort hergerichtet war. Es handelte sich um einen Saal mit etlichen Tischreihen und einer Bühne. Nachdem uns unsere Plätze zugewiesen worden waren, füllte sich der Raum zusehends.

Nicht nur ich war nun der Annahme, dass die Show bald beginnen würde, doch stellte sich heraus, dass wir erst einmal verköstigt wurden. Auf ein neues arbeiteten wir uns durch die Speisekarten. Dieses Mal wurde es zum Glück etwas erleichtert, denn die Speisen waren in Englisch und in Spanisch aufgelistet. Jeder durfte sich eine Vor-, Haupt-, und Nachspeise heraussuchen, was schon einiges an Zeit in Anspruch nahm. Zudem hatten die Kellner viele Gäste auf einmal zu bedienen, so dass von der Bestellung bis hin zum Beginn des ersten Essens eine nicht unbeträchtliche Zeit verging.

Es war etwa 22:15 Uhr, als das Essen schließlich serviert war und wir mit dem Verzehr beginnen konnten. Nach dem Hauptgang begann schließlich die Vorstellung. Im Verlaufe der folgenden Stunde, wurde ein abwechslungsreiches Programm geboten. Es reichte von Tango-Tänzer-Gruppen über Solotänze, Tango-Gesang (einzeln oder im Duett) bis hin zu einem Ausflug in die Indio Musik. Dass einem Langweilig wurde konnte ich von mir nicht behaupten.

Etwa gegen 23:45 Uhr verließen wir Show. Vor der Tür merkten wir, dass es zu regnen begonnen hatte, was die Temperaturen angenehm hat sinken lassen. Ich war froh, als ich schließlich im Bett lag, denn am folgenden Tag sollte eine längere Fahrtstrecke folgen.