002 – Río Negro

04. Tag – Montag 14.01.2002
Buenos Aires – Pigüé – Las Grutas

Ort Temperatur Wind Wolken:
Buenos Aires 29 °C leichte kühle Brise leichte Bewölkung

Die Nacht war durch den kurzen Regenschauer und die gesunkenen Temperaturen wirklich angenehm und ich hatte dadurch gut und fest geschlafen. So hoffte ich die bevorstehende Tagesettape von rund 600 Kilometern gut zu überstehen. Wie lang solch eine Fahrt jedoch sein kann, sollte ich an diesem Tag noch merken.

Zum Glück wurde alle 90. Minute eine Rast eingelegt in der man sich erleichtern und die Beine vertreten konnte. Trotz der Anstrengungen genoss ich die Fahrt durch die endlose Weite der Region von Buenos Aires. Es war für mich wirklich beeindruckend zu sehen, dass sich eine Landschaft über hunderte von Kilometern eigentlich überhaupt nicht erhebt, sondern einfach immer nur flach ist. Trotzdem war die Fahrt sehr anstrengend und ich war froh, als wir am späten Nachmittag Pigüé erreichten.

Pigüé befindet sich in den Ausläufern der Sierra de la Ventana, einem „Gebirgszug“, der aus der Ebene emporragt. Es war schon erstaunlich, wie meine Augen sich an diesen Hügeln festhielten nachdem es über Stunden stets nur flach gewesen war. In Pigüé legten wir einen kurzen Halt ein, bevor es auf die letzten etwa 25 Kilometer ging bis zu unserem Tagesziel der Estancia „Las Grutas“ ging.

Pigüé, eine 20.000 Seelen-Gemeinde, war für den unbedarften Besucher wie mich auf eine gewisse Weise interessant. Zudem versuchte ich zu erkennen, ob man erkennen konnte, dass die Gründerväter des Ortes ihre Wurzeln in Frankreich hatten. Es gelang mir zwar nicht, doch entdecke das ein oder andere hübsche Gebäude die dem Ort durchaus seinen Reiz verlieh.

Die 25 Kilometer, die nun noch folgten, hatten es wahrlich in sich. Nicht nur benötigten wir ziemlich genau eine Stunde, sondern der Weg hatte mehr Ähnlichkeit mit einem unbefestigten Feldweg als mit einer Zufahrt in dem Sinne, wie sich ein Deutscher so was vorstellen würde. So wurden wir ziemlich durchgeschüttelt, wurden jedoch im gleichen Masse durch die herrliche Natur und die immer näher kommenden „Berge“ entschädigt.

Auf der Estancia (Farm) wurden wir von den Besitzern Negrita und Grogo herzlichst begrüßt. Nach der kurzen aber herzlichen Begrüßung hieß es das erste Mal auf dieser Reise die Zelte aufzuschlagen. Dafür durften wir jeden Flecken, der uns gefiel, verwenden und so konnte jeder nach seinen Wünschen glücklich werden. Ich suchte mir einen Ort, an dem ich hoffte, die anderen durch mein Schnarchen nicht zu stören und trotzdem einen angenehmen Platz ergattert zu haben. Während ich mein Zelt errichtete, wurde den anderen gezeigt, wie die Zelte aufgestellt wurden. Dass ich mir die Vorführung nicht anzuschauen brauchte hatte einen einfachen Grund: Ich hatte mein eigenes Zelt dabei und wie das aufzubauen war, wusste ich aus meinen diversen Urlaubsreisen.

Nachdem sich alle eingerichtet hatten, dauerte es nicht mehr lange, bis uns ein Abendessen durch Nigrita geboten wurde. Es schmerzte mich zwar in der Seele, dass ich mir ab dem heutigen Tage das Essen versagen wollte, doch hatte ich in den vergangenen Tagen gemerkt, dass ich durch das späte Essen fast unerträgliche Schmerzen hatte, denn die Schädigung meines Magens verzieh solch späte Nahrungsaufnahme beim besten Willen nicht.

Der weitere Verlauf des Abends kürzte sich für mich sehr ab, denn ich merkte früh, dass mich die zurückgelegte Fahrt doch sehr erschöpft hatte, auch wenn ich eigentlich nur im Fahrzeug gesessen hatte.
Auf dem Weg zu meinem Zelt riskierte ich einen vorsichtigen Blick in Richtung Himmel und staunte mal wieder nicht schlecht wie herrlich der Sternenhimmel zu erkennen war. Ich ließ es mir nicht nehmen ihn geraume Zeit zu genießen. Als ich mich schließlich im Zelt niedergelegt hatte, bemerkte ich, wie ruhig es hier war. Außer dem Wind und den noch aktiven Vögeln hörte ich absolut keine anderen Geräusche. Ich empfand dies als sehr angenehm und wohltuend. Bei solch einer himmlischen Ruhe schlief ich schnell ein.

 

05. Tag – Dienstag 15.01.2002
Estancia „Las Grutas“

Ort Temperatur Wind Wolken:
Estancia „Las Grutas“ 28 °C leichte kühle Brise morgens wolkenfrei, ab Mittag Durchzug eines Wolkengebietes

Dieser Tag sollte ganz im Tage des Pferdes stehen. Ich persönlich hatte mich jedoch dazu entschlossen mir dieses Vergnügen zu versagen, denn dieser Aktivität konnte ich nicht viel abgewinnen. Aus diesem Grunde konnte ich an diesem Morgen auch einen Hauch länger schlafen als die Anderen. So kroch ich erst gegen 8 Uhr aus meinem Zelt und gesellte mich zu ihnen an den Frühstückstisch, der herrlich in freier Natur unter Bäumen platziert war. Als ich mich niedersetzte, standen die meisten schon auf, denn sie mussten sich für ihren Ausflug vorbereiten.

Etwa gegen 8:30 Uhr brach die erste Gruppe zu ihrem Reitabenteuer auf und auch ich hatte mir Gedanken gemacht wie ich den Tag verleben könnte. Ich hatte mich schließlich dazu entschlossen einen der Hügel, die die Estancia einrahmten, zu erklimmen und zu sehen, ob ich vielleicht mehr vom Umland zu sehen bekam.

Meinen Ausflug startete ich gut ausgerüstet, d.h. Fotoapparat, reichlich Wasser und feste Schuhe, denn es gab hier keine Wege, sondern man lief einfach quer Feld ein. Anfangs folgte ich einen Weg, den ich jedoch bald verließ um dann den nächst besten Hügel anzusteuern. Ich merkte rasch, dass es mit meiner Kondition wahrlich nicht gut bestellt war – dennoch lief ich unbeirrt weiter. Etwas zu schaffen machten mir die Zäune, denn diese galt es wenn möglich zu überklettern. Mit dem Überklettern hatte ich leider regelmäßig recht große Probleme, so entschloss ich mich lieber mich von all meiner Ausrüstung zu Entledigen, um unter dem Zaun hindurch zu kriechen.

Schließlich begann ich meinen Anstieg und es bereitete mir große Freude frei entscheiden zu können wie schnell ich gehen wollte und welche Richtung ich letztlich einschlug. So gewann ich rasch an Höhe und ich gewann mehr und mehr Überblick über das hinter mir liegende Tal. Nach etwa einer Stunde und 160 Höhenmetern hatte ich den ersten Hügel erreicht und ich war etwas ernüchtert, denn viel gab es nicht zu sehen. Ich schaute nämlich nur wieder gegen andere Hügel.

Doch entdeckte ich, dass, wenn ich die Richtung wechselte, auf einen Hügel vorstoßen konnte, von dem ich einen wirklich schönen Ausblick auf das die Berge umgebende Flachland haben sollte. Zu meinem Leidwesen musste ich mich auch hier oben noch einmal über einen Zaun quälen, doch Dank ein paar größerer Felsblöcke schaffte ich es, dem Stacheldraht auszuweichen. Wie ich es mir erhofft und gewünscht hatte, bot mir der angestrebte Hügel tatsächlich einen wunderschönen Ausblick auf die Pampa. Ich genoss dieses herrliche Bild geraume Zeit. Zudem konnte ich dem Spiel einiger Vögel zusehen, die sich durch den etwas kräftig wehenden Wind hin und her werfen ließen.

Schließlich hieß es den Rückweg anzutreten und dies bedeutete zwar einen kurzen Anstieg in Angriff nehmen zu müssen, jedoch die meiste Zeit durch das unwegsame Gelände abzusteigen. Zu meinem Leidwesen bemerkte ich während des Abstieges, dass eines meiner Knie zusehends schmerzte und ich mich wirklich verfluchte, dass ich meine Wanderstöcke auf dem Zeltplatz zurück gelassen hatte. So konnte ich meinem Knie nämlich keine Linderung verschaffen sondern die Schmerzen nahmen mit jedem Schritt zu. So fiel es mir nun auch immer schwerer die Zäune zu bewältigen.

Ich war erleichtert, als ich nach etwa 3:30 meine Wanderung beendete und dies genau zu dem Zeitpunkt zu dem es das Mittagessen gab. Mittlerweile war es so heiß geworden, dass für mich eine weitere Aktivität an diesem Nachmittag nicht mehr in Frage kam. Stattdessen genoss ich die Wärme, die ich allerdings im Schatten der Bäume erlebte. Etwas Abwechslung verschaffte ich mir dennoch, denn ich versuchte mich als Vogelfotograf, denn auf der Estancia gab es eine Unmenge der verschiedensten Vögel. Auch wenn ich nicht besonders überzeugend in meinen Bemühungen war, machte mir der Versuch zumindest Spaß.

Etwa gegen 18 Uhr erfuhr ich, dass ich mir das heutige Abendessen ansehen könnte. Es sollte Schwein am Spieß geben. D.h. ein ganzes Schwein wurde mit den Beinen von sich gestreckt auf eine Art Kreuz gebunden und dann am Feuer von allen Seiten geröstet. Ich machte mich sogleich auf den Weg, denn dieses Schauspiel wollte ich mir nicht entgehen lassen. In der Tat stelle ich fest, dass dieses Grillvergnügen etwas ganz besonderes war und so setzte ich mich in die Nähe des Feuers und schaute gespannt den Fortschritten zu.

Etwa gegen 20 Uhr waren auch die letzten Reiter von ihrem Ausflug zurück und ich hatte wirklich den Eindruck, dass es ihnen außerordentlich viel Freude bereitet hatte. Was das Essen betraf, so reute es mich ziemlich nichts mehr essen zu wollen. Umso erfreuter war ich, als mir angeboten wurde, am kommenden Tag in den Genus des Fleisches kommen zu können. Dankbar nahm ich dieses Angebot an. Als ich auch sah wie es den anderen schmecke, freute ich mich um so mehr auf das Essvergnügen am kommenden Tag.

Es war wohl 22 Uhr, als ich an diesem Abend in Richtung meines Zeltes aufbrach. Auch an diesem Abend konnte ich mich an dem herrlichen Sternenhimmel kaum satt sehen, doch ich war erneut zu müde, um all zu lange das hübsche Bild zu bestaunen. Stattdessen zog ich mich lieber ins Zelt zurück, um bald zu schlafen.

 

06. Tag – Mittwoch 16.01.2002
Pigüé – Sierra de la Ventana (Zeltplatz)

Ort Temperatur Wind Wolken:
Estancia „Las Grutas“ 26 °C leichte Brise morgens wolkenfrei, mittags Aufzug Wolken, kuze Regenschauer

Dieser Tag hatte zweierlei Aktivitäten zu bieten. Zum einen stand eine Wanderung auf dem Tagesprogramm und zum andren wollten wir zu einem anderen Lagerplatz wechseln. Die Wanderung die den Vormittag in Anspruch nehmen sollte, sollte gegen 9 Uhr beginnen. Da ich schon vor der Exkursion weitestgehend meine Sachen packen wollte, entstieg ich gegen 6:45 Uhr meinem Schlafsack.
Um etwas Ordnung in das Chaos all meiner Kleidung und Kleinteile zu bringen bedurfte es einiges an Zeit, doch wusste ich aus Erfahrung, das dies nur zu Beginn so ist. Je länger eine Reise dauert, umso besser klappt es mit der allgemeinen Organisation am Morgen.

Wie am Vortag angekündigt, bekam ich zum Frühstück u.a. das Fleisch von Vorabend und ich war sehr froh darüber, denn es schmeckte wirklich lecker. Es war so viel, dass ich die Hälfte des Fleisches wieder im Kühlschrank verstaute und ich auch zum Mittagessen etwas von diesem Schmaus haben würde.

Pünktlich um 9 Uhr begann unser Tagesausflug. Der Weg führte uns auf ein kleines Tal der Sierra zu und man mochte sich fragen, was es dort zu sehen geben würde. Doch das Rätsel lüftete sich bald, denn der Weg verschwand immer tiefer in der Berglandschaft und es bildete sich schließlich eine wilde und atemberaubende Schlucht. Ich war wirklich beeindruckt und glücklich über diesen Ausflug, auch wenn mein Knie wieder zu schmerzen begann und die Schmerzen immer mehr zunahmen je steiniger und steiler es wurde.
Nach etwa einer Stunde Fußweg durch diese karge Landschaft, bog der Weg um einen Felsen und völlig unverhofft wurde der Blick auf ein Stück Schlucht freigegeben, in dem ein herrlich blühender Strauch stand. Es war ein wunderschönes Bild. Natürlich hatte es auf dem Weg viele kleine und außerordentlich hübsche Blumen zu sehen gegeben, doch dieser Strauch war von solchen Ausmaßen, dass es wirklich etwas ganz besonderes war.

Je tiefer wie in die Schlucht vorstießen, um so rauher und schmaler wurde sie. Schließlich endete unser Ausflug an an einem kleinen „See“. Wer mochte konnte von hier die Exkursion noch vortsetzen. Ich zog es jedoch vor hier zu verweilen und die Landschaft zu genießen.

Der Rückweg war für mich etwas unangenehmer, denn nun musste über das Geröll, über das wir zuvor aufgestiegen waren, wieder hinunter klettern. Da ich um meine schlechte Trittsicherheit wusste, begleitete mich stets immer ein Gefühl von Unsicherheit.
Wegen meiner gesteigerten Vorsicht kam ich nicht ganz so zügig vorwärts wie der Rest der Gruppe, doch verhalf es mir zu beeindruckenden Einblicken auf die Felsen und die kleinen gut versteckten Blumen. Zudem wurde mir noch ein besonderes Schauspiel zu teil, denn meinen Weg kreuzte eine Schlange. Leider konnte ich sie nur noch im Gras weghuschen sehen, doch wurde mir durch dieses Vorkommnis schlagartig klar, dass es hier noch viele Dinge gab, dies zu beachten galt.

Gegen 12:30 Uhr erreichten wir den Zeltplatz und schon kurze Zeit später konnten wir zu Mittag essen. Ich gönnte mir natürlich mit Wonne die restlichen Fleischstücke und auch dieses Mal schmeckten sie aufs vortrefflichste. Nach dem Essen blieb nicht mehr viel Zeit, denn nun mussten die Zelte abgebaut, die Rucksäcke gepackt und alles im Fahrzeug verstaut werden. Die Estancia verließen wir, natürlich nicht ohne uns von unseren Gastgebern verabschiedet zu haben, gegen 14:45 Uhr. Die nun folgenden 25 Kilometer waren erneut ein Erlebnis, denn schon wie vor zwei Tagen wurden wir ordentlich durchgeschüttelt.

Pigüé war kurz vor 16 Uhr erreicht. Hier wurden die Essensvorräte ergänzt und ich ließ es mir nicht nehmen ebenfalls einen Besuch im Supermarkt durchzuführen. Wie ich schon befürchtet hatte überkam mich ein kleiner Kaufrausch und so erstand ich allerlei Kleinigkeiten. u.a. eine Salami, Cracker-Brot und viel zu trinken.

Etwa gegen 17 Uhr verließen wir Pigüé in Richtung unseres nächsten Etappenziels: Einem Zeltplatz weiter im Süden der Sierra de la Ventana. Die folgende Fahrt führte uns um die Berge herum und wir kamen auf einer gut ausgebauten Straße unserem Ziel rasch näher. Kurz vor der Ankunft, nachdem wir uns den Bergen wieder etwas mehr genähert hatten, schallte der Ruf „Fotostopp“ durch den Bus. Dies war für Marcus das Zeichen, dass gehalten werden sollte, da wir der Ansicht waren ein lohnendes Fotomotiv entdeckt zu haben. In diesem Fall waren es die Berge, die durch die tiefstehende Sonne herrlich beleuchtet vor uns lag. Als der Zeltplatz erreicht war gingen alle direkt daran ihre Zelte aufzubauen und wie nicht anders zu erwarten klappte es an diesem Abend bei fast allen schnell und unproblematisch. Nachdem sich alle eingerichtet hatten, wurde begonnen, dass Abendessen zu machen.

An diesem Abend gab es Reis, Hühnchen und Tomatensalat. Besondere Begeisterung fanden meist die Tomatengerichte, denn diese schmeckten dank der sehr aromatischen Tomaten sehr gut. Auch an diesem Abend versagte ich mir das Essen, was mir nicht sehr schwer fiel da ich heute nicht sonderlich hungrig war.

Gegen 20:30 Uhr saß ich noch mit ein paar anderen zusammen am Esstisch, während der Rest der Gruppe sich dem Geschirrwaschen Wittmetten, als einer vom fleißigen Teil der Gruppe recht aufgeregt zu uns kam, um uns mitzuteilen, dass wir einen herrlichen Sonnenuntergang verpassen würden. Ich lief gleich los, konnte jedoch nur noch eine Ahnung dessen bekommen was geboten worden war, denn auch jetzt war der Himmel noch herrlich leuchtend rot. Für mich stand nun schon fest, dass ich am kommenden Abend auf jeden Fall den Sonnenuntergang beobachten gehen wollte.

Es war etwa 09:30 Uhr, als ich mich dazu entschloss mich in mein Zelt zurückzuziehen. Leider befand sich nicht weit von meinem Zelt entfernt ein Flutlicht welches ein gut ausgeleuchtetes Zelt zur Folge hatte. Trotz des Lichtes dauerte es nicht lange, bis ich schließlich schlief.

 

07. Tag – Donnerstag 17.01.2002
Sierra de la Ventana

Ort Temperatur Wind Wolken:
Sierra de la Ventana 28 °C leichte und kühle Brise Morgens: hohe Schleierwolken, ab Mittag aufziehende Quellbewölkung

Dieser Tag stand im Zeichen einer Wanderung auf den höchsten Berg der Sierra de la Ventana. Von dort sollte man einen Ausblick auf das die Berge umgebende Flachland, die Pampa haben. Der Anstieg sollte etwa 3 Stunden dauern und rund 700 Höhenmeter betragen. Ich hatte mich dazu entschlossen, mir diesen Ausflug zu versagen, denn ich merkte noch heute die Schmerzen in meinem Knie und da der Weg nur über Geröll und Felsen gehen sollte, erschien es mir besser, diesen Ausflug ausfallen zu lassen. Zudem war mir das Wandern bei diesen Temperaturen eine Horrorvorstellung Trotzdem stand ich mit den anderen gegen 6:45 Uhr auf, denn das Frühstück und die Versorgung mit den nötigsten Lebensmitteln für den Tag wollte ich mir nicht entgehen lassen.

Es war etwa 8.30 als die anderen mit dem Bus das Gelände verließen und sich in Richtung ihres Ausflugzieles auf machten. Ich hingegen hatte es mir schon auf meiner Iso-Matte bequem gemacht und schmökerte in meinem mitgenommenen Buch, welches mir immer besser gefiel. Meinen Liegeplatz hatte ich so gewählt, dass ich im Schatten lag, denn schon so früh am Morgen brannte die Sonne unerbittlich vom Himmel.

Etwa gegen 9 Uhr brach ich zu einem kleinen Spaziergang in die nähere Umgebung auf. Da in der Nähe des Zeltplatzes die ersten Ausläufer der Sierra ihre Häupter gegen den Himmel reckten, wählte ich sie als mein mögliches Ziel, um mir einen Überblick über die Landschaft zu verschaffen. Leider musste ich jedoch schnell feststellen, dass für dieses Unterfangen einige Stacheldrahtzäune zu überwinden gewesen wären und so nahm ich von diesem Vorhaben Wieder abstand. So blieb ich auf einem Weg, der den Zeltplatz umrundete und genoss von hier die Eindrücke der Landschaft.
Schließlich hatte ich doch Glück, denn auf halbem Wege, entdeckte ich ein Kirchengelände, welches einer Heiligen gewidmet war. Dort konnte ich ganz bequem über eine Treppe einen Hügel hinauflaufen und die Aussicht genießen. Doch so sehr ich die Aussicht auch genoss, so sehr quälte mich die Hitze. Aus diesem Grunde zog ich es rasch vor zum Zeltplatz zurückzukehren, um mich dort vor der Sonne in Sicherheit zu bringen.

Etwa gegen 14 Uhr vernahm ich Gesang und ich konnte mir anfangs nicht erklären was es bedeutete. Doch schließlich lüftete sich das Geheimnis. Es war eine Pfadfindergruppe, welche auf dem Zeltplatz ihr Lager errichtet hatte. Am Vorabend hatten wir nichts von ihnen bemerkt, denn sie waren für eine längeren Ausflug unterwegs gewesen. Durch den Einzug der Jungen und Mädchen kam nun wirklich Stimmung auf den Zeltplatz, was ich jedoch eher unterhaltend fand.

Gegen 14 Uhr war ich der Ansicht, dass es Zeit für ein Duschbad sei. Ich hatte so lange darauf gewartet, da morgens die Duschen abgestellt waren und sie zudem erst später am Tag warmes Wasser führen. Auch hoffte ich jetzt noch den Pfadfindern aus dem Weg gehen zu können, die hatten sich anscheinend zum Mittagessen zusammengefunden.
Ich hatte gerade die Dusche betreten, als sie sich dennoch vor der Dusche zusammenrotteten. Mir schien es, als würden sie sich nicht trauen den Duschraum mit mir zu teilen, denn als ich schließlich herauskam befand sich eine Heerschar von Jungs vor dem Duschraum. Sie sprachen mich an und als ich ihnen versuchte klar zu machen, dass ich kein Spanisch spreche, schien es sie so sehr zu belustigen, das gleich einer los rannte und um es den anderen erzählte. Nach diesem kleinen Intermezzo dauerte es nicht lange, bis die Anderen von ihrem Ausflug zurückkehrten. Sie es schien war der Ausflug wohl anstrengend aber interessant gewesen

Gegen 18:30 Uhr machte ich mich wieder zur Kirche der Heiligen auf, um von dort den Sonnenuntergang zu erwarten. Ich hatte zwar ein wenig Zweifel, ob ich tatsächlich einen schönen Sonnenuntergang zu sehen bekäme, denn der Himmel war leicht von einer kompakt wirkenden Wolkendecke bedeckt. Auf dem Weg zur Kirche begegneten mir andere meiner Reisegruppe, die denselben Spaziergang machten, wie ich ihn am Morgen durchgeführt hatte.

Bei der Kirche machte ich es mir schließlich bequem und begann auf den Sonnenuntergang, der wohl gegen 20.30 Uhr beginnen würde zu warten. Während ich dort saß schaute ich mir den Stacheldrahtzaun, der das Gelände der Kirche umschloss genauer an. Denn ich war etwas enttäuscht, dass er mir die weitere Erkundung des Hügels, an welchem die kleine Kirche lag, verwehrte. Mit einen Male entdeckte ich eine Stelle an welcher wohl schon einige Leute vor mir versucht hatten den Zaun zu überwinden und dementsprechend ausgeleiert war er. Dieses kleine Schlupfloch nutze ich sofort, um den Zaun zu Überwinden und den Hügel noch weiter zu erklimmen.
Auf diese Weise erreichte ich rasch die Kuppe eines Hügels und wie ich feststellen Durfte bot er einen herrlichen Blick auf die Berge der Sierra und das bis an den Horizont reichende Flachland. Dieser Platz schien mir bestens geeignet den Sonnenuntergang abzuwarten.

Die Zwischenzeit nutze ich zu allerlei Fotos. Unter anderem versuchte ich mich, mit Stativ an einem 360°-Bild. Es stellte sich als schwieriger heraus als ich dachte und so entschied ich mich Zukünftig diese Aufnahmen wie gewohnt aus freier hand zu machen.

Zu meiner Freude rissen die Wolken kurz auf und mir wurde ein prachtvolles Lichtspiel geboten. Die tief stehende Sonne beschien Teile des hinter mir liegenden Bergmassivs und betonte auf diese Weise die Strukturen der Hügel und gemähten Felder aufs vortrefflichste.

So sehr ich dieses Schauspiel auch genoss umso erschrockener war ich, als ich feststelle, dass sich über einen nicht sehr weit entfernt liegenden Hügel eine Feuerwand arbeitete. Brennen tat es schon seit dem wir hier angekommen waren, doch nun sah ich wie sich das Feuer Meter für Meter den Hügel hinunter arbeitete. Die Breite dieser Feuerwand schien so gewaltig, dass das einzelne Feuerwehrauto, welche in regelmäßigen Abständen im Tal entlang fuhren, einen aussichtslosen Kampf zu kämpfen schienen.
Das Feuer und die Tatsache ggf. im Dunklen vom Hügel absteigen zu müssen, ließen in mir die Entscheidung reifen, meinen Standort doch noch vorzeitig zu verlassen. Nun wurde mir das Schauspiel des Sonnenunterganges zwar nicht von dieser exponierten Stelle geboten, doch war das Lichtspiel vom wesentlich tiefer gelegenen Kirchengelände nicht weniger beeindruckend.

Als ich den Zeltplatz erreichte, wussten die anderen auch schon vom Feuer, denn es war ohne Probleme vom Zeltplatz aus zu sehen. Hätte man nicht gewusst welche Naturgewalt sich da die Hügel hinunter fraß, hätte man das Schauspiel für einen grandiosen Fackelzug halten können. Trotz dieser etwas merkwürdigen Situation ging ich bald zu Bett, denn für den kommenden Tag stand die größte zu fahrende Wegstrecke der gesamten Reise bevor.