010 – NZ – Rotorua

43. Tag – Sonntag 06.03.05

Rotorua – Zu heiß gebadet

Wetter: bewölkt, keine Sonne, warm

An den vergangenen 2 Tagen hatte ich versucht, Tony, den ich in Rotorua besuchen sollte, zu erreichen. Leider hatte ich immer nur den Anrufbeantworter erreicht. Ich hinterlies ihm die Nachricht, dass ich am Sonntag in Rotorua ankommen würde und hoffte, dass er ich ggf. an der Bushaltestelle in Empfang nehmen wurde.

Nun stand jedoch erst einmal die Fahrt von Taupo nach Rotorua an. Dies bedeutete mal wieder Zelt abbauen, alles verstauen und schließlich mit dem gesamten Gepäck zum Busterminal zu laufen. Da es auf diesem Wegstück bergauf, wenngleich nur leicht, ging, kam ich doch etwas ins Schnaufen, bis ich schließlich das Busdepot erreicht hatte. Etwas verwirrt war ich an diesem Tag, in welchen Bus ich einzusteigen hätte, denn irgendwie schienen alle über Rotorua zu fahren. Doch schnell lüftete sich das Mysterium und nachdem mein Gepäck im Bus verstaut war, nahm ich meinen Sitzplatz in Beschlag. Von der Fahrt bekam ich mal wieder nicht viel mit, war auch im Grunde nicht schlimm, denn diese Strecke fuhr ich nun schon zum dritten Mal in relativ kurzer Zeit.

Als ich in Rotorua eintraf, schaute ich schon mal erwartungsvoll aus dem Fenster, doch weit und breit war niemand zu sehen, der wie Tony aussah. Auch nach dem Aussteigen änderte sich dieser Umstand nicht und so musste ich mich wohl mit dem Umstand anfreunden, dass aus dem Treffen vorerst nichts werden würde. Allerdings ergab sich daraus das Problem, dass ich nun überlegen musste, was ich in den geplanten 2 Tagen hier in Rotorua machen wollte. Zur Lösung meines Problems wandte ich mich an die Touristeninformation und nach einigem Hin und Her hatten wir etwas für die 2 Tage zusammengebastelt. So wollte ich am heutigen Tage noch in heißem Wasser planschen, also einen Ausflug ins örtliche Polynesien Spa machen und am nächsten Tag mit einer Gondel auf einen Aussichtspunkt über Rotorua fahren, um dann am Abend an einer Maori-Präsentation mit anschließendem Essen teilzunehmen.

Auf Grund einer Fehlinformation meinerseits buchte ich mich in die Jugendherberge von Rotorua ein. Ich war nämlich fälschlicher Weise davon ausgegangen, dass sich diese noch immer in der Nähe des Polynesien Spa befände. Doch da irrte ich mich gehörig. Die Jugendherberge war kein Haus mehr, sondern glich mehr einem kleinen Ort im Ort. Zudem hatte man sie etwa 20 Minuten Fußweg vom Ortszentrum entfernt angelegt. Zumindest wurde ich mit dem Jugendherbergsshuttle im Ort abgeholt, so dass ich meine Sachen nicht durch die halbe Stadt schleppen brauchte. Ich gebe zu, ich war von der Jugendherberge positiv überrascht. Doch schnell verblasste dieser Eindruck, denn die Herberge war so groß, dass sie letztlich sehr anonym und steril war. Besonders unangenehm war dien Tatsache, dass sich hier auch Gruppen einmieteten und sich diese auch der Gruppendynamik entsprechend verhielten. Besonders unangenehm fiel mir dabei eine deutsche Gruppe auf, die nachdem sie angekommen war sich so einnisteten, als würde ihnen die Herberge allein gehören. Ich war daher nur froh, dass ich ins Spa gehen wollte und dem Trubel so entgehen konnte.

Aus den 20 Minuten Fußweg wurden bei mir und 40, denn ich wollte auf diesem Wege den Ort noch ein bisschen ansehen. Wie ich feststellte, fand ich mich im Grunde noch ganz gut zurecht und obwohl mein letzter Aufenthalt auch hier deutlich zurück lag. Als ich das Polynesien Spa erreichte stellte ich auch hier mit Freude fest, dass sich an der Außenanlage nichts geändert hatte und diese noch immer so hübsch mit Natursteinen eingefasste Badebecken zur Verfügung stellte. Wie ich von einem der Bademeister erfuhr war dies im Innenbereich durchaus nicht so, denn dieser war erst vor 3 Monaten, nach einer Neugestaltung, der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht worden.

Im Verlaufe meines rund dreistündigen Aufenthaltes wechselte ich die Becken je nach Lust und Laune, wenngleich ich die heißen Becken nicht so sehr frequentierte. Das kühlste Becken brachte es immerhin noch auf eine Temperatur von 36 Grad, wo hingegen das heißeste mit 42 Grad aufwartete. Das einzige, was mich etwas verwunderte war die Tatsache, dass mich dieses mal das Betreten des Heißwasserbeckens nicht so viel, eher keine Überwindung kostete. Dachte ich da an meinen letzten Aufenthalt, hatte ich ein ganz schöes Aufhebens gemacht, bis ich schließlich im 42 Grad heißen Wasser saß. Woran das lag, erschloss sich mir auf keinen Weise.

Der Rückweg zur Herberge gestaltete sich tatsächlich auch noch als interessant. Zum einen versuchte ich ohne Stativ die ein oder andere Nachtaufnahme zu machen, doch wesentlich mehr beeindruckte das Problem, dass ich die Herberge nicht fand. Ich hatte diese nämlich durch einen Nebenausgang verlassen und hatte dann einen parkähnliches Gebiet durchquert. Bis zum Park kam ich auch noch ohne Probleme, doch durch den Park schaffte ich es nicht wieder zurück zur Herberge. Zum Glück traf ich ein Ehepaar, wie sich herausstellte Deutsche, die mit mir im Spa waren und nachdem wir unsere Stadtpläne zusammen taten ergab sich schließlich auch der Weg zurück zu meiner Unterkunft. Erfreut stellte ich nach meiner Ankunft fest, dass ich noch der einzige Bewohner im Zimmer war und so legte ich mich schnell hin, um diesen Umstand ausgiebig zu genießen.

 

44. Tag – Montag 07.03.05

Rotorua – Traditionen

Wetter: morgens: bewölkt, es regnet – ab Mittag: Bewölkung lockert auf es wird zusehends schöner und wärmer

Mit wenig Begeisterung nahm ich am Morgen zur Kenntnis, dass es ausgiebig regnete und der Himmel wolkenverhangen war. Auch die Küche der Herberge verlieh wenig Anlass zu Freude, denn dort trieb sich wieder die deutsche Reisegruppe herum und zudem musste man einen großen Bogen um alle Müll-Behältnisse machen, denn die quellten mehr als über von Müll. Bevor ich mir Gedanken über meinen geplanten Ausflug zum Aussichtspunkt machte, wollte ich erst einmal ein paar Planungen bezüglich meiner weiteren Reiseroute treffen. Ich wollte ursprünglich auch die Ostküste Neuseelands zwischen Napier und Wellington erkunden. Doch nach diversen Telefonaten mit Touristeninformationen im Betroffenen Gebiet, stellte sich heraus, dass mit dem Bus oder über einen Anbieter dieses Gebiet nicht zu erschließen war. Diese Nachricht empfand ich als äußerst enttäuschend und es wirbelte meine Reisewünsche kurzfristig doch etwas durcheinander. Ich entschloss mich also als nächstes Reiseziel die Vogelinsel Kapiti Island in Angriff zu nehmen. Doch auch dies entwickelte sich nicht so wie gewünscht. Es stellte sich nämlich heraus, dass ein Besuch möglich war, aber nur unter der Woche, da an den Wochenenden die Genehmigungen, die man für diesen Besuch brauchte, verbraucht waren. Es musste nun also überlegt werden, wie ich meine Reise weiter gestallte und ob ich Tony noch erreichen würde.

Mein letztes Telefonat an diesem Tag war mit Tony und zu meiner Freude bekam ich ihn dieses Mal ans Rohr. Sehr schnell kamen wir überein, dass er mich am kommenden Tag abholen würde und ich ab dann bei ihm leben solle. Im Verlauf dieser Planungen und Überlegungen hatte sich das Wetter etwas normalisiert und ich entschied mich, trotz der nicht ganz optimalen Bedingungen den Aussichtspunkt in Angriff zu nehmen. Erfreulicher Weise gab es hier auch einen Shuttle, der die Leute durch die Gegend kurvte. Leider konnte man kein Tagesticket kaufen, sondern jede Fahrt musste schön einzeln bezahlt werden, was dazu führte, dass ich mir meine Fahrten schon recht genau überlegte.

Um den Aussichtspunkt zu erreichen, gab es eine kleine Gondel die den Besucher etwa 300 Höhenmeter höher brachte. Diese wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und da das Wetter noch immer nicht ganz zu Begeisterungsrufen Anlass gab, hielten sich zumindest die Besuchermassen bei der Gondel und auch auf dem Aussichtspunkt in Grenzen. So konnte ich auf jeden Fall ohne größere Störungen meine Panoramaaufnahmen machen. Leider verschlechterten sich die Wetterbedingungen schneller als sie sich verbessert hatten und so hockte ich mich erst einmal auf eine der Terrassen und beobachtete jene Leute, die mit einem kleinen Bob verschiedene Rennstrecken den Berg hinunter fuhren. Besonders belustigend war das Pärchen, welches aus der Oma und ihrem Engel bestand. Irgendwie hatte er seine Oma überredet mit ihr den Berg nach unten zu rasen. Nun gut, rasen ist wohl etwas übertrieben, meist blieb Oma stehen und wenn sie mal fuhr , hörte man sie weithin juchzen und schreien. Es war wirklich ein schönes Schauspiel.

Das Wetter besserte sich schließlich auch etwas und so konnte ich noch mal den Versuch einer Panorama-Aufnahme machen. Danach begann sich der Aussichtspunkt auch etwas zu füllen und so beschloss ich, doch lieber die Fahrt in Richtung Tal anzutreten. Dort angelangt, dauerte es nicht lange bis das Shuttle kam und ich mich im Ortszentrum absetzen lassen konnte. Hier begann ich einen Spaziergang durch die „Government Gardens“ hin zum Museum. Da es allerlei zu fotografieren gab, zog sich der Spaziergang durchaus in die Länge. So galt es die herrliche Grünanlage, diverse Skulpturen, das Museum oder auch die Damen die Eifirg Bowling spielten zu beobachten und im Bild festzuhalten. Auch schien die Sonne mittlerweile so herrlich schön, dass ich es mir im Schatten eines Baumes gemütlich machte und den Tag einfach nur genoss.

Da es irgendwann Zeit wurde und die Abholung zu der Maori Veranstaltung anstand, begann ich den Rückweg zur Herberge langsam in Angriff zu nehmen. Da der Hunger etwas zu nagen begonnen hatte, verleibte ich mir auf dem Weg zurück ein paar Fisch und Chips ein, die mir sogar ausgesprochen mundeten. Pünktlich kam mein Bus und da ich als erster eingeladen worden war, standen mir noch alle Plätze zur Verfügung und das nutzte ich auch aus, um nahe zum Ausgang zu sitzen, denn dann brauchte ich mein ganzes Zeug nicht quer durch den Bus zu schleppen. Im Verlaufe der Fahrt füllte sich der Bus zusehends. Unter anderem stieg ein Mädchen ein, welches Fotos für eine Multimediaplattform in Wellington machen sollte. Das gab natürlich herrlichen Gesprächsstoff. Schließlich wurden noch zwei riesige Gruppen zugeladen. Eine deutsche und eine französische. Dieser Umstand sollte sich im Verlaufe des Abends noch als durchaus nützlich herausstellen. Auf der Fahrt zu der Veranstaltung wurden wir ausführlich vorbereitet, was uns erwarteten würde und vor allem was wir zu unterlassen und zu machen hatten. Ein Schaudern ging durch die Reihen, als es hieß, es dürfe nicht fotografiert werden. Es stellte sich schließlich heraus, dass sich das nur auf die Begrüßungszeremonie bezog und ansonsten nach Herzenslust fotografiert werden durfte. Doch dazu später mehr.

Vor der Ankunft musste für den französischen und den deutschen Anteil im Bus ein Chef bestimmt werden. Da wir Individualreisenden für die Gruppen nicht existierten, machten sie das alles unter sich aus und ich kann nicht behaupten, dass ich darüber besonders traurig war. Auch im Weiteren suchte man sich alle Opfer immer nur in diesen Gruppen und darüber war ich schließlich doch sehr zufrieden.

Nach der Ankunft beim Marae [Dorfplatz, Gemeinschaftsplatz vor dem Versammlungshaus], begann sogleich die Begrüßungszeremonie. Dazu mussten sich zuerst die Gruppenchefs platzieren. Hinter ihnen die Frauen und dahinter die Männer. Nachdem dies geschehen war, tauchte ein Maori Krieger auf und führte einen Tanz auf. Zum Ende dieses Tanzes legte er ein Begrüßungsobjekt (Frarn) vor die Chefs, den diese, ohne den Blick vom Krieger abzuwenden und ohne eine Miene zu verziehen aufheben mussten. Danach durften die Gruppen das Versammlungshaus betreten. Im Haus mussten sich die Frauen rechts und die Männer links hinsetzen und die Begrüßungszeremonie ging weiter. Die Gäste werden nun weiterhin begrüßt und danach mussten die Chefs der Gruppen ihre Gruppen vorstellen. Was der französische Chef sagte weis ich nicht zu sagen, da die Vorstellung in der Muttersprache geschah, doch der Deutsche redete gleich von Geld usw. und das fand ich äußerst unpassend und ich war froh, das er es auf deutsch machte und man ihn nicht verstand. Was nicht vergessen werden darf, ist die Tatsache, dass wir alle noch ein Lied zum Besten geben mussten und da war die Gruppe mal wieder mehr als hilfreich, denn dort gab es genügend Leute die sich im deutschen Liedgut zu hause fühlten. Und nachdem man sich auf ein Lied geeinigt hatte und es vortrug, fiel auch mir nach und nach der Text ein. Es ist schon erstaunlich was man sich aus seiner Kindheit alles so merkt. Wir hatten im Übrigen „Das Wandern ist des Müllers Lust“ vorgetragen, nachdem „Hoch auf dem gelben Wagen“ kurzfristig abgewählt worden war.

Dieser Ansprache folgte der Maorigruß „hongi“, bei dem man mit geschlossenen Augen die Nase aneinander stupst. Ich kannte dieses Prozedere ja schon und so konnte ich das ganze beobachten und sehen wie man sich hier anstellte und obwohl die deutsche Gruppe eigentlich gut auf dieses Dinge durch die Reiseleitung vorbereitet worden war, stellte man sich teilweise doch etwas tölpelhaft an. Allerdings ging es bei den Franzosen nicht unbedingt besser. Aber ich hatte ja ohnedies leicht reden, denn ich brauchte bei den ganzen Dingen ohnedies nicht mitzumachen, sondern konnte den Beobachter spielen.

Mit diesem Prozedere war die Begrüßungsphase beendet und die eigentliche Show begann und das wichtigste, es durfte fotografiert werden. Nun bin ich wahrlich als eifrig knipsender Mensch bekannt, doch es war erstaunlich, wie sich die anderen Besucher daran machten loszuknipsen. Die Szene erinnerte an ein ausgehungertes Rudel Löwen, das nun nach einem Sommer der Dürre endlich wieder etwas zum Essen erbeutet hatten. Im Grunde war es mir ja gleich, doch die Leute hüpften wie wild durch die Gegend und eh ich mich versah, hatte ich mal wieder nicht die Show, sondern einen Hintern, Hinterkopf oder irgendetwas ähnliches fotografiert. Die gebotene Tanz- und Gesangsveranstaltung gefiel mir ausgesprochen gut und ich war wirklich sehr enttäuscht, dass sich nach nicht all zu langer Zeit schon vorüber war. Ich hätte mir das Schauspiel noch wesentlich länger anschauen können. Abgeschossen wurde die Veranstaltung im Versammlungshaus, bevor es zum Essen ging damit, dass eine Reihe von Leuten den Haka (Tanz) lernen. Auch hier kam mir der Umstand Alleinreisender zu sein zu Gute und so brauchte ich auch an dieser Übung nicht teilzunehmen. Der Junge der neben mir saß, war ebenso erleichtert wie ich und so lächelten wir uns verständnisvoll zu. So sehr sich unsere Leute bemühten einen ordentlichen Haka hinzulegen, insgesamt gesehen wirkte es doch eher belustigend als furchteinflössend. Da fehlte dann wohl doch das Fünkchen Maoriblut.

Vom Versammlungshaus ging es zum Erdofen, in dem unser Essen (Hangi) zubereitet wurde. Es war natürlich nun schon soweit fertig, dass die Nahrungsmittel dem Ofen entnommen werden konnten. Bei dem Erdofen handelte es sich um ein Loch in dem Steine lagen, die durch ein Feuer erhitzt worden waren. Anschließend wurden die Nahrungsmittel (Fleisch, Gemüse) darauf platziert, abgedeckt und sanft darauf gegart. Während uns der Ofen erklärt wurde, fügte der Maori Chef noch hinzu, dass man zu ehren dieses Tages wieder zu der traditionellen Art der Speisung zurückkehren würde. Dies bedeutete, dass man wieder Menschenfleisch essen würde. Nicht jeder bekam diese Anmerkung mit und so verhallte diese Information gänzlich. Anschließend durften noch Fragen gestellt werden und ich muss gestehen, dass unser Gastgeber seine Antworten durchaus witzig zu verpacken wusste. Allerdings konnte man auch davon ausgehen, dass es keine Frage gab, die er bislang nicht gehört hatte. So wurde er gefragt, warum die Maori so lange Zungen hätten. Die Antwort war so einfach wie einleuchtend. Im frühen Kindesalter bekamen sie Steine um an die Zunge gebunden und dadurch verlängerte sie sich. In Rahmen einer Humanisierung jedoch hatte man irgendwann auf Eis umgestellt. Hier bekam jeder Maorijunge in jede Hand ein Eis und die mussten voller Inbrunst geschleckt werden. Natürlich war das beides Humbug, aber lustig war es alle mal.

Als die Frage kam, wann es denn endlich Essen gäbe, war die Stimmung zwar nicht futsch, aber irgendwie war nun jeder nur noch auf das Essen versessen. Deshalb ging es nun in ein anderes Gebäude, in dem das Essen schon weitestgehend vorbereitet war. Bis alles aufgetischt worden war, dauerte es noch etwas und so in dieser Zeit wurden wir noch mit ein paar weiteren Informationen versorgt. Als schließlich das Essen aufgetischt war, konnte man sich seinen Teller mit all den Leckereien füllen. Ich hielt mich erst mal zurück, denn ich wollte die Herrlichkeiten lieber erst einmal im Foto festhalten, bevor sie den Gabeln und Messern zum Opfer gefallen waren. Witzig an der ganzen Geschichte war nur, dass das Mädchen, welches für die Multimediapräsentation Fotos machen sollte, beim Anblick des Essens ihre Arbeit vergas und sich mit den anderen auf das Büffet stürzte. Erst ein Hinweis meinerseits, dass sie doch wohl zum arbeiten hier sei, erinnerte sie, dass sie doch erst mal ein paar Fotos schießen musste, bevor sie sich auch den Gaumenfreuden hingeben konnte.

Als ich mich schließlich ans Büffet begab, sah es schon stark geplündert aus, wenn das aber nicht heißen soll, dass ich nichts bekommen hätte, oder nicht alles hätte probieren können. Ich denke jeder wurde bei dieser Verköstigung mehr als satt. Ich hatte nun die Auswahl zwischen verschiedenen Salaten, Gemüsesorten, 3 verschiedenen Fleischarten und Brot. Dazu gab es noch ein paar Saucen, da das Fleisch wie üblich naturell, also ohne jede Wurzung zubereitet worden war. Diesem üppigen Mal folgte ein Nachtisch, auf den ich verzichtete und lieber noch etwas durch die Gegend lief um zu fotografieren.

Nachdem man nach dem Essen noch ein paar Souvenire kaufen konnte – ich erstand eine CD mit dem Gesang unserer Gastgeber – stand die Rückfahrt an und somit nicht ein gemütlicher Ausklang des Abends, sondern ein etwas schmerzlicher Teil für mich. Denn die gesamte Fahrt über sollte mal wieder gesungen werden. Wie immer war die Gruppe die Rettung. Sie kannten Lieder und stürmten im Vortrag immer vorweg, so dass ich mir zu diesem Thema keine all zu großen Sorgen machen musste. Ich war als erster eingeladen und somit wurde ich auch als letzter ausgeladen. Verabschiedet wurde ich mit einem „hongi“ und damit hatte ein durchaus schöner und vergnüglicher Abend sein Ende gefunden. In meinem Zimmer angelangt, stellte ich fest, dass ich diese Nacht nicht alleine verbringen würde. Man hatte einen Japaner einquartiert. Doch bei ihm machte ich mir keine Sorge, dass er sich bezüglich meiner Geräuschverursachung beschweren würde. Dazu sind diese Menschen einfach zu höflich.

 

45. Tag – Dienstag 08.03.05

Rotorua – Eintauchen in die Maorikultur

Im Verlaufe des vergangenen Tages hatte ich mir Gedanken zu dem Thema gemacht, wann ich nach Kapiti Island zur Vogelbeobachtung wollte. Aus diesem Grunde konnte ich heute den Ankauf meiner Genehmigung in Angriff nehmen. Diese Aktion entwickelte sich dann aber nicht ganz so wie geplant. Ich rief im DOC Büro (Department of Conservation) in Wellington an, denn nur die durften diese Genehmigung erteilen. Schnell waren wir uns einig an welchem Tag ich in den Park wollte. Nun ging es ans Bezahlen denn die Bewilligung sollte 9 Dollar kosten. Ich zückte meine Kreditkarte um den Betrag über dieses Stück Plastik zu begleichen. Nun stellte sich jedoch heraus, dass man erst ab einem Betrag von 15 Dollar den Betrag abrechnen konnte. Nun war guter Rat teuer ,denn viele Optionen für die Bezahlung blieben nicht, eigentlich nur diese eine über die Kreditkarte. Es ging einige Zeit hin und her und wir kamen zu keinem Ergebnis wie die Bezahlung realisiert werden sollte. Ich meinte schließlich, dass ich dann halt 2 Genehmigungen erwerben würde. Der Mann an der anderen Seite der Leitung schien im ersten Moment doch sehr erstaunt über diese Mitteilung, doch als ich meinte, dass es sonst keine Möglichkeit der Bezahlung gäbe, sah er wohl ein, dass die der einzig gangbare Weg war.

Nachdem der Verwaltungsakt erledigt war, bekam ich noch die Telefonnummer des Unternehmens mit dem ich die Überfahrt zur Insel durchführen sollte und zu denen man vom DOC die Genehmigung senden würde. Ich fragte mich schon jetzt, ob das gut gehen könnte, doch erst mal war der Vorgang erledigt. Viel Zeit war für das Telefonat nicht drauf gegangen, doch da vor mir 2 Frauen jede an einem der beiden zur Verfügung stehenden Telefone Dauergespräche geführt hatten, hatte ich nun noch gerade mal so viel Zeit schnell mein Zeug aus dem Zimmer zu räumen und zum Eingangsbereich der Herberge zu gehen, wo ich mich mit Tony treffen wollte. Ich kam gerade dort an, als er auch schon um die Ecke gebogen kam.

Wir begrüßten uns und schon begann eine abenteuerliche Fahrt kreuz und quer durch Rotorua. Tony hatte noch allerlei zu erledigen und so lernte ich auf diese Weise auch die anderen Bereiche der Stadt kennen. Eigentlich wollte er mich seiner Tochter vorstellen, doch die war an diesem Tag ausgeflogen und da half es auch nichts, dass wir mehrfach am Haus vorbei fuhren, um zu sehen, ob sie wieder aufgetaucht sei. Auch seinen Bruder trafen wir nicht an und so mussten wir unverrichteter Dinge weiterfahren. Schließlich erreichten wir das Haus seiner Eltern und diese waren erfreulicherweise zu Hause. Herzlich wurde ich zu einem Tee eingeladen und obwohl ich Tee eigentlich nicht sehr schätze, nahm ich dankend an. Wir hockten dann gemeinsam in der Küche, tranken Tee und es wurde über lokale Ereignisse und andere Dinge geplaudert. Es war auf jeden Fall sehr nett. Anschließend sollte ich noch ein paar Fotos von Tony und seinen Eltern machen und dieser Bitte kam ich natürlich gerne nach.

Von seinen Eltern ging es zum Marae der Famile. Dort angelangt, sollte ich mir die ganze Anlage einmal in Ruhe ansehen und fotografieren dürfen. Allerdings nahm mir Tony schon hier das Versprechen ab, dass ich die Bilder nur für mich verwende. Ich hatte damit keine Probleme und gab dieses Versprechen gerne ab. Bevor wir das Gelände betraten wurde ich durch Tony den Ahnen vorgestellt und er erläuterte ihnen was wir hier machen wollten. Schon hier zeigte sich wie verwurzelt Tony in seinem Glauben war und dass er es sehr ernst damit nahm. Ich selber stand etwas ratlos daneben und wusste nicht wie ich mich zu verhalten hätte, stand aber brav daneben und wartete bis er geendet hatte. Danach konnte ich mir das Gelände und das Versammlungshaus genauer ansehen und beim Betrachten der Schnitzereien stellte ich fest, dass diese ausgesprochen hübsch und kunstfertig waren. Auch die Figur des Kriegers der auf dem Dach des Versammlungshauses stand war besonders lebensnah gestaltet.

Diesem Aufenthalt folgte noch ein weiterer auf einem Hügel, von dem wir ein paar Aufnahmen von der Anlage von oben machen konnten. Danach verließen wir die Hauptstrasse und verschwanden immer tiefer im neuseeländischen Busch. Der Wald der uns hier umgab war ausgesprochen hübsch und vermittelte wirklich den Eindruck der Natürlichkeit eines Urwaldes. Unsere Fahrt endete an einem in den Bush eingebetteten See. Viel gibt es über den See nicht zu sagen, außer dass es ein Plätzen war an dem man sich gerne niedersetzen wollte, um die Ruhe, die Einsamkeit und die herrliche Natur zu genießen. Leider hatte man diesen Ort schon für eine Loge, eines der teureren Unterbringungsmöglichkeiten in Neuseeland, entdeckt. Doch überlaufen schien sie zumindest zur Zeit nicht zu sein.

Tony nicht ein Freund vieler Worte setzte die Fahrt fort und schließlich landeten wir bei einer anderen Anlage und ich hatte keine Ahnung wo wir waren oder was wir hier sollten. Die Anlage bestand aus einer Reihe von Häusern die auf einer Grünfläche standen, umgeben vom dichten Grün des Waldes. Tony drehte eine Runde über die Anlage und blieb schließlich vor einem Haus, welches im Gegensatz zu den anderen, bewohnt zu sein erschien, stehen. Jetzt erst klärte er mich auf. Wir hatten sein Haus erreicht. Ich realisierte langsam, dass er nicht wie ich angenommen hatte in Rotorua lebte, sondern hier in mitten der Natur, wo es bis zum nächsten bewohnten Haus durchaus ein beträchtliches Stückchen war. Ich äußerte direkt den Wunsch auf der Veranda des Hauses, mehr oder weniger unter freiem Himmel, nächtigen zu dürfen. Tony wunderte sich anfangs etwas, doch warum sollte er etwas dagegen haben.

Kurz nach der Ankunft erklärte er mir, dass er noch auf eine Versammlung müsse und ich den restlichen Abend alleine hier wäre. Damit mir nicht langweilig würde zeigte er mir, dass er Zugang zu Sky TV hatte und drei Filmkanäle gemietet hatte. Das fand ich durchaus angenehm und nachdem ich feststellte, dass an diesem Abend sogar brauchbare Filme liefen, stand einem tollen Abend nichts mehr im Wege.

Kurze Zeit später brach Tony zu seiner Versammlung auf und nutzte diese Gelegenheit erst mal einen kleinen Spaziergang durch die Anlage zu machen und die Tatsache zu genießen weit und breit der einzige Mensch zu sein. In den Wald ging ich nicht, denn dazu war es mir zu spät und außerdem war er wirklich dicht gewachsen.

Schließlich landete ich dann doch vor dem Fernseher und genoss es werbefrei einige Filme zu genießen. Als Tony schließlich wieder kam, meldete ich mich für meine Schlafstätte ab und kroch auf der Veranda in meinen Schlafsack. Während in ihn kroch, bemerkte ich welch tollen sternenklaren Himmel ich über mir hatte. So entschied ich mich noch mal an einer Nachaufnahme zu versuchen. Ich baute daher meine Geräte auf und programmierte die Fernbedienung für 4 Einstundenaufnahmen. Als ich in der Nacht einmal erwachte stellte ich fest, dass beträchtlich viel Tau nieder gegangen war und so zog ich es vor meine Fotoausrüstung unter das Dach der Veranda zu transferieren. Trotzdem war etwas Feuchtigkeit in das Gerät und die Objektive gekrochen, doch das bemerkte ich erst am nächsten Tag als eine mir Tony ein paar hübsche Dinge zeigen wollte.

 

46. Tag – Mittwoch 09.03.05

Rotorua – Traumhafter Wasserfall

Wetter: morgens: wolkenfrei, kühl – tagsüber: aufgelockerte Bewölkung, warm

Mit dem Aufstehen konnte ich mir an diesem Morgen ruhig Zeit lassen. Doch ich wollte eigentlich nicht liegen bleiben, denn die Feuchtigkeit die sich in der Nacht niedergeschlagen hatte, kroch mir in die Glieder und ich fühlte mich ziemlich kalt. Trotzdem freute es mich auf der Veranda geschlafen zuhaben und es stand für mich schon jetzt fest, dass ich am nächsten Abend ebenso verfahren würde.

Was sich Tony für den heutigen Tag ausgedacht hatte, stellte sich auch wieder erst nach und nach heraus und so hatte der Tag doch einiges an Überraschungen für mich. Unser Tag begann damit, dass wir auf einen der Wanderwege bei seinem Haus den Wald erkundeten. Der erste Weg sollte uns an ein paar Wasserfällen vorbei bringen. Als wir den ersten erreichten, fiel dieser doch sehr bescheiden aus und dennoch war es ganz nett, so mitten im Urwald zu stehen und das quell frische Wasser zu beobachten. Tony meinte aber, wir sollten auch noch zum nächsten Wasserfall gehen, denn der sei viel schöner. Wie rechter hatte sah ich nach kurzem Fußweg durch den Wald. Bevor ich ihn mir jedoch genauer anschauen konnte, wurde ich wieder den Ahnen und Göttern vorgestellt.

Dieser Wasserfall war sicherlich einer der hübschesten die ich in meinem Leben gesehen hatte. In vielen kleinen Kaskaden ergoss sich das Wasser aus der Höhe herunter bis vor meine Füße. Über die Moose rann ebenfalls Wasser und es sah im Sonnenlicht aus wie Perlen die sich über sie ergossen und langsam der Schwerkraft folgend nach unten glitten. Ich wusste nicht wohin ich zuerst sehen sollte, doch meine Augen leuchteten sicherlich vor Begeisterung über dieses schicke Kleinod. Ich hätte mich sicherlich noch Stunden an diesem Ort aufhalten können doch Tony wollte mir noch einen anderen Ort zeigen, an dem es herrlich gewachsene Bäume geben sollte. Bevor wir den Wasserfall verließen, dankten wir dem Waldgott und allen anderen, dass wir hier sein durften und wir nahmen eine rituelle Reinigung vor, in dem wir etwas Wasser über unsere Häupter rinnen ließen.

All zu schnell erreichten wir die Bäume nicht, denn schon auf diesem Weg blieb ich immer wieder stehen betrachtete die Sträucher, Farne und Baume. Ich hatte schon manches Mal den Eindruck, dass es Tony fast zu viel war. Doch eher freute er sich, dass ich mich in diesem Wald und der Umgebung so wohl fühlte. Schließlich erreichten wir aber auch die Bäume und in der Tat waren es alte stattliche Bäume die hier in den Himmel ragten. Doch auch diese stattlichen Gesellen hatten kein leichtes Leben, denn schon von frühester Zeit machten sich Schmarotzerpflanzen ihr Dasein zu Nutze. So wurden all diese Riesen von Würgepflanzen umzogen die ihnen nach und nach das Leben aus dem Stamm trieb. An einem ganz alten Baum sah ich, dass manche dieser Würgepflanzen die Stärke von ausgewachsenen Bäumen angenommen hatten. Welch ein Kampf hier im verborgenen und lautlos tobte war kaum zu erfassen.

Mit diesem Besuch war der Aufenthalt in der Natur für diesen Tag erledigt. Dadurch dass wir meine ganze Fotoausrüstung durch den Wald geschleppt hatten war ich zumindest rechtschaffen müde und froh, dass nun ein Teil folgte den man sich durch die Errungenschaften der Natur erleichterte. Wir fuhren nun erst einmal wieder nach Rotorua und versuchten die Tochter von Tony zu besuchen. An diesem Tag war sie anwesend und so lernte ich sie und auch den Sohn von Tony kennen, die hier in einem eigenen Haus wohnten. Seine Tochter hatte schon selber eine Tochter und erst da merkte ich das Tony schon Urgrosvater war. Schaute man ihm ins Gesicht so merkte man davon wahrlich nichts. Dem Besuch seiner Tochter folgte ein Besuch seines Bruders. Dieser kannte sich mit Computern aus und so sollte dort der Rechner von Tony repariert werden. Ferner wollten wir ein paar CDs mit den Bildern brennen die ich in Tauranga auf dem Bootstrip gemacht hatte, aber auch die Aufnahmen der vergangenen 2 Tage sollten auf einen Datenträger gebrannt werden. Diese Maßnahme nahm außerordentlich viel Zeit in Anspruch, doch es war mal wieder ganz nett mit dem Teil so herumzuspielen, als wäre ich zu Hause. Ferner gab es mir die Möglichkeit mal eines der Panoramabilder zusammensetzen zu lassen, um zu sehen ob ich was vernünftiges zusammenfotografiert hatte. Mit dem Ergebnis war ich wirklich zufrieden und auch Tony freute sich über seine Bilder, denn schon kurze Zeit nachdem sie zusammengestellt und gebrannt waren, lies er sie als Diashow auf seinem Rechner laufen. Leider gab ich die Bilder völlig unbearbeitet und ungesichtet heraus, was mich persönlich etwas belastete, denn so kam die tatsächliche Qualität nicht heraus. Auch im Haus von Tonys Bruder hieß es, dass es Tee gäbe. Doch eigentlich bekam ich ein ausgewachsenes Essen vorgesetzt. Es schmeckte lecker und ich ließ es mir wirklich schmecken, mal Hausmannskost zu verspeisen.

Nach diesem Besuch ging es wieder zurück in die Natur und während ich es mir vor dem Fernseher gemütlich machte, versuchte Tony seinen Computer, der gerade repariert worden war in Betrieb zu nehmen. Leider klappte es weder mit dem neu reparierten, noch mit seinem alten. Schließlich rief er mich, ich solle mir das ganze mal ansehen. Leider ergab die Untersuchung des reparierten Rechners kein Ergebnis, das zu einem funktionsfähigen Gerätes führte. Doch bei dem alten Rechner fand ich schließlich die Lösung. Tony hatte nicht den original Bildschirm angeschlossen und der verwendete war nicht in der Lage die Auflösung dieses Gerätes wiederzugeben. Nachdem alles umgebaut und angestöpselt war, warf Tony seine Bilder CD ein und begann sie wieder mit wahrer Begeisterung zu schauen.

Für mich war es schon recht spät, denn am kommenden Tag wollte ich den ersten Bus in Richtung Wanganui nehmen und dies hieß, etwa gegen 6 Uhr aufzustehen, damit ich alles verpacken konnte. Für diese Nacht gab mir Tony noch eine Decke mit, damit ich nicht wieder gegen Morgen zu frieren begann.