005 – Tierra del Fuego

21. Tag – Donnerstag 31.01.2002
Rio Gallegos – Magellan Strasse – Rio Grande – Estancia Maria Beheti
Ort Temperatur Wind Wolken:
22 °C leichte kühle Böen bewölkt aber sonnig

Der heutige Tag sollte im Zeichen von Zollformalitäten stehen, denn wir mussten Argentinien verlassen, in Chile einreisen, aus Chile wieder ausreisen, um wieder in Argentinien einreisen zu können. Jedoch musste ich mich erst einmal aus dem Bett arbeiten bevor irgendein Grenzübertritt in greifbare Nähe kam. Auch wenn ich ohne Probleme erwachte, hatte ich mit der extrem hohen Matratze, ich hatte zuvor noch nie auf einer etwa 40 cm hohen Matratze gelegen, so meine Probleme. Das Hauptproblem war für mich die Tatsache, dass ich mir sorgen machte abstürzen zu können und mir vielleicht erneut eine Blessur zuzuziehen. Trotz dieser Sorge schaffte ich es dem Bett zu entsteigen, mich das letzte mal für die kommenden 4 Tage zu waschen und all meine Gegenstände zu verpacken.

Nachdem ich schon so manches Mal Dinge in Hotels, Jugendherbergen usw. liegen gelassen hatte, kroch ich hier sogar unter die Betten sowie hinter die Schränke und versicherte mich, dass auch ja nichts zurückblieb.

Vor dem Frühstück hieß es erst einmal das Gepäck zu verstauen, um uns anschließend im Hotel angeschlossenen Bistro zum Frühstück zu treffen. Da vor uns eine englische Reisegruppe einen Zug durch das Büffet gemacht hatte, war im Moment nicht alles vorhanden, zumindest von all den Dingen denen ich mehr zugetan war. Es dauerte auch eine Weile, da die Bedienung etwas Zeit benötigte alles ein wenig in Ordnung zu bringen. Auch wenn ich mich schließlich mit der einen oder anderen Leckerei eindecken konnte, war das Büffet erst wieder vollständig befüllt, als wir schon wieder zum Aufbruch bereit waren.

Während des Essens gab es noch ein etwas seltsames Ereignis. Ich widmete mich gerade meinem Orangensaft und einem lecker anmutenden Brot, als ich etwas klopfen hörte. Ich schaute mich um konnte jedoch keine Erklärung für diese Geräusche finden, dennoch klopfte es in regelmäßigen Abständen immer weiter. Mittlerweile fiel das Klopfgeräusch nicht nur mir, sondern auch allen anderen Leuten auf, doch auch sie schienen einigermaßen ratlos, denn es gab keine Türen oder Fenster an denen jemand oder etwas klopfte. Langsam begann ich schon an übernatürliche Phänomene zu glauben; sollte es gar ein Klopfgeist sein? Wie sich schließlich herausstellte, hatte sich eine unserer Mitreisenden in die Toilette zurückgezogen und nicht bemerkt, dass es innen keine verwendbare Türklinke gab. So war sie in diesem Raum gefangen. Nachdem sie befreit worden war, ging es auch schon direkt zum Bus und unsere heutige Fahrt begann.

Schon kurz hinter der Stadtgrenze von Rio Gallegos begann das Schafland. Diese Tatsache und der Umstand, dass unser heutiger Fahrtag sein Ende auf einer Estancia auf Feuerland finden würden, hatten wir es zu verdanken, dass Sandra uns etwas über Estancien, Gauchos usw. erzählte.
So erfuhren wir, dass es heute in Argentinien rund 30 Millionen Schafe geben soll. In früherer Zeit waren es wesentlich mehr gewesen, doch da auch andere Länder sich auf den lukrativen Markt stürzten, kam es nach und nach zu einem Verfall der Preise und einem Niedergang dieser so blühenden Wirtschaft.

Weiterhin erfuhr ich, dass als Besonderheit Patagoniens und Feuerland durchaus den Umstand hervorheben kann, dass das Land so karg ist, dass ein Schaf ca. 4 – 7 Ha Landfläche benötigt, damit es nicht verhungert und genügend Wolle produzieren kann. Auf diese Weise müssen die Farmen aus deutscher Sicht wirklich gigantische Flächen aufweisen, um etwa 5000 Tiere zu ernähren. Allerdings ist diese Menge an Tieren nicht genug, um dem Besitzer einer Estancia ein gutes Leben zu ermöglichen. Dazu sind wesentlich mehr Tiere notwendig.

Damit solch eine Estancia überhaupt betrieben werden kann, sind die Gauchos, wie der Nicht-Argentinier die Beschäftigten einer Estancia nennt, ein essentieller Bestandteil. Obwohl sie so wichtig sind, gehörten sie nie zu den bestverdienenden Zeitgenossen. Heute erhält ein Gaucho etwa 100 Peso pro Monat. Obwohl Kost und Unterkunft gestellt werden, ist dies eher ein Taschengeld. Doch sind die Männer mit ihrem Leben zufrieden und verrichten mit Stolz ihre Arbeit.

Der Arbeitstag und auch das Jahr sind mit allerlei Tätigkeiten angefüllt, so dass es einem Gaucho eigentlich nie langweilig wird. So ist der Gaucho stetig damit beschäftigt, einen Überblick über die im anvertrauten Tiere zu behalten. Zudem begleitet er die Schafschur, die zumeist von Wanderarbeitern durchgeführt wird, die von Estancia zu Estancia ziehen, um ihre Dienste anzubieten.
Ferner kümmert er sich um die Kastration der Tiere, damit ein Gleichgewicht zwischen fruchtbaren männlichen Tieren und weiblichen Tieren gewährleistet bleibt.

Das Thema Kastration rief schließlich noch das ein oder andere gequälte Lächeln hervor, denn Sandra erzählte, dass in früheren Zeiten den Tieren die Hoden von den Gauchos abgebissen wurden. Später machte man es mit einem Messer. Doch selbst die heutige Methode hörte sich für uns nicht sehr toll an, denn heute werden die Hoden mit einem Gummiring abgeschnürt, was zum Absterben des Gewebes führt, so dass schließlich die Hoden abfallen.

Wenn ein Gaucho den Frühling und den Sommer überstanden hat und der Winter vor der Tür steht, wird es nicht wesentlich weniger mit der Arbeit, denn das Schaf an sich ist derart „dumm“, dass es sehr schnell in Schwierigkeiten gerät und möglicherweise verendet. Dies ist z.B. auch der Grund, warum die Schafe im Sommer oder Herbst nochmals im Gesicht geschoren werden, damit die Augen frei liegen. Denn ein Schaf frisst nur etwas was es sieht. Wenn also die Augen durch das Fell verdeckt sind, hört es einfach auf zu futtern, denn es sieht das Grass nicht mehr. Dabei könnte das Tier ein herrliches Grasbüschel vor seiner Nase haben, es würde es wohl nicht fressen.

Erstaunlich fand ich auch die Erzählung, dass in besonders strengen Wintern die Schaffe sich zusammenstellen, damit sie nicht frieren. Dies erschien mir eine wirklich gute Maßnahme. Nun konnte es jedoch vorkommen, dass es anfing zu schneien, und sich eine geschlossene Schneedecke auf den Tieren bildete. Die daraus resultierende Gefahr erkannten die Tiere jedoch nicht, sie würden weiterhin zusammen stehen bleiben und langsam ersticken, denn der Schnee läst keinen Sauerstoff mehr zu ihnen. Das zu verhindern ist u.a. die Aufgabe des Gauchos, die mit ihren Pferden durch die Ebenen reiten, um die auf diese oder andere Weise in Schwierigkeit geratene Tiere zu finden und sie aus ihrer misslichen Lage zu befreien.

All diese Erzählungen ließen vergessen, dass wir mittlerweile wieder eine Schotterstrasse befuhren und wir erneut ordentlich durchgeschüttelt wurden.

Es war 9 Uhr als wir die Argentinische Grenze erreichten und die erste Ausreise des Tages anstand. Da vor uns ein anderer Bus angekommen war, zog sich die Ausreiseprozedur etwas in die Länge. Allerdings hatten wir nichts damit zutun. Die Formalitäten übernahmen Sandra und Marcus für uns. Wir brauchten uns lediglich in Geduld zu üben. Kurz nach dem Überschreiten der Grenze erreichten wir wieder eine Grenze. Dieses mal die von Chile. Dort mussten wir alle aussteigen und mit ins Grenzgebäude gehen, denn hier hieß es die entsprechenden Einreiseformulare auszufüllen und eine Erklärung abzugeben, dass man keinerlei Lebensmittel mitführte. Mit dieser Erklärung wurde es verwaltungsseitig so ernst genommen, dass jeder von uns diese Erklärung abgeben musste. Nach 30 Minuten war der Verwaltungsakt abgeschlossen und nachdem das Fahrzeug desinfiziert worden war, konnten wir die Fahrt fortsetzen.

Wir hatten gerade die Grenze überfahren, als ein Hallo durch das Fahrzeug ging, denn jemand entdeckte spielende Füchse in der Nahe. Sie rannten, als wären sie verrückt, immer im Kreis. Es war ein wirklich witziges Bild.

Gegen 11 Uhr erreichten wir die Magellanstrasse, die es zu überqueren galt, um nach Feuerland zu gelangen.
Als wir ankamen waren zwar alle durch die Schotterpissten einigermaßen durchgeschüttelt, aber noch entspantt und sich auf die Überfahrt freuend. Doch der Zustand änderte sich rasch, denn unser Fahrzeug konnte erstaunlicherweise sofort auf die Fahre, die schon fast im Begriff des Ablegens war. So kam gehörige Hektik auf, denn es hieß recht plötzlich unser Fahrzeug zu verlassen und die Fähre zu Fuß zu besteigen. Die Tore der Fähre wurden geschlossen, als die letzten von uns auf das Schiff hüpften.

Nicht nur, dass wir so schnell die Fähre besteigen konnten war eine Besonderheit dieser Überfahrt, sondern auch die Tatsache, dass die Magellanstrasse nicht wild tosend vor uns lag . So konnte ich von der Maßnahme ein paar Kaugummis gegen Seekrankheit einzunehmen Abstand nehmen. Trotzdem hielt ich sie griffbereit.

Die Überfahrt fand an der schmalsten Stelle der Magellanstrasse statt. Diese Durchfahrt hatte Magellan am 25. Oktober 1525 entdeckt. Für mich eine Tatsache, die mich immer wieder erstaunt, denn Ereignisse, die so weit zurück lagen und einen Kraftakt von Menschen und Schiff darstellten, riefen bei mir ein großes Maß an Hochachtung hervor.

Magellan, der selber Portugiese war, hätte diese Entdeckung lieber im Namen seines Heimatlandes getan, doch der damalige König war nicht interessiert daran gewesen, Geld für eine Expedition, für die Entdeckung einer Durchfahrt bereitzustellen. Der spanische König hingegen gab Magellan die nötigen Geldmittel, denn er erkannt den Nutzen für sich und sein Land, der in der Entdeckung einer solchen Durchfahrt steckte. So mussten führ Händler, die in Richtung Osten reisten viele Zölle entrichten, bis sie schließlich ihr Ziel erreichten. Diesen hoffte der spanische König mit der Entdeckung einer Passage zu entgehen und wesentlich günstiger und vielleicht auch schnell Handel treiben lassen zu können.

Nach ganzen 15 Minuten betraten wir Feuerland. Erstaunlich emotionslos ging dies vonstatten, und auch die Landschaft vermittelte nicht, das wir nun diesen südlichsten Teil Südamerikas erreicht hatten.

Da die Landschaft sich nicht deutlich von jener unterschied die man im Rest Patagoniens entdeckte, vertraten einige Leute die Ansicht, dass auch mindestens der Nordteil Feuerlands zu Patagonien gezählt werden konnte. Denn das Land wirkte ebenso karg wie Patagonien und es wehte ein ebenso starkes Lüftchen.

Während wir uns weiter über Schotterpisten in Richtung Sünden arbeiteten erfuhr ich, warum Feuerland diesen Namen trug. Die ersten Entdecker dieses Landstriches sahen von ihren Schiffen nur die Rauchfahnen der Eingeborenen und so tauften sie das Land „Land des Rauches“, doch schon kurze Zeit später taufte man es in „Land des Feuers“; um, denn man sagte sich wohl, wo Rauch ist, ist meist auch Feuer und irgendwie hört es sich für mich der neue Name so auch etwas spannender an.

Pünktlich um 12 Uhr hielten wir, um unsere Mittagspause einzulegen Wo auf einmal die Nahrungsmittel herkamen, denn wir hatten doch bestätigt, dass wir nichts dabei hätten, fragte ich mich nicht – ich ließ es mir lieber schmecken.

Auf der Fahrt weiter durch Chile gab neben dem üblichen Gerumpel über die Schotterpiste ein wirklich aufregendes Ereignis: Es wurden Gauchos entdeckt, die gerade dabei waren, eine Herde von Schafen vor sich her von einer Koppel zu nächsten zu treiben. Wir hielten und bestaunten das Treiben. Dankenswerter Weise warteten die Gauchos, bis wir uns so positioniert hatten, dass wir das Ereignis fotografisch und filmerisch festhalten konnten.

Es war kurz nach 15 Uhr als wir aus Chile ausreisten. Dieses Mal war diese Aktion schon nach 15 Minuten beendet. Bis wir jedoch die Grenzstation Argentiniens erreichten, dauerte es einige Zeit und genauso lange dauerte es, bis dort schließlich die Einreiseformalitäten erledigt waren.
Warum sich alles so in die Länge zog ist mir nicht ganz klar geworden, denn wir brauchten kein Formular ausfüllen, jeder erhielt einen Stempel in seinen Ausweis und der Ausweis wurde eingescannt und schon konnte es eigentlich schon weiter gehen. Dieses Zeitmisterium wird wohl auf ewig das Geheimnis der Bürokratien dieser Welt bleiben.

Kurz nach der Grenze gab es ein Schild zu sehen, welches unbedingt fest gehalten werden musste. Auf ihm stand „Die Falklandinseln gehören zu Argentinien“.

Im weiteren Verlauf der Fahrt schien das Schaukeln kein Ende zu nehmen und so war ich wirklich froh, als wir um 17:15 Uhr endlich Rio Grande erreichten, von wo es nicht mehr all zu weit bis zu unserem Tagesziel sein sollte. Den kurzen Aufenthalt nutzten Sandra und Marcus, um ein paar Einkäufe im örtlichen Supermarkt zu tätigen. Nachdem ich mich etwas im Ort umgesehen hatte und feststellte, dass er nicht all zu viel zu bieten hatte, sah man von den verschiedenen durchaus hübsch arrangierten Blumenbeeten einmal ab, verschwand ich auch lieber im Supermarkt, um mich mit ein paar Leckereien und Getränken einzudecken.

Die Fahrt zu unserem Tagesziel, der Estancia Maria Beheti, war schnell bewältigt – auch wenn ich um den ein oder anderen Fotostop bat, denn die Landschaft verzückte mich auf ganz besondere Weise.

Auch wenn ich davon gehört hatte – bei der Ankunft auf der Estancia sah man es: Eine Estancia ist im Grunde mehr als nur ein „Bauernhof“, es war eigentlich eine kleine Ortschaft. Heute waren diese Orte zwar nur noch von wenigen Leuten bewohnt, doch zur Blütezeit der Estancias gab es dort alles was man für ein autarkes Leben brauchte. Sogar eine Bibliothek wurde zur Verfügung gestellt. Hier auf der Estancia waren es wirklich hübsche kleine Häuser, die den „Ort“ bildeten.

Wir waren gerade angekommen, als sich schon das nächste Highlight ankündigte: Es wurden nämlich Schafe, die wohl gerade die Kastration hinter sich hatten, sortiert. So bauten wir dieses Mal nicht die Zelte als erstes auf, sondern besuchten die Gauchos und beobachteten sie bei ihrer Arbeit. Es war wirklich ein hartes Stück Arbeit welche sie hier verrichteten, denn die Schafe machten meist nicht was sie sollten, auch wenn es nur darin bestand, geordnet gerade aus zu laufen.

Schließlich hieß es die Zelte aufzubauen und da hier ein etwas stärkerer Wind wehte, mussten mehrere Personen die Zelte gemeinsam errichten. Ich für meinen Teil lehnte die helfenden Hände für den Zeltaufbau ab, denn der Aufbau meiner Heimstattt ließ sich ohne Probleme alleine bewerkstelligen, worauf ich durchaus stolz war.

Durch den Wind war es an diesem Ort relativ kalt und so zog ich nach und nach immer mehr an. Schließlich hatte mich ganz und gar eingepackt, was den anderen den ein oder anderen Lacher entlockte. Mir war es aber egal, denn ich wollte später lieber schön warm in den Schlafsack kriechen können, als völlig ausgekühlt, denn nur wenn man selber warm war, war man in der Lage seinen Schlafsack auf angenehme Themperaturen zu bringen.

Nach dem Essen und der Eröffnung des Tagesprogramms für den kommenden Tag, lief ich noch ein paar Schritte, denn der Himmel bot ein herrliches Bild. Der Wind spielte mit den Wolken und das restliche Tageslicht produzierte herrliche Lichteffekte. Es war 22 Uhr und noch erstaunlich hell, als ich mich entschloss in meinem Schlafsack zu verschwinden. Da es vorgestern so kalt gewesen war, hatte ich mich am heutigen Abend dazu entschlossen, mal richtig in den Schlafsack zu schlüpfen. Wie ich es befürchtet hatte, war der Schlafsack etwas zu eng für mich und so fühlte ich mich wie ein Pressack. Trotzdem legte ich mich zurück und schlief auch bald ein.

 

22. Tag – Freitag 01.02.2002
Estancia Maria Beheti – Rio Grande – Estancia J. Menendez – Lago Yehuin
Ort Temperatur Wind Wolken:
18 °C morgens leicht böig, über Tag stark böig morgens stark bewölkt und vereinzelt Regentropfen, über Tag aufgelockerte Bewölkung

 

Trotz der rund 55.000 Schafe die sich auf dieser Estancia befinden und der Tatsache, dass sie zurzeit hier Zusammengetrieben worden waren, hatte ich eine sehr ruhige Nacht. Ich hörte außer dem Wind, der ab und zu kräftig an meinem Zelt rüttelte, nichts.

Als ich gegen 7:00 Uhr erwache, ist zu überhören, dass Regen fällt. Es schien zwar kein sonderlich starker Regen zu sein, dennoch entschloss ich mich heute einmal meine Ausrüstung vollständig im Zelt zu verpacken. Dieses Vorhaben verhalf zwar zu trockener Ausrüstung, doch brachte es immer die ein oder andere Verrenkung mit sich, bis schließlich alles verstaut war. Um so erfreuter war ich, dass diese Aktion ohne größere Probleme von statten ging. Nachdem ich schließlich dem Zelt entstieg, merkte ich, dass es sich eigentlich nur um ein paar Regentropfen handelte. Trotzdem war mein Zelt von einer dünnen Wasserschicht überzogen. Mittlerweile hatte es erfreulicherweise aufgehört zu nieseln und so schnappte ich mir mein Handtuch und begann das Zelt abzutrocknen, so dass ich es zumindest einigermaßen trocken verstauen konnte. Mein Wunsch wurde mir erfüllt und da noch ein leichter Wind wehte unterstützte er mich beim Trocknen.

Nach dem Frühstück starteten wir unseren Rundgang über die Estancia. Unsere erste Station bildete der Schafscherschuppen. Es ist der größte Argentiniens und misst eine Fläche von rund 4000 qm und in der Tat wirkte das Gebäude außerordentlich gewaltig. Zudem hatten wir an diesem Tage Glück, denn die am Vortag Zusammengetriebenen Schafe standen heute für ihre Gesichtsschur bereit. Diese Arbeit beobachten zu können war so aufregend für uns, dass jeder bebannt zusah und seine Aufnahmen machte und ich anfangs überhaupt nicht mitbekam, dass wir schon wieder mit Informationen versorgt wurden. Trotzdem erhaschte ich die Auskunft, dass die Schaffe nur im trockenen Zustand geschoren wurden, denn sonst würde es Beeinträchtigungen in der Wolle geben. Dies erklärte auch den großen Schuppen, in dem die Schafe wirklich Zeit genug hatten nach und nach zu trocknen. Während ich den Erzählungen lauschte war es überwältigend zu sehen in welcher Geschwindigkeit und Präzision die Gauchos ihre Arbeit erledigten und die Schafe machten es ihnen teilweise wirklich nicht leicht.

Der Schafscherschuppen war in viele kleine Gatter aufgeteilt, in die die Tiere gepfercht worden waren. Dieses System erinnerte mich durchaus an das Warteschlangensystems in diversen Geschäften, nur dass hier etliche Tiere in einem Gatter zusammenstanden und die einzelnen Gatter eine Reihe bildeten.
War das vorderste Gatter abgearbeitet, wurde es aus dem dahinterliegenden wieder aufgefüllt und so weiter. Das letzte Gatter, bevor die Schafe die Gauchos erreichte, fand ihren Abschluss mit einem Gatter und einem Art Türrahmen, an dessen oberen Teil die Scherköpfe befestigt waren. Hier stand nun der Scherer (in unserem Falle die zur Estancia gehörenden Gauchos), der ein Schaf nach dem anderen angereicht bekam. Meist war dieser so schnell, dass zwei Leute ihm die Schafe anreichten. Die Handgriffe der Männer waren dabei so fachmännisch und sicher, so dass fast im Minutentakt ein Tier geschoren werden konnte.

Nach der Scherung, konnten sich die Tiere nur kurz erholen, denn schon ging es weiter in ein anderes Gatter, welches sie wieder in die Freiheit entlassen sollte. Allerdings erhielten sie hier noch eine kurze Behandlung. Wie ich erfuhr wurde ihnen hier ein Mittel ins Maul gespritzt welches gegen Würmer usw. helfen sollte. Irgendwie war es eine Unappetitliche Vorstellung.

Wir hatten viel Zeit bekommen die Männer bei ihrer Arbeit zu beobachten, doch als schließlich zum Aufbruch gerufen wurde, war die Enttäuschung schon zu merken, denn fast jeder hätte den Gauchos noch stundenlang bei ihrer Arbeit zusehen können.

Unser nun beginnender Rundgang über die Estancia brachte uns zum Schlachthaus, bei dem jedoch wohl keine Schlachtungen mehr oder zumindest heute stattfanden. Wie wir erfungen wäre hier im Akkord geschlachtet worden, so dass man an den diveren Fenstern hätte in Denkung gehen müssen, damit man nicht z.B. Schafsschädel gegen den Kopf geschmissen bekommen hätte. Irgendwie war ich froh das nicht mit ansehen zu müssen. Das ein oder andere herumliegende Kopfskelett reichte, um sich ein Bild von den Abläufen hier zu machen. Danach schauten wir uns die anderen Gebäude an, die früher den Schafscherern, den Arbeitern usw. zugewiesen worden waren. Auch wenn uns nicht erzählt worden wäre, dass Estancien früher wie kleine Orte waren, spätestens bei diesem Rundgang wäre es aufgefallen.

Ein ganz besonderes Erlebnis hatten wir unverhofft gegen Ende unseres Rundgangs, den zwei Gauchos trieben eine mehrere tausend Schafe umfassende Herde an uns vorüber. Während die Tiere vorüberliefen, sah man nur noch Köpfe. Erstaunlich war zudem mit welcher Leichtigkeit die Gauchos gemeinsam mit ihren Hunden die Tiere in Schach hielten. Völlig benommen und begeistert von diesem Erlebnis ging es zurück zu unserem Fahrzeug und schon kurze Zeit verließen wir diesen Ort.

Am Rande von Rio Grande kamen wir an einer äußerst skurrilen Skulptur vorbei. Da die Stadt sich als Hauptstadt des See-Forellenfangs ansah, hatte man hier diesem Tier eine überdimensional große Forelle als Denkmal gesetzt. Obwohl Rio Grande dem Durchreisenden wahrlich nicht viel zu bieten hatte, auch wenn man sich von Seiten der Gemeindeverwaltung durch Skulpturen und Anpflanzungen ein hübscheres Bild zu geben durchaus Mühe gab, sollte unser Aufenthalt fast zwei Stunden dauern. Dieser lange Aufenthalt hatte einen triftigen Grund, denn Marcus und Sandra mussten für die kommenden 3 Tage Lebensmittel einkaufen, denn wir würden für diesen Zeitraum keine Gelegenheit mehr bekommen einkaufen zu gehen. Wir würden nämlich die gesamte Zeit jenseits jeglicher Zivilisation verbringen.

Ich nutzte die Zeit, um mal wieder meine Reiseerlebnisse für das Internet niederzuschreiben. Obwohl ich direkt ohne Unterlass zu schreiben begann, benötigte ich die gesamte Zeit, um die Erlebnisse nur eines einzigen Tages niederzuschreiben. Wie ich dabei mal wieder feststellte, waren die Tage voll von Erlebnissen und Eindrücken die kaum zu zählen. Einbesonderes Hemmnis beim Niederschreiben meiner Erzählungen erwies sich in diesem Internet-Cafe die Tastatur meines Rechners. Bei ihr blieben ständig irgendwelche Tasten hängen. Ich machte den Eigentümer auf das Problem aufmerksam und er war nun wirklich bemüht mir zu helfen. Da er sich wohl nicht sicher war, ob die anderen Tastaturen der Internetrechner dieselben Probleme aufwiesen, lieh er mir die aus seinem Büro mit der sich anschließend trefflich schreiben ließ.

So ziemlich als letzter traf ich am Treffpunkt ein und so hieß es bald einzusteigen und die Reise fortzusetzen. Allerdings fuhren wir nicht all zu weit, denn unser nächster Halt galt der Estancia J. Jenendez die nur wenige Kilometer von Rio Grande entfernt lag. Kurz bevor wir die Estancia erreichten legten wir einen Fotostopp ein, denn die Estancia lag malerisch in einer sanften Hügellandschaft und sah außergewöhnlich hübsch aus. Der fast blaue Himmel und der laue Wind trugen ihr Teil dazu bei, dass alles wie ein hübsches Gemälde vor einem lag.

Auf der Estancia gab es erst einmal unser Mittagessen. Obwohl diese Estancia nett anzusehen war, rief sie bei mir nicht die Begeisterung hervor wie die vorherige, denn hier gab es zum jetzigen Zeitpunkt kein Lebewesen zu sehen. Sie wirkte fast wie ausgestorben. Wir nutzten diesen Halt jedoch um uns den hiesigen Schafscherschuppen, die Wollpresse, gigantische Wollballen usw. anzusehen. Die Besonderheit dieses Schuppen bestand darin, dass er vollständig aus Holz gefertigt war und wo wirkte er, als er so ruhig vor mir lag, sehr warm und angenehm.

Die nun folgende Fahrtstrecke entwickelte sich für mich ebenfalls zu etwas besonderem. Denn es schien, dass wir nun endgültig die unendlichen Weiten und grenzenlos scheinenden Flächen hinter uns gelassen hatten, denn die Landschaft wurde deutlich hügeliger. Zudem änderte sich der Bewuchs. Es gab mehr Bäume zu sehen, die der Landschaft ein völliges anderes Bild verliehen.

Ein rießen „Hallo“ gab es, als wir auf das Gelände des Lago Yehuin fuhren, denn auf ein Mal lag dieser herrlich glitzernde See vor uns, der von Hügeln und dahinter liegendem alpin wirkenden Bergmassiv eingerahmt war. Auch die hier stehenden Bäume zogen meine Blicke in ihren Bann, denn sie waren von allerlei Pflanzen überzogen. So hielt es mich auch nicht lange im Fahrzeug, sondern ich marschierte direkt los, um das Gelände aufs Genauste zu erkunden. So ignorierte ich zu diesem Zeitpunkt noch den Schandfleck dieses Ortes der sicherlich früher oder später dafür verantwortlich sein wird, dass man diesen Ort nicht mehr aufsuchen mag.

Auf dem Gelände hatte es nämlich früher einmal eine Herberge mit Bewirtung gegeben. Da das ganze nicht wirtschaftlich war, wurde die Anlage geschlossen und dem Verfall überlassen. Auch wenn die Natur nicht all zu viel unternahm diesen Platz zurückzuerobern, so taten andere Reisende alles um den Ort zu verschandeln. So wurden die Scheiben Ziel ihrer Attacken. Wurden die Toiletten verwendet, dachte niemand daran seine Überreste anschließend mit Wasser zu beseitigen. Es ging sogar soweit, dass man versucht hatte ein Gebäude in Brand zu setzen.

Allerdings wäre all das zu verschmerzen, doch als viel schlimmer empfand ich die Tatsache, dass es anscheinend niemand für angebracht hielt seinen Abfall mitzunehmen. Man hatte zwar seinen Unrat meist in Tüten verstaut und in die Müllbehälter geworfen, doch wo niemand Müllbehälter leert, werden die Hügel immer höher und das Aussehen immer unansehnlicher. Im Moment jedoch war der Ort noch in einem Zustand der es erlaubte über diese Verschandlung hinwegzusehen und die prachtvolle Natur zu genießen.

Nachdem alle ihre Zelte aufgebaut hatten, gab es einen Kaffee. Ihm folgten die Vorbereitungen für das Abendessen. Es musste mal wieder Gemüse geputzt werden. Ich beteiligte mich auch an dieser Arbeit und war wirklich erleichtert, dass ich dieses Mal keine Teile meiner Finger opfern musste, um meinen Tatendrang zu untermauern.

Seit dem Kaffee mitlerweile waren alle in irgendwelche Richtungen entschwunden und so machte auch ich mich schließlich auf um zumindest die nähere Umgebung zu erkunden. Weit kam ich jedoch nicht, denn ich hatte mich gerade durch das Buschwerk gearbeitet, als ich einen Vogel vernahm. In mir keimte sofort der Wunsch auf dieses Tier zu suchen. Es dauerte eine Weile bis ich den Kerl zu sehen bekam und ich war erstaut was ich da entdeckt hatte. Ich hatte mich bis auf nur wenige Meter an einen Specht herangearbeitet. Er entdeckte mich zwar sofort, doch flog er nicht all zu weit, so dass ich ihm ohne Probleme folgen konnte. Wie ich feststellte, hatte das Tier einen herrlichen roten Kopf und einen roten Kamm aus Federn. Als die Sonne in diesen Kamm schien, leuchtete er rot wie ein Rubin. Es war wirklich atemberaubend schön. All zu lang stieg ich dem Tier jedoch nicht nach, denn nachdem ich ihn in Ruhe beobachtet hatte, wollte ich ihm wieder seine Ruhe gönnen. Wie ich später erfuhr hatte ich einen Magellan Sprecht zu sehen bekommen.

Gegen 19:30 Uhr gab es das Abendessen. Wie fast jeden Abend fror ich auch an diesem wieder und so hockte ich mich etwa abseits in die Sonne und beobachtete die anderen beim Nachtmahl. Später wurde zum Glück ein Feuer entzündet und so waren die immer niedriger werdenden Temperaturen auszuhalten. Dafür nahm ich auch gerne in Kauf regelmäßig eine Rauchdusche vom Feuer zu erhalten.

Bis ich schließlich gegen 22:30 ins Bett ging hatte sich der Himmel immer weiter aufgeklärt und es war mir klar dass dies sicherlich eine kalte Nacht werden würde. Aus diesem Grunde zwängte ich mich gleich zu Beginn in meinen Schlafsack und hoffte so, die Nacht ohne irgendwelche Unterkühlungen zu überstehen. Die getroffene Maßnahme erwies sich als gut, doch erwies sich der Stellplatz meines Zeltes nicht als gute Wahl, denn wie ich nun feststellte war der Untergrund nicht ganz Eben und so rutschte ich immer wieder von der Isoliermatte. Anschließend durfte ich versuchen wie eine Raupe wieder auf sie zurückkriechen. So wurde die Nacht weniger wegen der niedrigen Temperaturen zu einer wenig erholsamen Aktion, als wegen meiner „sportlichen“ Aktivitäten. Zudem lag ich meist so ungeschickt, dass ich mich kaum rühren konnte, da mich durch den Untergrund ziemliche Rückenschmerzen plagten.

 

23. Tag – Samstag 02.02.2002
Tageswanderung am Lago Yehuin
Ort Temperatur Wind Wolken:
Nacht 0°C
Tag 16°C
leichte kühle Briese geschlossene Wolkendecke

Nach einer Nacht mit Rückenschmerzen, des Herumrobbens und des Frierens, war ich froh als ich am Morgen feststellte, dass ein paar Sonnenstrahlen über mein Zelt strichen. Dies bedeutete, dass es zusehends wärmer in meiner Behausung wurde und ich es schließlich sogar wagen konnte aus dem Schlafsack zu kriechen, um mich auf das Frühstück vorzubereiten.

Beim heutigen Frühstück hieß es das Lunch-Pakete für den Tag herzurichten, denn es stand ein Wanderausflug an.

Wie geplant verließen wir gegen 9 Uhr unseren Lagerplatz. Der erste Teil der Wanderung stellte sich als nicht übermäßig interessant heraus, denn es hieß der Straße, über die wir am Vortag hierher gelangt waren für die nächsten 6 Kilometer zu folgen. Völlig trostlos war dieser Weg dennoch nicht, denn schaute man nach links oder rechts, so sah man eine hier oft anzutreffende Moorlandschaft. Natürlich musste man seinen Blick nach unten richten, denn dort waren die Schönheiten in Kleinigkeiten zu finden. Konzentrierte man sie lediglich auf das offensichtliche, nämlich die einen umgebende Landschaft, so dieses Wegstück in der Tat etwas trostlos.

Durch die einfach zu begehende Wegstrecke hatte sich das Feld der Wanderer etwas auseinander gezogen und so traf es die Nachhut, zu der auch ich gehörte recht unverhofft, als ein Estanciero auftauchte und von uns wissen wollte wer unser Chef sei. Da er seine Frage in Englisch und Spanisch formulierte, gelang es herauszufinden was er wollte. Ihm gehörte das gesamte umliegende Land und war nicht sehr erbaut darüber, dass wir uns hier herumtrieben. Dass wir über die Strasse gingen, dagegen hatte er nichts, doch wollte er nicht, dass wir diese verließen und sein Land betraten. Um die Situation zu klären musste nun Sandra informiert werden. Nach einem kleinen Sprint war sie erreicht und ich erläuterte ihr auf die Schnelle was los sei. Sie ging zurück und erhielt unterwegs noch weitere Informationen von Bernd (aus Aachen), der die Unterhaltung mit dem Mann geführt hatte. Es dauerte zwar ein paar Minuten, bis sie wieder auftauchte, doch gab sie für uns Entwarnung. Wir durften weiterlaufen. Im Grunde war es so, dass der Estanciero gefragt werden wollte, wenn Leute sein Land betraten, denn all zu oft wurde einfach herumgelaufen, seine Arbeiter gestört, die Zäune beschädigt und der Unrat zurückgelassen. Somit war seine Reaktion nur all zu verständlich gewesen.

Nachdem wir die Strasse verlassen hatten, wurde der Weg deutlich interessanter. Der Weg stieg leicht an und so wurde zusehends der Blick auf das Tal freigegeben. Zu unserer Freude entdeckten wir ein paar Guanackos. Diese Gesellen versteckten sich nun nicht vor uns, sondern machten eher durch laute Geräusche auf sich aufmerksam. Wir blieben eine Weile stehen und beobachteten sie und ich staunte, mit welcher Leichtigkeit sie sich in dem hügeligen und unwegsamen Gelände Vorwärtsbewegten.

Der weitere Weg hielt allerlei hübsche Ausblicke bereit. Aber auch wenn der Pfad durch Wald führte, gab es sehr viel zu entdecken. So zeigte uns Sandra an einem Baum ein Gewächs, welches auf seiner Oberfläche einen Pilz beherbergte. Er sah wie mittelgroße gelblichbraune Knollen aus. Ein interessantes Bild wie ich fand.

Schließlich verließen wir unseren Pfad und begannen einen Hügel zu erklimmen. Auf der Hälfte nach Oben sollte unser heutiges Tagesziel liegen – ein gut gelegener Aussichtspunkt. Die Eroberung dieses Hügels barg allerlei Abwechselung, denn es gab hier keinen Weg mehr, sondern es hieß sich seinen Weg durch das Buschwerk, über umherliegende Bäume und anderen Hindernissen zu suchen. Dieses Mal kam ich noch langsamer als sonst vorwärts, denn ich stoppte an fast jedem Calafate-Strauch und sammelte dessen Beeren ein. Denn sie hingen dort prall und saftig, so dass ich nicht widerstehen konnte. Ich kletterte zwar bis zum Aussichtspunkt und genoss die Aussicht auch für ein paar Minuten, doch wurde mir schnell klar, dass es mir dort kalt werden würde. So stieg ich gleich wieder ein paar Meter ab und suchte mir einen schönen geschützten Ort. Nachdem er gefunden war, machte ich es mir gemütlich, genoss die Aussicht und ließ mir mein Essen schmecken.

Da es den anderen weiter oben wohl auch etwas zu kühl wurde, fiel die Rast anscheinend kürzer als üblich aus und so traten wir alsbald wieder den Rückweg an. Eine Besonderheit des Rückweges bestand darin, dass wir auf einer großen offenen Fläche auf eine Herde von Pferden stießen. Auch wenn dieses Zusammentreffen auf mich eher unheimlich wirkte, da ich ein eher gestörtes Verhältnis zu diesen Tieren habe, freuten sich die anderen um so mehr an dem hübschen Bild welches die Tiere in dieser Landschaft abgaben. Auf dem Weiterweg erreichten schließlich wieder jene besondere Wegmarkierung, die mir schon auf dem Hinweg ins Auge gefallen war. Auf einem Pfahl steckte nämlich ein Gummistiefel verkehrt herum und man hatte auch versucht das ganze Gebilde anzuzünden, doch war es nicht vollständig geglückt und so steckte dieser Verkohlte Stiefel ohne erkennbaren Nutzen auf diesem Pfahl. Ich fragte mich wie dieses Zeichen zu verstehen sei. Sollte es bedeuten „Lauf nicht so schnell sonst qualmen die Socken“, oder „Bleib weg hier, sonst zünd ich deine Socken an“? Also herausfinden lies es sich nicht und so nahm ich es als witziges Objekt in einer ansonsten herrlichen Natur.

Als die Strasse wieder erreicht war, versuchte ich das erste Mal etwas zügiger zu gehen. Dies führte dazu, dass ich, der ich wie immer weit am Ende lief, bald zu Gruppe aufschloss und nach einem kurzen Schwatz davonzog. Bernd (aus Dresden) schloss sich mir an und so liefen wir gemeinsam wirklich sehr zügig weiter. Auf diese Weise schafften wir es, die 6 Kilometer in etwas weniger als 1 Stunde zurückzulegen. Betrachtete ich meine sonstigen Leistungen als Wanderer, die eher als erbärmlich zu bezeichnen waren, so war dies zumindest eine schöne Leistung. Allerdings hatte dieses Manöver auch seine Konsequenzen. Nicht nur, dass ich etwas geschafft war, ich hatte mich auch an einer Stelle, welche hier mal nicht genannt werden sollte, wund gelaufen und das schmerzte doch beträchtlich.

Ich zog mich daher schnell in mein Zelt zurück, verarztete mich und kam ansonsten zu der Erkenntnis, dass ich mich nun einfach eine Weile aufs Ohr hauen sollte. So richtig munter wurde ich erst wieder als das Abendessen gegen 19:30 Uhr aufgetischt wurde. Auch wenn ich wie üblich nicht daran teilnahm, wollte ich mich zumindest dazu setzen.

Bevor ich dies jedoch tat, musste ich noch den Ort aufsuchen, der auch von Königen zu Fuß aufgesucht wird. Nun mag man sich fragen warum ich diese Tatsache erwähne, denn eigentlich bleiben diese Ereignisse eher unerwähnt. Doch an diesem Ort gab es keinerlei Sanitäreinrichtungen – also auch keine Toiletten. Im Normalfall hätte man sich den zum Fahrzeug gehörenden Spaten schultern müssen und sich einen ruhigen Ort suchen um dann dort ein ordentlichen Loch auszuheben. Dieses Unterfangen blieb uns jedoch erspart, denn Bernd (aus Aachen) hatte sich am Vortag die Mühe gemacht und mit viel Liebe und Enthusiasmus einen Donnerbalken errichtet. Ich hatte zwar immer Sorge, wenn ich auf ihm verschwand, dass ich das Gewichtslimit überschreiten würde und vielleicht einen ungewollten Unfall erlitt, doch erwies sich das Bauwerk als stabiler als ich dachte.

An diesem Abend hatte man wieder ein Feuer entzündet und nachdem das Essen beendet und das Geschirr gewaschen worden war, machte man es sich nach und nach am Feuer gemütlich. Um die kühlen Temperaturen noch besser ertragen zu können, wurde sogar schließlich Glühwein kredenzt und, betrachtete ich die Äußerungen der anderen, schien das Getränk zu schmecken und auch seinen Zweck zu erfüllen.

Ich zog mich gegen 22 Uhr in mein Zelt zurück und hoffte, dass ich in dieser Nacht vielleicht etwas besser schlief, denn es schien nicht ganz so kalt zu werden und ich hatte die Isomatte anders verlegt. Die Kälte machte mir in der Tat nicht zu schaffen, doch ich merkte rasch, dass ich auch bei der neu ausgerichteten Isomatte von ihr rollte und stetig Rückenschmerzen hatte. Trotzdem schlief ich bald ein.

 

24. Tag – Sonntag 03.02.2002
Lago Yehuin – Panaderia „La Union“ – Garibaldi Pass – Estancia Harberton
Ort Temperatur Wind Wolken:
Nacht 6°C
Tag 16°C
leichte Briese, abends stark böig Wechselnde Bewölkung – grundsätzlich aber bewölkt. In der Nacht kurze, leichte Regenschauer.

Was für ein Ärger – in der Nacht begann es zu regnen. Gegen Morgen, als es langsam daran ging aufzustehen, hatte der Regen zwar aufgehört, trotzdem war mein Zelt nun noch völlig nass. So war auch an ein geordnetes Packen meines Rucksackes vor dem Zelt nicht zu denken und so entschloss ich mich es wiedereinmal im Zelt zu vollführen. Wie ich beim ersten Verlassen meiner Unterkunft bemerkte, war es eine gute Entscheidung gewesen, denn das Gras war völlig durchnässt. Damit ich mein Zelt trocken verpacken könnte, rückte ich ihm mal wieder mit meinem Handtuch zu Leibe und trocknete es so weit es mir möglich war ab. Zudem hoffte ich auf etwas Wind der mich bei diesem Unterfangen unterstützte. Doch wehte nur ein laues Lüftchen und so war diese Unterstützung eher mäßig.

Bevor es heute ans Frühstück ging, hieß es Tische und Stühle vom Regen zu befreien. Wir hatten gerade alles abgetrocknet, aufgestellt und gerade mit dem Frühstück begonnen, als es erneut zu nieseln begann. Ich unterbrach daraufhin sehr abrupt diese Mahlzeit, denn nun hieß es das Zelt so schnell wie nur möglich zu verpacken. Als ich schließlich das Zelt in seinem Schutzbeutel verstaut hatte war ich mir sicher, dass es noch eindeutig zu nass war.

Da der Regen weiter zunahm, wurde das weitere Frühstück unter der Ladeklappe unseres Fahrzeuges eingenommen. Das anschließende Verpacken aller Stühle, Tische und was halt alles herumstand war heute doch etwas aufwendiger, denn jedes Teil musste vor dem Verstauen abgetrocknet werden. Während ich mit den anderen alles Verstaute, stellte ich fest welches Glück wir bislang auf dieser Reise mit dem Wetter gehabt hatten, denn von solchen Umständen waren wir bislang verschon geblieben.

Wir verließen den See gegen 9 Uhr und fuhren wieder in Richtung Fernstrasse 3 die uns heute noch tiefer in das Herz Feuerlands bringen sollte. Wir waren noch nicht all zu lange gefahren, als Marcus unvermittelt halten musste. Es wurde auch gleich die Parole ausgegeben „Alle aussteigen“. Anfangs war ich etwas verwirrt, denn ich hatte keine Ahnung was passiert war. Schließlich stellte sich heraus, dass das Viehrost, welches wir zu überqueren gedachten allem Anschein nach defekt war. Nun gab es zwei Möglichkeiten weiter zu kommen. Zum einen die sehr enge und schräg liegende Durchfahrt neben dem Rost oder wir untersuchten den defekten Rost, welches eine Holzkonstruktion war (Es gab diese auch in Stahlkonstruktion). Nach einer kurzen Begutachtung des Rostes und einer Neuanordnung der für die Absperrung verwendeten Holzbohlen und -stücke meinte Marcus die Überfahrt wagen zu können. Das Fahrzeug erreichte, ohne dass das Rost irgendeinen Mucks von sich gegeben hatte, unbeschadet die andere Seite und da das Rost die 14 Tonnen unseres Fahrzeuges klaglos ausgehalten hat, versperrten wir die Überfahrt nicht wieder, denn ansonsten fuhren ihr nur PKWs und diese sollten ohne Probleme passieren können.

Die weitere Fahrt bis zu unserem nächsten Stopp verlief ohne bemerkenswerte Unterbrechungen. Doch dieser Halt hatte es dann wieder in sich, denn wir besuchten eine Bäckerei. „Hui wie toll!“ mag man denken, doch diese Bäckerei war in der Tat so etwas besonderes, dass sie auch als Ausflugsziel der Leute aus Rio Grande diente. In ihr gab es nämlich die schmackhaftesten Leckereien und auch ansonsten war es ein nettes Geschäft das verschiedenste Angbebote aufzuweisen hatte. So erzählte Sandra, dass der Besitzer sogar ab und zu Musiker und Gruppen einlud und es dort Musikfeste gibt. Dieser Laden war für mich mal wieder der Beweis, dass man auch in Argentinien etwas bemerkenswertes aufbauen kann, wenn man nur eine Idee hat.

Auch wenn ich den süßen Herrlichkeiten nichts abgewinnen konnte, so erstand ich ein paar Teigtaschen die mit Rind- oder Hühnerfleisch gefüllt waren. Mir schmeckten sie außerordentlich gut und insgeheim reute es mich, dass ich nicht mehr gekauft hatte. In der Bäckerei gab es sogar die Möglichkeit ins Internet zu gelangen und natürlich ließ ich diese Gelegenheit nicht ungenutzt an mir vorübergehen. Ich schrieb zwar keine Berichte, doch beantwortete ich die eine oder andere E-Mail.

Unsere Fahrt setzten wir um 11:15 Uhr fort. Doch weit fuhren wir nicht, denn schon rund 10 Minuten später war der „Lago Fagnano“ erreicht, der wohl größte See Feuerlands. Da mittlerweile die Sonne sich ihren Weg durch die Wolken gebahnt hatte, lag der See in herrlichem Blau vor uns und die Berge die ihn umrahmten komplettierten dieses Bild.

Als wir schließlich die Fahrt fortsetzten rückten die Berge der „Sierra Alvead“ immer näher und da sie einen herrlichen Anblick booten, musste für einen Fotostop angehalten werden. Während dieses kurzen Aufenthalts entdeckte ich ein Schild „Estancia Los Alamos“. Da auf dem gesamten Gelände umgestürzte und der Verwitterung preisgegebene Bäume lagen, musste ich unwillkürlich an die Erlebnisse in den USA denken, die ich mit diesem Nahmen verband und fand, dass es ein stimmiges Bild war.

Unsere Mittagspause legten wir zu Füssen des Garibaldipasses ein. Schon hier gab es solch stürmische Böen, dass es mich kaum auf den Beinen hielt. Daher fragte ich mich, wie es wohl auf dem Pass werden würde. Den Pass, mit seinen rund 430 Höhenmetern, erreichten wir kurz nach zwei Uhr. Als wir dort anhielten und das Fahrzeug verließen, blies uns ein solch gewaltiger Wind entgegen, dass man alles ordentlich festhalten musste, damit es nicht wegflog. Zudem lagen Wassertropen in der Luft die ins Gesicht gepeitscht wurden. Weniger erfreulich war, dass wenn man in Richtung unserer weiteren Fahrtstrecke schaute, der Himmel dunkel war und es schien heftigst zu Regnen.

 


Die „wahre“ Geschichte der Überquerung des Garibaldi Passes …

03.02 …. Schneefall … Kondor III (unser Gefährt und zuverlässiges Fahrzeug), kämpft sich mit seinen Insassen den Garibaldi Pass hinauf. Das Schneegestöber nimmt von Sekunde zu Sekunde zu. Doch die Stimmung der Mannschaft ist trotzdem gut. Erste Zweifel an der Durchführbarkeit dieser waghalsigen Überquerung kamen auf, als Marcus die Motoren abstellen musste, da kein Fortkommen mehr möglich war. Völlige Niedergeschlagenheit der Mannschaft setzte ein, als die Schneeschuhe hervorgeholt wurden und alle angewiesen wurden das Fahrzeug zu verlassen. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Stimmung schon in einer kritischen Situation und drohte beim kleinsten Anlass zu eskalieren. Als Marcus und Sandra die Kürzung der Lebensmittelrationen auf ein Drittel durchsetzten wollten, bricht eine offene Rebellion aus … – Meuterei –

Trotz zahlenmäßiger Überlegenheit wurde der Aufruhr mit harter Hand nieder gerungen. Um wieder Disziplin herzustellen, musste ein harter Weg beschritten werden. Einer der Meuterer sollte exemplarisch durch die Machete hingerichtet werden. Wen es traf – hier schweigen die Aufzeichnungen. Und was tatsächlich ab diesem Zeitpunkt geschah wird wohl ewig im Dunkeln bleiben. Denn erstaunlicher Weise trafen alle wohlbehalten wieder in Deutschland ein.
🙂

 


Kurz nach der Überquerung des Passes ging verließen wir die Hauptstraße und setzen unsere Reise auf einer Seitenstraße in Richtung unseres Tagesziels der Estancia Harberton fort. Während wir uns auf der Piste der Estancia langsam näherten, gab uns Sandara einige Hintergrundinformationen.

Die Estancia wurde 1886 von Thomas Bridges gegründet. Was seine Geburt und seinen richtigen Namen betraf, so weis man nichts darüber. Denn er war einsam in eine Decke gewickelt unter einer Brücke gefunden worden. Da auf seiner Decke ein „T“ eingestickt war, gab man ihm den Vornamen Thomas und weil er unter einer Brücke gefunden wurde war den Nachnamen „Bridges“. Der kleine Thomas wurde von einer Missionars-Familie adoptiert, welche es sich zum Ziel gesetzt hatte, in der Fremde die „Wilden“ zu zivilisieren. So gelangte Thomas mit seinen Eltern nach Feuerland und lernte in frühen Jahren schon die damals noch vorhandenen Ureinwohner kennen, die „Yamana“-Indianer. Auch später, als er versuchte in der Nähe des heutigen Ushuaia sesshaft zu werden, pflegte er den Kontakt zu den Indianern und eignete sich nach und nach deren Sprache an. Aus diesem Interesse an den Yamana entstand in späteren Jahren ein bis heute bedeutendes Werk, welches rund 30.000 Worte der heute ausgestorbenen Indianer enthält. Nachdem Thomas in England geheiratet hatte, kehrte er mit seiner Frau zurück nach Feuerland. Zu jener Zeit konnte man die argentinische Regierung um die Zuweisung von Land bitten, was Thomas Bridges auch tat. So wurden ihm 20.000 ha zugesprochen. Auf dem Land, welches er nun sein eigen nennen konnte, gründete er die erste Estancia Argentiniens.

Über diese Erzählungen waren wir der Estancia, welche am Beagle Kanal liegt sehr nahe gekommen. Als schließlich der Kanal zwischen den Bäumen auftauchte, hielt es einige von uns kaum auf den Plätzen. Wir starrten wie gebannt aus dem Fenster auf diesen wohl am südlichsten liegenden Kanal. Den etwas seltsamen Namen erdankt der Kanal seinem Entdecker Charles Darwin, der ihm nach der Galionsfigur seines Schiffes, einem Beagle (Spürhund), benannte.

Zu meiner Freude legten wir eine kurzen Stopp ein, so dass man einen ersten Eindruck vom Kanal bekommen konnte. Was besonders bemerkenswert war, war die Tatsache, dass wenn man auf die andere Seite des Kanals blickte nicht mehr Argentinien bestaunte, sondern Chile. Mir persönlich ist eine Grenze noch nie so deutlich gewesen wie in diesem Moment.

Schließlich sollte es endgültig zur Estancia gehen, doch stand vor unserer Ankunft noch ein wirkliches Highlight an. Wir erreichen eine Stelle an der einige Bäume durch den Wind zu richtigen „Fahnen“ umgeformt worden waren und so nannte man diese so verformten Bäume auch „Windfahnen“.

Mich faszinierten diese Bäume wirklich sehr und ich hätte sicherlich stunden lang hier bleiben können, doch schließlich musste die Fahrt zur Estanica fortgesetzt werden.

Die Estancia erreichten wir gegen 17 Uhr. Dort begann schon kurz nach unserer Ankunft ein Rundgang über das Gelände, auf dem wir noch einmal die Geschichte (Thomas Bridges) und weitere Geschichten hörten. Neben der Familiengeschichte wurden uns auch die verschiedenen Bäume der Region nahe gebracht. Am Ende des Rundgangs konnte man im Cafe mit selbstgemachten Kuchen, Kaffee und allem was man sich Wünschte, die Eindrücke auf sich wirken lassen.

Unseren Zeltplatz auf der Estancia erreichten wir gegen 19 Uhr. Da ein starker Wind wehte, war der Aufbau der Zelte wieder eine nicht ganz einfache Angelegenheit. Während die anderen schon fleißig waren, entschloss ich mich den Aufbau auf später zu verlegen, denn über der Landschaft leuchtete ein wunderschöner Regenbogen und diesen wollte ich nun doch lieber erst einmal in vollen Zügen genießen. Dem Aufbau der Zelte folgte die Vorbereitung des Abendessens. An diesem Abend bestand es aus reichlich viel Gemüse. Es musste sehr viel davon geputzt und geschnitten werden.
Da der Wind unerbittlich wehte, wurde diese Arbeit durchaus zu einer spaßigen Angelegenheit, denn kaum hatte man etwas schnitten, drohte es davon zufliegen. Doch durch viele fleißige Hände wurde das Essen rasch vorbereitet.

Während das Essen kochte konzentrierte ich mich erneut auf die bemerkenswerten Lichtspiele am Himmel. Der Wind trieb die Wolken nämlich über den Himmel und so änderte sich das Licht stetig. Ich konnte mich daran kaum satt sehen. Wegen des Windes und der Tatsache, dass mir doch recht rasch kalt wurde, war ich froh, als der Ablauf für den kommenden Tag recht früh bekannt gegeben wurde und ich danach sofort in mein Zelt verschwinden konnte.

Auch wenn mein Zelt hin und her geschüttelt wurde, es stand wie eine Eins und der Wind hatte dafür gesorgt, dass es mittlerweile vollständig trocken war. Für diese Nacht hatte ich mir zwar eine Ecke ausgesucht in der es wesentlich windiger zuging als an den anderen Stellen, doch war es mir dieses Mal wichtiger wirklich einen ebenen Untergrund zu haben, so dass ich ruhig und tief schlafen konnte. Ein erstes Probeliegen bestätigte, dass es eine gute Nacht werden könnte. So dauerte es auch nicht lange, bis ich schließlich einschlief.

 

25. Tag – Montag 04.02.2002
Estancia Haberton – Laguna Perida – Ushuaia
Ort Temperatur Wind Wolken:
Nacht 6°C
Tag 18°C
leichte Briese dichte Bewölkung, später Auflockerungen

Dies war die erste Nacht in der ich wirklich gut schlief. Ob es an den nicht all zu niedrigen Temperaturen oder dem gewählten Platz lag war mir eigentlich egal – Hauptsache war, dass ich putzmunter aus dem Schlafsack kriechen konnte.

Trotz des guten Schlafes war ich in der vergangenen Nacht gelegentlich aufgewacht und hatte auf die Geräusche von außerhalb meines Zeltes gelauscht. Mein Hauptaugenmerk galt eventuell fallender Regentropfen. Auch wenn ich ab und an meinte Regen zu hören, war mein Zelt, als ich am Morgen aus ihm kletterte trocken. Meine Ausrüstung hatte ich trotzdem zuvor wieder einmal im Zelt verpackt und so konnte ich sofort zum Frühstück gehen, ohne mir noch Gedanken um das Packen des Rucksackes machen zu müssen.

Nachdem alle beim Frühstück eingetroffen waren, kamen wir einer erfreulichen Aufgabe nach, denn Marcus hatte am heutigen Tag Geburtstag. Mir war es zugefallen ein paar Worte zu sagen und ihm sein kleines Präsent zu überreichen. Auch wenn unser heutiges Geschenk (ein gerade erschienener Reiseführer) nicht so viel Witz hatte wie jenes, welches wir Sandra gegeben hatten, schien sich Marcus darüber zu freuen. Anschließend gaben wir noch ein Geburtsackslied zum Besten. Auch wenn wir mit unserer Darbietung keinen Sängerwettstreit hätten gewinnen können, wurde es mit ehrlicher Begeisterung gesungen.

Gegen 9 Uhr verließen wir unseren Campingplatz und es begann die Fahrt zu unserem heutigen Tageschwerpunkt. An diesem Tag stand eine Wanderung zur Laguna Perdida (der verlorenen Lagune) auf dem Programm. Um zum Ausgangspunkt der Wanderung zu gelangen, hieß es zurück bis zur Fernstrasse 3 zu fahren. Dabei kamen wir wieder an den Windfahnen vorüber und erneut hätte ich hier gerne etwas verweilt.

Nach rund einer Stunde Fahrt war der Ausgangspunkt für die Wanderung erreicht. Während sich die Teilnehmer des Ausfluges fertig machten, nahm ich schon das vor uns liegende Moor ins Visier, denn ich nahm an diesem Ausflug nicht Teil. Dies hatte zweierlei Gründe: Zum einen erwartete uns am darauf folgenden Tag erneut eine Wanderung, die im Feuerlandnationalpark stattfinden sollte – zum anderen hatte ich mich auf dem letzten Spaziergang an einer hier nicht näher zu bezeichnenden Stelle wund gelaufen. Die Schmerzen waren doch beträchtlich – auch wenn ich den geröteten Stellen mit Melkfett zu Leibe gerückt war und diese wirklich gutes leistete.

Schließlich starteten unsere Wanderer auf ihren Ausflug. Ich für meinen Teil trat meine Exkursion ins Moor an. Wie ich rasch feststellte war das Moor anscheinend vollständig ausgetrocknet und es gab nur ab und zu feuchtere Flecken. So konnte ich unbedenklich durch die Landschaft robben um die kleinen Schätze, in dieser etwas trostlos wirkenden Landschaft, fotografisch festzuhalten. Meine Versuche als Fotograf zogen sich ab und zu ziemlich in die Länge, denn der Wind trieb die Wolken über den Himmel und so änderten sich die Lichtverhältnisse stetig. Umso erfreulicher war es, wenn die Sonne zum Vorschein kam und die Landschaft mit ihrem herrlichen Licht überflutete.

Ich hatte mich gerade auf den Rückweg gemacht, als ich eine besonders schöne Ecke im Moor entdeckte. Dort ragten Moosbüschel wie kleine Insel aus einem Stück nicht bewachsener Landschaft. Das diese Inseln umgebende Gebiet schien massiver Grund zu sein. Um dies genauer unter die Lupe zu nehmen setzte ich einen Fuß mehr oder weniger vorsichtig auf den vermeintlich festen Untergrund und versank sofort bis ans Knie im Dreck. Der Schreck, welcher mir durch die Glieder schoss, ist nicht zu beschreiben, doch war ich sofort froh, dass nur eines meiner Beine versunken war. Doch schon kurze Zeit später begann erneut das mulmige Gefühl mehr an Gewicht zu gewinnen, denn ich bemerkte, dass das Befreien aus dem zähen Brei sehr viel schwieriger war, als ich vermutet hatte. Anfangs versuchte ich das Bein zügig aus dem Morast zu ziehen, doch dies hätte den Verlust meines Schuhes mit sich gebracht, daher bemühte ich mich schließlich mich langsam und ganz vorsichtig zu befreien. Anfangs kam ich mit dieser Taktik nicht gut vorwärts, doch schließlich konnte ich mich mehr und mehr befreien. Nach rund 10 Minuten war mein Bein, samt Schuh befreit und nur meine Hose zeigte an, was gerade geschehen war.

Diesen Ausrutscher nahm ich nun zum Anlass das Moor schnellst möglich zu verlassen. Allerdings stellte sich dies als etwas schwieriger heraus als ich es mir vorgestellt hatte, denn in den Bereich, in den ich mich vorgearbeitet hatte, war ich von diesen tückischen Stellen umringt und es war dort auch vergleichsweise feucht. So versuchte ich mich an an den Weg zu erinnern der mich hier her gebracht hatte. Auch wenn es mir nicht ganz gelang mich zu entsinnen, fand ich schließlich doch einen relativ guten Weg heraus aus dem Moor.

Meine Exkursion hatte, wie ich feststellte, gerade mal 90 Minuten gedauert und somit galt es noch geraume Zeit zu überbrücken. Dieses mal suchte ich mir ein vermeidlich sichereres Ausflugsgebiet aus.

In der Nähe gab es einen kleinen Fluss und so entschloss ich mich, an ihm meinen kleinen Ausflug entlang führen zu lassen. Es wurde ein netter Spatziergang und als schließlich die Sonne sogar ihr Antlitz durch die Wolken scheinen ließ, entschied ich mich zu einer Rast auf einer herrlich grünen Wiese. Es dauerte nicht lange, bis ich eingeschlafen war. Ich war wohl gerade im Land der Träume angekommen, als ich urplötzlich durch ein ohrenbetäubendes Geräusch aus dem Schlaf gerissen wurde. Ich erkannte noch, dass es sich um einen riesigen Jet handelte. Ich kam zu dem Schluss, dass es eine Passagiermaschine aus Ushuaia gewesen sein muss. Von dem Schrecken erholte ich mich nur schwer, dennoch ließ ich mich nochmals in die Wiese sinken und genoss erneut das herrliche Wetter und die grandiose Natur.

Es war kurz vor 12 Uhr als ich mich entschloss zurück zum Bus und dem dort befindlichen Restaurant zu laufen. Als ich dort niemanden entdeckte wollte ich mir eine Kleinigkeit im Lokal gönnen. Als ich es etwas zögerlich betrat, traf ich dort auf Trude, Rudi und Rita die sich auch entschlossen hatten den heutigen Ausflug ausfallen zu lassen.

Während wir uns ein paar Getränke schmecken ließen, setzten wir uns mit dem Gästebuch von Marcus und Sandra auseinander, denn es ging ja mittlerweile auf das Ende unserer Reise zu und es galt, dass auch wir ein paar Worte darin zurücklassen sollten. Zum Glück hatte sich Annette die Mühe gemacht und schon etwas niedergeschrieben. Jedoch stellte sich der Übertrag als etwas schwieriger heraus, denn der Text war während der Fahrt geschrieben worden und so war er manches Mal ziemlich schwer zu entziffern. So zog sich diese Aufgabe einige Zeit in die Länge. Als es schließlich auch noch daran ging uns selber ein paar Zeilen auszudenken, schien diese Aufgabe fast kein Ende zu nehmen. So merkten wir schließlich, daß sich ein gewisses Hungergefühl eingeschlichen hatte. Wir beendeten daher unsere Arbeit und bestellten etwas zu Essen.

Dieses Mal standen wir vor einer besonderen Herausforderung, denn wir mussten das Essen selber bestellen und bei unseren nicht vorhandenen Spanischkenntnissen war dieses Unterfangen nicht ganz so einfach. Ich bestellte mir schließlich aus lauter Verdruss nichts entziffern zu können irgend eines der angebotenen Gerichte und hoffte, dass es so ungefähr meinem Geschmack entgegenkommen würde. Das Ergebnis war für mich nicht berauschend, denn ich bekam Fisch. Wer mich kennt weiß, dass Fisch nicht unbedingt zu den Dingen gehört, die ich besonders gern zu mir nehme. Doch ich sagte mir „Bestellt ist bestellt“ und machte mich über das Mahl her. Da sich die Anzahl an Gräten im Rahmen hielt, genoss ich das Essen so weit es mir möglich war. Einen Lichtpunkt bildete lediglich der Salat und dies, obwohl auch Gemüße nicht zu meinen bevorzugten Nahrungsmitteln gehören. Doch die angebotene Mischung und das Dressing erwiesen sich als außerordentlich schmackhaft.

Nach dem Essen war es mittlerweile so spät, dass wir nur noch schnell bezahlen wollten, um vor der Rückkehr der Anderen vielleicht noch das ein oder andere zu erledigen. Nun zeigte sich jedoch, dass es mit unserer Fähigkeit, ohne Sprachkenntnisse auszukommen, doch nicht so weit her war. Als wir nun nämlich die Rechnung präsentiert bekamen, war sie zu unserem Verdruss in einer Rechnung und nicht für jeden einzeln. Wir rätselten nun geraume Zeit über dem Bong, um schließlich einzusehen, dass wir sie nicht zu entwirren wussten. Es blieb uns nicht anderes übrig als Sandra zu holen. Sie half uns nun aus unserer misslichen Situation.

Nachdem das Lokal verlassen worden war, stellte ich als erstes mit Erstaunen fest, dass die Berge, die das Moorgebiet umrahmten, mittlerweile in voller Pracht zu sehen waren, und nicht mehr, wie am Morgen, Teile von ihnen durch Wolken verhangen waren. Als ich schließlich unser Fahrzeug erreichte erzählte mir Rita, dass es am Fluss ein paar Magellan-Gänse zu sehen gäbe. Ich hatte sie bislang noch nie richtig beobachten können und so ging ich gleich hinüber. Wie erstaunt war ich, als ich dort nicht nur eine Magellan-Gans sah, sondern eine ganze Familie. Ich nutzte diese vorzügliche Gelegenheit und hockte mich ins Gras und beobachtete die Tiere geraume Zeit. Ich hatte mich gerade dazu entschlossen meine Beobachtung zu beenden, als ich unsere Wanderer sah, die von ihrem Ausflug zurückkehrten.

Als sich alle frisch gemacht hatten, verschwanden sie nach und nach im Restaurant, um einen Kaffee zu trinken. Ich wollte lieber noch ein paar Postkarten und Tagebuch schreiben und blieb aus diesem Grunde im Fahrzeug zurück – dieser Umstand wurde dafür genutzt, dass ich dieses mal der jenige war, der auf das Fahrzeug aufpasste, während die anderen sich im Restaurant Kaffee und Kuchen schmecken ließen.

Ich hatte mich gerade in das Schreiben meiner Ansichtskarten vertieft, als ich seltsame Rufe hörte. Als ich nachsah was die Ursache war, entdeckte ich zwei Jungs die mit Huskys und einem Fahrzeug als „Schlitten“ über die Strasse rasten. Es war wirklich toll. Es war wohl das sommerliche Training für die Wintersaison.

Gegen 16 Uhr setzten wir unsere Fahrt nach Ushuaia fort. Die Fahrt währte nicht lange und nachdem wir die Stadtgrenze überquert hatten, erhielten wir ein paar Infos zum Ort.

Wie wir erfuhren war es nicht einfach diese Region zu besiedeln. Auch wenn die Winter eher als mild zu bezeichnen sind, wird es im Sommer aber auch nicht viel wärmer, und so war natürlich der Wunsch der Menschen nach Ushuaia zu ziehen nicht sehr groß. Aus diesem Grunde hatte sich die Obrigkeit etwas Besonderes ausgedacht, um die Region zu besiedeln. Man errichtete ein Gefängnis. Auf diese Weise ergaben sich für die Menschen dieser Region und mögliche Zusiedler Gelegenheiten Geld zu verdienen, denn es wurden allerlei Dienstleistungen für das Gefängnis benötigt. Schließlich kamen mehr und mehr Menschen in dieses Gebiet. So richtig boomen tat die Region jedoch erst, als für gewisse Unternehmen eine generelle Steuerbefreiung gewährt wurde. Mittlerweile ist diese Befreiung von staatlichen Abgaben wieder zurückgenommen worden, was zu einem Verfall der wirtschaftlichen Strukturen führte. Dennoch leben heute rund 40.000 Menschen in Ushuaia.

Bevor wir endgültig zum Hotel fuhren gab es noch einen kurzen Halt an einem Supermarkt. Diesen Stopp nutzte ich, um die mir so liebgewordene scharfe Sauce zu kaufen, denn der Rückflug nach Deutschland war nicht mehr in all zu großer Ferne und ob ich in Buenos Aires wirklich zum Einkauf käme wusste ich jetzt noch nicht. Mit einer gut gefüllten Einkaufstüte verließ ich das Geschäft.

In unserer Beschreibung der Reiseroute waren für unser Hotel durchaus positive Attribute gewählt worden und auch Sandra hatte ab und zu eine Anmerkung gemacht. Als wir jedoch unser Hotel erreichten, sah man sofort dass dies ein ganz besonders schöner Aufenthalt werden könnte. Das Hotel lag zwar außerhalb der Stadt aber dafür unmittelbar am Beagle Kanal, und so bot es seinen Besuchern ein atemberaubendes Panorama. Beim Einchecken ließ ich mir etwas Zeit, denn Bernd und ich hatten Sandra gebeten zu versuchen, für die kommenden Nächte je ein Einzelzimmer für uns zu buchen. Wir hatten Glück und jeder erhielt ein Zimmer.

Als ich das meinige betrat traf es mich wie ein Schlag: Es war ein Traum. Es handelte sich bei ihm um ein 3 Personenzimmer und war entsprechend groß. Es war schlicht eingerichtet, strahle aber eine gewisse Eleganz aus. Der Blick aus dem Fenster ließ mir fast den Atem stocken, denn ich hatte freie Sicht auf den Kanal und die Berge. Meine Begeisterung kann nicht beschrieben werden. Auch das Badezimmer war schön groß und durch die gemauerte Badewanne hübsch anzusehen. Zudem handelte es sich bei der Badewanne nicht einfach um eine normale Wanne, sondern sie beinhaltete eine Whirlpoolfunktion. Ich brauchte nicht lange zu überlegen und mir war klar, dass ich das auf jeden Fall ausprobieren wollte. So dauerte es nicht lange, bis ich Wasser in die Wanne lies. Etwas wurde meine Begeisterung gedämpft als ich mich hinsetzte und merkte, dass diese Wanne nicht für mich gebaut worden war. Sie war etwas eng. Doch gleich musste ich wieder grinsen, denn mir schoss ein Gedanke durch den Kopf, denn ich hatte mich gerade hineingelegt und das Wasser lief ohne Unterlass weiter in die Wanne. Nun stieg der Wasserpegel vor mir stetig weiter, doch hinter mir wurde es einfach nicht mehr. Ich erinnerte mich unwillkürlich an die Geschichte vom Moreno-Gletscher, der durch seine Eisbildung den See in zwei Teile teilte und nur durch das Bersten der Eisbarriere wieder einen normalen Wasserpegel im See herstellte. Auch bei mir stieg der Wasserspiegel und da ich keine Lust hatte durch die Kraft des Wassers zum Bersten gebracht zu werden, erhob ich mich lieber ab und zu, um einen Wasserausgleich herzustellen.

Noch amüsanter wurde das ganze, als ich die Whirlpool-Funktion einschaltete. Nun stellte sich heraus, dass ich die Wanne so gut ausfüllte, dass ich sogleich vom Loch, über das das Wasser abgesaugt wurde, angesaugt wurde und es perfekt verschloss. Dies war allerdings eine etwas schmerzhafte Erfahrung. Als ich es schließlich doch schaffte diesem Loch fern zu bleiben, war ich zu nah an den Düsen durch die das Wasser in die Wanne strömte. Der „natürliche“ Zufluss war durch mich verstopft und das Wasser hatte keine andere Möglichkeit als in imposanten Fontainen in die Höhe zu spritzen.

So toll ich den Gedanken fand mich in diesem Pool zu baden, sah ich sehr schnell ein, das es hier für mich nicht sonderlich bequem war und so setzte ich meine Reinigung durch ein Duschbad fort. Anschließend ruhte ich mich etwas auf meinem Bett aus, während ich den herrlichen Blick aus dem Fenster genoss.

 

26. Tag – Dienstag 05.02.2002
Ausflug in den Feuerland Nationalpark / Besuch von Ushuaia
Ort Temperatur Wind Wolken:
18°C leichte Briese leichte bis mittelstarke Bewölkung

Als ich am Morgen meine Augen öffnete versuchte ich als erstes herauszufinden, wie das Wetter an diesem Tag sein würde, denn wir wollten heute einen Ausflug in den Feuerland-Nationalpark durchführen und für dieses Unternehmen hätte ich gerne gutes Wetter gehabt. Wie ich rasch feststellte wurde ich nicht enttäuscht. Die Wetterverhältnisse sahen in der Tat vielversprechend aus – Es schien schön zu werden.
Das nächste bedeutungsvolle Ereignis sollte das Frühstück werden, denn ich hatte andeutungsweise vernommen, dass es ein Büfett geben sollte, auf dem all die Dinge zu finden seien auf die ich mich bei einem Frühstück freute. Auch in diesem Punkt wurde ich nicht enttäuscht und so zählte dieser Tag schon jetzt zu den besten und verheißungsvollsten Tagen dieser Reise.

Gegen 9 Uhr sollte unser Ausflug beginnen und nach 4 Wochen Rundreise waren wir so vortrefflich konditioniert, dass wir alle pünktlich zur Stelle waren und die Fahrt hätte beginnen können. Doch wie sich rasch herausstellte fehlte der Führer für den heutigen Tag. Glücklicherweise brauchten wir nicht all zu lange auf ihn zu warten und so konnte unser Ausflug mit kleiner Verspätung schließlich doch beginnen.
Auf den ersten Kilometern unserer Fahrt, erhielten wir noch einmal ein paar Informationen über Ushuaia, die wir jedoch im Prinzip schon kannten, doch durch die interessante Erzählweise unseres Führers und der ein oder anderen Neuigkeit war es dennoch angebracht sich auf die Erzählungen zu konzentrieren.

So erfuhren wir, dass zu Beginn der Besiedlung die Südbuchenwälder gnadenlos abgeholzt wurden, damit die Leute ihren Lebensunterhalt sichern konnten. Diesem Raubbau wäre fast der gesamte Baumbestand zum Opfer gefallen, denn Aufforstung kannte und praktizierte man nicht und die zaghaften Versuche der Natur wieder Bäume wachsen zu lassen, wurden durch die Schafzucht zunichte gemacht, denn für die Schafe waren die zarten Sprösslinge der Südbuche ein wahrer Leckerbissen. Statt der Bäume begannen sich die Calafate-Sträucher auszubreiten, denn mit ihren Stacheln waren sie als Nahrungsquelle für die Schafe nicht von Interesse. Rettung, zumindest für einen Teil des Baumbestandes, bot lediglich die Einrichtung des Nationalparks, doch auch dort gibt es kaum Bäume des Urbestandes. Heute gibt es lediglich Bäume die rund 50 bis 90 Jahre alt sind. Trotzdem beginnt sich das Gebiet ganz langsam zu erholen und auch wenn es noch geraume Generationen dauern wird, bis hier wieder einen richtigen Urwald finden wird, ist es eine gute Sache. Nicht besonders begünstigt wird der Baumwuchs durch die erdgeschichtliche Entwicklung der Region, denn vor Millionen von Jahren war das Gebiet vollständig von Eis bedeckt. Riesige Gletscher bedeckten das Land und gaben ihm eine Typische Formation. Viele der Täler besitzen noch heute eine deutliche V-Form, die darauf hinweist, dass dies einstmals durch Gletscher geformt worden war.

Durch die Gletscher und die späteren entstandenen Flüsse, war im Verlaufe der Zeit sehr viel Gestein in das Gebiet transportiert worden, so dass der Untergrund fast ausschließlich aus massiven Felsen besteht. Auf diesem Felsen hatte sich zwar in der Zwischenzeit eine Humusschicht gebildet, doch war diese ausgesprochen dünn und wurde fast lediglich durch die Südbuchen und anderem kärglichen Bewuchs daran gehindert, nicht für immer ins Meer geschwemmt zu werden. Daher war die gradenlose Abholzung ein wirklicher Frevel an dieser Region. Nachdem der Holzverkauf nicht mehr profitabel genug war, musste man sich nach anderen Einkommensquellen umsehen und begann erneut etwas zu tun, was sich heute als große Torheit herausstellte. Man siedelte Bieber an, um sich durch die Felle eine neue Einnahmequelle zu erschließen.

Von den damals ausgesetzten 25 Paaren hat sich im Verlaufe der Zeit die Population auf rund 40.000 Tiere erhöht. Zu dieser enormen Zahl kam es nicht, da die Tiere besonders clever oder produktiv, was die Zeugung von Nachwuchs anging, gewesen waren. Tatsächlich bestand einfach kein Bedarf mehr an Fällen und auch das Fleisch hatte keinen Wert für die Menschen, da es nicht gerade als besonders genießbar gilt. So wurde die Jagt auf die Bieber eingestellt und da es zudem in dieser Region keine natürlichen Feinde gab, begannen sich die Tiere nach und nach zu vermehren. Auch begannen sie sich dem Leben im Schlaraffenland Feuerland anzupassen. Dies bedeutete, dass sie zum Beispiel weniger Junge bekamen als in ihrem Herkunftsland, doch da hier fast alle Jungtiere überleben, war dies lediglich eine natürliche Anpassung an die Gegebenheiten.
Sie gingen auch nicht mehr in Winterschlaf und zeigen sich hier das gesamte Jahr über aktiv. Die Tiere sind sich ihrer so sicher, dass man sie gelegentlich beim Sonnenbad beobachten kann. Auch scheint es ihnen so gut zu ergehen, dass sie deutlich schwerer sind als ihre Artgenossen in Kanada. Dort im hohen Norden bringen es die Tiere auf ein Gewicht von etwa 15 bis 25 Killogramm. Hier in Feuerland jedoch auf stattliche 25 bis 35 Killogramm. Heute haben die Ranger der Region viel Arbeit mit den Tieren, denn sie bauen überall ihre Dämme oder unterhöhlen weite Gebiete. Eine Lösung des Problems scheint zumindest zurzeit nicht in Sicht.

Über all diese Informationen hatten wir die Zufahrt zum Nationalpark erreicht. Unsere Zufahrtsstraße war nicht einfach irgendeine Straße. Es war die Fernstraße 3 die für uns in Buenos Aires begonnen hatte und hier im Nationalpark ihr Ende findet. Somit gilt sie als „Straße bis ans Ende der Welt“; denn von seinem Ende gibt es nur noch die Möglichkeit per Boot weiter zu kommen. Die Fahrt dauerte nicht mehr all zu lange und ich war froh darüber, denn der Blick aus dem Fenster begeisterte mich so sehr, dass ich am liebsten sofort den Bus verlassen hätte, um alles zu bestaunen. Als mein Wunsch den Bus verlassen zu wollen fast seinen Siedepunkt erreicht hatte, hielten wir und wir durften aussteigen.

Wir hatten die „Lagune am Ende der Welt“ (Laguna Negra) und das Ende der Fernstraße 3 erreicht. Was für Gefühle einen bei diesem Ort und der Vorstellung so weit in den Süden vorgedrungen zu sein durchströmen, kann nur der nachempfinden, der schon einmal hier gewesen ist. Für mich war es zumindest etwas ganz besonderes. Als hätte die Tatsache am „Ende der Welt“ zu sein nicht schon gereicht, wurde man an diesem Ort zusätzlich mit einer großen Zahl an Tieren begrüßt. So gab es viele Magellan Gänse, Ibisse und Füchse zu bestaunen.

Ich nutzte die Gelegenheit und pirschte mich an die Gänse heran, um vielleicht noch das ein oder andere interessante Foto zu bekommen. Es war nicht ganz einfach, denn die Tiere wichen stetig zurück. Schließlich war ich mit meiner Position zufrieden und auch für die Tiere schien es „ok“ zu sein, als die Gänse und Ibisse plötzlich ganz aufgeregt aufflogen. Zuerst war ich etwas verdutzt und ich vermutete schon, dass ich an ihrem Verhalten schuld gewesen sei. Doch schon ein paar Sekunden später klärte sich die Situation auf, denn nun stand nur etwa 3 Meter von mir entfernt ein Fuchs. Er war in aller Seelenruhe durch die Kolonie getrottet und posierte nun vor mir. Zu meinem Leidwesen wendete er mir dabei nur seine rückwärtige Seite zu was ein vernünftiges Foto doch sehr erschwerte.

Von meinen Tierbeobachtungen lief ich auf eine kleine Anhöhe, von der man einen hübschen Blick auf die Bucht am Ende der Welt werfen konnte. Leider verging die Zeit mal wieder wie im Fluge und ich musste all zu schnell wieder zurück zum Bus.

Unsere weitere Fahrt führte uns nun wieder auf der Fernstraße 3 in Richtung Ushuaia. Doch dauerte die Fahrt nur wenige Minuten, dann konnten wir einen kleinen Rundgang durch den Wald machen, um unter anderem eine kleine Fleischfressende Pflanze zu sehen. Auch wenn ich bei unserer Ankunft meinte: „Warum soll ich mir eine kleine Fleischfressende Pflanze ansehen? Wenn ich morgens in den Spiegel schaue, sehe ich eine große Fleischfressende Pflanze!“, ging ich mir dieses Kleinod natürlich gerne anschauen. Als mir die Fleischfressende Pflanze gezeigt wurde, musste ich schon verdammt genau hinsehen, um sie überhaupt zu erkennen, denn sie war wirklich klein. Trotzdem war der Gedanke durchaus beunruhigend, dass man sich vielleicht völlig ahnungslos in eine Wiese setzt und auf einmal ist das Bein weg (Achtung: Humor).

Diese kleine Exkursion endete mit einer schönen Überraschung: Ein Fuchs lief der Gruppe über den Weg. Da ich mich noch geraume Zeit an den herrlichen herbstlichen Farben, den Blumen und den Bergen gelabt hatte, entging mir dadurch dieses Ereignis. Doch wie der Zufall es wollte tauchte das Tier schließlich sogar noch am Parkplatz des Busses auf. So bekam auch ich den Fuchs noch zu sehen.

Unser nächster Stopp bedeutete den Beginn unserer heutigen Wanderung. Rasch stiegen alle aus und schon wenige Minuten später begann unser Ausflug in die Südbuchenwälder des Nationalparks. Anfangs folgte der Weg einer kleinen Lichtung, doch alsbald verschwand er im dichten Wald. Der Weg war schön zu gehen und ich ergötzte mich an der herrlichen Natur. Ab und an blieb die Gruppe stehen, denn Sandra oder unser Guide erläuterte die ein oder andere Pflanze. Zu Beginn achtete unser Führer peinlichst genau darauf, dass er stets der letzte in der Gruppe war, um damit dem Gebot, dass Gruppen zusammenbleiben müssen Rechnung zu tragen. Zu meiner großen Freude lockerte sich diese Maßnahme zusehends.

Nach dem der Weg einige Meter relativ steil nach unten geführt hatte, standen wir unvermittelt, so schien es mir Anfangs, an einem See. Doch erfuhr ich, dass dies eine Bucht war, die ihr Ende im Beagle Kanal fand. Wir verweilten hier kurze Zeit und so konnte ich den herrlichen Blick auf die aufragenden Berge genießen. Der weitere Weg folgte der Bucht und erinnerte mich an meine Küstenwegwanderungen, die ich immer mit großer Freude durchgeführt hatte. Die Tatsache, dass der Weg der Küstenlinie folgte, machte sich nicht nur durch den Umstand bemerkbar, dass der Wald gelegentlich den Blick hinaus aufs Wasser und die Berge freigab, sondern auch, dass der Weg stetig auf und ab führte. Besondere Freude bereitete es mir, wenn der Wald etwas dichter wuchs und man meinte von ihm verschlungen zu werden, oder ich interessante oder teilweise skurrile Baumformen ausmachte. Ich musste oft stehen bleiben, um sie zum einen näher zu betrachten oder meine Fotos zu machen. Dabei vergaß ich fast vollständig, dass mein Knie wieder zu schmerzen begann und ich mich wieder wund lief.

An einer besonders hübschen Bucht legten wir um die Mittagszeit unsere Rast ein und da die Sonne etwas schien und kaum Wind ging, war es ein besonders schöner Aufenthalt. Der weitere Weg begeisterte mich schließlich noch mehr, als das bislang zurückgelegte Wegstück. Es ging immer auf und ab und es galt ein wenig das Auge auf die hervorgetretenen Wurzeln zu haben. Schließlich häuften sich die Bäume oder Äste die den Weg versperrten. Es kam bei mir ein Hauch von Abenteuer auf. So war ich eher enttäuscht, als gegen 14 Uhr die Wanderung plötzlich zu Ende war. Unser Bus wartete nun schon auf uns und nachdem alle eingestiegen waren begann die Fahrt.

Jedoch bereitete der Beginn unserer Fahrt unserem Fahrer und dem Fahrzeug einige Probleme. Der Weg war nämlich so steil und rutschig, dass der Motor ein paar Mal aus ging und in mir schon der Verdacht aufkam, wir müssten aussteigen und den Bus die Straße hinaufschieben. Glücklicherweise blieb uns dieses Los erspart und so erreichten wir alsbald wieder Ushuaia und unser Hotel.

Dort hatten wir nun rund 20 Minuten Zeit, bis die Fahrt in die Stadt beginnen sollte. Zum Glück zähle ich mich zu den Express-Duschern (zumindest wenn es sein muss) und so schaffte ich es mich noch frisch zu machen bevor wir in die Stadt fuhren. In Ushuaia trennte sich die Gruppe direkt. Einige, so wie ich, wollten in den Ort – der größere Teil wollte seinen Aufenthalt mit einem Museumsbesuch beginnen. Als ich die Einkaufsstraße erreichte, staunte ich nicht schlecht. Die Straße erkannte ich zwar sofort an den bunt zusammengestellten Häuserwänden wieder, doch ansonsten glich sie kaum dem was ich hier am Vorabend erlebt hatte. Es fuhren kaum Fahrzeuge und auch die Menschenmengen hielten sich in Grenzen. Wie ich schließlich herausfand war die Ursache dafür einzig und allein die Tatsache, dass die meisten Geschäfte noch geschlossen hatten. Nachdem diese jedoch wieder öffneten nahm der Wahnsinn nach und nach wieder zu. Die „Ruhe“; nutzte ich, um noch schnell das ein oder andere Foto zu machen, denn ich hatte am Vorabend interessante Stellen entdeckt, die sich lohnten im Bild festgehalten zu werden. Nebenbei hielt ich schon mal Ausschau nach den geplanten Präsenten, die ich mit nach Hause bringen wollte. Unter anderem beabsichtigte ich T-Shirts zu erwerben.

Als ich schließlich T-Shirts gefunden hatte die mir einigermaßen gefielen, nahm ich sie das erste Mal näher in Augenschein. Obwohl ich direkt zu Beginn ein Hemd in der Größe XL in die Hand genommen hatte, meinte ich, dass diese Kennzeichnung sicherlich falsch sein müsste, denn das was ich da in Händen hielt war auf keinen Fall mit einem XL-Hemd in Deutschland zu vergleichen. Diese Tatsache stürzte mich doch in gewisse Zweifel, welche Größe nun zu kaufen sei. Ich zeigte mich mutig und erstand zwei Hemden in der größten zu bekommenden Größe „XL“. Diese Hemden hatte ich mit dem letzten Bargeld bezahlt, welches mir noch zur Verfügung stand, denn ich wollte später einfach noch etwas Geld wechseln und so wäre dies, so meinte ich, sicherlich in Ordnung. Die Wechselstube sollte ohnedies in Kürze öffnen und so marschierte ich langsam zu ihr. Wie sich herausstellte war ich nicht der einzige der schon vor der Tür wartete und so gesellte ich mich zu ihnen.

Als es schließlich auf 16 Uhr zuging, zu diesem Zeitpunkt sollte die Wechselstube öffnen, gab es jedoch keinerlei Anzeichen, dass hier überhaupt geöffnet würde. Nachdem die Zeit mehr und mehr verrann wurde ich und all die anderen die mit mir warteten zunehmend unruhiger. Es bedurfte schließlich einer Argentinierin, die einen winzigen Zettel an der Tür des Ladenlokales entdeckte, um zu erkennen, dass es an diesem Tag hier keinen Pfennig Geld geben würde. Nun war guter Rat teuer, denn in meinem Geldbeutel sah es nicht mehr all zu rosig aus. Während ich nachdachte was zu machen sei, traf ich Wolfgang und Silvia. Auch sie hatten die Misere schon zur Kenntnis genommen. Nun überlegten wir gemeinsam was zu tun sei. Ich schlug vor, dass wir zur Touristeninformation gehen sollten, um dort Rat einzuholen und vielleicht könnte man dort etwas Geld wechseln. Den beiden gefiel der Vorschlag und somit machten wir uns gemeinsam auf den Weg.

In der Touristeninformation erfuhren wir, dass nicht nur die Wechselstube, sondern alle Banken des Landes geschlossen waren. Diese Maßnahme war durch die Regierung Argentiniens veranlasst worden, um dem steten Verfall ihrer Währung entgegenzuwirken. So einleuchtend die Maßnahme zu sein schien, so ärgerlich war es für uns, denn ganz ohne Geld würden die letzten Tage weniger erfreulich sein. Bevor wir gingen gab man uns noch den Rat zu versuchen in diversen Geschäften mit Traveler-Schecks zu bezahlen und dort mit den Geschäftsleuten einen für uns akzeptablen Wechselkurs auszuhandeln. Mir schien dieser Vorschlag wenig verlockend, zudem hatte ich schon vorher versucht hier im Ort einen meiner Traveler-Schecks an den Mann zu bringen und war kärglich gescheitert.

Da nun an Einkauf nicht mehr zu denken war, beschloss ich, mit meinen letzten Pesos ins Internet-Cafe zu gehen und noch etwas zu arbeiten. Als es auf 18:30 Uhr zuging, beendete ich meine Internet-Sitzung, obwohl ich noch gerne weiter geschrieben hätte, da ich doch noch erheblich mit meinen Erzählungen zurück lag. Als ich jedoch die Gebühr entrichtet hatte und nun noch etwa 10 Peso (8 Euro) in Händen hielt, überwog das positive Gefühl wenigstens noch etwas Geld in Fingern zu halten, anstatt die Erzählungen nicht beendet zu haben.

Für die Rückfahrt zum Hotel fand ich mich mit den anderen pünktlich an unserem Fahrzeug ein. Hier schlich sich bei mir langsam wirklich das Gefühl ein, dass der Urlaub vor seinem unwiderruflichen Ende stand. An diesem Abend sollte es nämlich das große Abschiedsessen geben und ich hatte meinen Rucksack für den Rückflug zu packen. Daher marschierte ich, im Hotel angekommen, sofort auf mein Zimmer. Hier begann ich jedoch doch nicht gleich mit dem Packen, sondern ich zog es vor einmal durch alle TV-Kanäle zu zappen. Schließlich blieb mir nichts anderes übrig, als wirklich mit dem Packen zu beginnen. Bei dieser Arbeit kam mir sehr zu gute, dass ich meine gesamte Bekleidung zum Waschen weggegeben hatte, denn das mir ausgehändigte kleine Päckchen ließ sich ausgesprochen einfach verpacken. Dies soll jedoch nicht bedeuten, dass ich ohne weiteres alles im Rucksack unterbringen konnte. Eigentlich artete es wieder in ein elendes gestopfte und gepresse aus und ich war froh, als der Rucksack schließlich verschlossen vor mir lag. Öffnen wollte ich ihn nun jedoch nicht mehr, denn da befürchtete ich, würde er einfach nur explodieren.

Der letzte Abend sollte auch für mich der Abend sein, an dem ich noch mal am Essen teilnehme, nachdem ich es mir den gesamten Urlaub versagt hatte. Mein Magen hatte es mir zwar gedankt, doch trauerte ich irgendwo schon dem entgangenen Essen etwas hinterher. Insbesondere wenn ich wieder mal erfahren hatte wie lecker es gewesen war. Aber im Grunde war mir mein Wohlbefinden bedeutend mehr wert gewesen.

Dieser Abend stand im Zeichen des Fleisches, den Fisch hatte man erfreulicher Weise auf den Vortag verlegt. Bevor es ans Essen ging, eröffnete Marcus die aktuellsten Neuigkeiten bezüglich unseres Fluges. Diese Neuigkeiten waren nicht sonderlich erbaulich, denn eigentlich wären wir direkt nach unserem Bootstrip durch die Bucht von Ushuaia und den Beagle Kanal zum Flughafen gefahren, doch unser Flug war um ein paar Stunden in den späteren Nachmittag verlegt worden. Doch konnten wir im Grunde noch froh sein, dass wir überhaupt abfliegen konnten, denn einige andere Flüge sollten schon gestrichen worden sein. So hatten wir auch am kommenden Tag etwas Zeit um Ushuaia auf den Kopf zu stellen.

Unser Mahl wurde schließlich durch eine Gemüsesuppe eingeleitet. Ich hielt mich zurück, denn meine Aufmerksamkeit wollte ich dem Fleisch widmen. Als das Fleisch schließlich serviert wurde, wurde meine Geduld etwas auf die Probe gestellt, denn in Argentinien wird das Essen erst einmal den Frauen serviert und anschließend erhalten die Männer ihr Essen.

Schon während des Auftragens bemerkte ich, dass hier die Portionen nicht die gewaltigen Dimensionen aufwiesen, wie zu Beginn in Buenos Aires, doch schmecken tat es nicht weniger gut. Zu meiner Freude überließ mir Rita einen Teil ihres Fleisches und so kam es, dass auch ich schließlich rund rum satt war. Nach dem das Mahl beendet war wurde mir die Aufgabe Übertragen an Marcus und Sandra ihr Fahrzeug-Gästebuch zu übergeben. Allerdings kamen mir die beiden zuvor, in dem sie uns ein kleines Abschiedsgeschenk, eine hübsche Postkarte und ein paar Infozettel aushändigten. Bei dem Present handelte es sich um ein putziges kleines Tontier über das ich mich sehr freute.

Nun konnte ich das Gästebuch überreichen was mir nicht ganz leicht viel, denn ich hatte keine rechte Vorstellung was zu sagen sei. Besonderes Interesse und Begeisterung fanden bei den Beiden die „Ein-Euro“-Stücke, die wir aushändigten. Diese Stücke sollten als Glücksbringer und als Bote des neuen Geldes dienen. Marcus meinte noch, dies sei das „Reiseleiter-Starter-Kit“, was natürlich mit Freude und Gelächter aufgenommen wurde. Ich war aber der Ansicht, dass bei einer ordentlichen Anlageform in ein paar Millionen Jahren sicherlich ein stattliches Sümmchen herauskommen würde.

Gegen 22 Uhr zog ich mich auf mein Zimmer zurück. Dort konnte ich nicht widerstehen noch mal durch alle Fernsehprogramme zu zappen. Dabei stolperte ich über zwei deutsche Filme. Der eine wurde im Original mit spanischen Untertiteln gezeigt, der andere war auf Spanisch synchronisiert. Der synchronisierte Film bereitete mir besondere Freude, denn es war schon lustig zu sehen welche Stimmen den Schauspielern gegeben worden waren und wie sie dadurch manches Mal etwas witzig wirkten. So manchen Schmunzler konnte ich mir nicht verkneifen. Lange frönte diesem Vergnügen nicht. Ich zog es lieber vor noch einmal ordentlich zu schlafen, bevor die anstrengende Rückreise begann.