Norwegen – Königliches Frühstück

Es war meine letzte große Reise mit einem Interrail-Ticket, denn ab dem folgenden Jahr war mein Alter zu hoch. Deshalb war es eine sehr ausgedehnte Reise durch Skandinavien.

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So sehr ich die Reise mit dem Ticket genossen hatte, so sehr wollte ich auch meiner großen Leidenschaft nachgehen: dem Wandern im norwegischen Hochland. Für dieses Abenteuer hatte ich mich für das Saltfjellet in Nordnorwegen entschieden.

Die Vorbereitungen waren sehr aufwendig, da ich mich weit weg von der Zivilisation bewegen würde, aber dank der guten Wanderhütten in Norwegen konnte man immer eine angenehme Wanderung machen. Leider waren die Hütten immer verschlossen und man brauchte einen Schlüssel und oft erwischte ich eine Hütte, die zu einer anderen Region gehörte und der Schlüssel passte nicht. So erging es mir auch auf dieser Tour, was einen interessanten Beginn meiner Tour bedeutete.

Zum Glück traf ich einen netten Mann, der in Norwegen lebte, aber aus der Schweiz stammte. Er war ein echter Wanderprofi und lief jeden Tag eine andere Strecke als ich. Er lief meistens um die 70 Kilometer am Tag. Das war für mich völlig unrealistisch und trotzdem hatte er sich bereit erklärt, mit mir zusammen das Hochland zu erkunden. Das war für mich sehr angenehm, denn ich musste mich nicht mehr um schwer zu findende Wegmarkierungen kümmern, sondern konnte dem Mann namens Peter folgen und die Landschaft intensiv genießen.

Nach drei Tagen erreichten wir eine ganz besondere Hütte, die viel luxuriöser aussah als alle, die ich bisher besucht hatte. Wir fühlten uns sofort sehr wohl. Wir wunderten uns jedoch über einen Karton, den wir in der Küche fanden, in dem sich sehr luxuriöses Essen und sogar teurer Alkohol befand. Das war hier wirklich ein Rätsel.

Peter und ich überlegten, was das wohl zu bedeuten hatte. Während wir uns intensiv über dieses Thema unterhielten, kam eine kleine Wandergruppe zur Hütte und ein älterer Herr betrat die Hütte und kam direkt auf uns zu. Er sagte zu uns, dass wir uns entspannen sollten, denn gleich würde der König und die Königin von Norwegen kommen.

Peter und ich sahen uns an und dachten eher an einen Scherz als an eine echte Information. Wie sehr wir uns geirrt hatten, merkten wir aber sehr schnell, als der König und die Königin die Hütte betraten.

Von diesem Moment an hielten wir uns zurück und belästigten sie überhaupt nichtr, sondern kümmerten uns nur noch um unsere Themen.

Schließlich kam der alte Mann zu uns zurück und bat uns, uns aus dem Zimmer zu entfernen, in dem der König schlafen sollte. Das war uns ganz recht, denn wir wollten nicht durch irgendwelche Irritationen in Schwierigkeiten geraten. Wir gingen also sofort in das Zimmer und begannen zu packen. Dabei kam der König zu uns und fragte, was wir machen. Wir erklärten es ihm und er meinte, dass wir nicht ausziehen müssten, da dies eine offizielle Wanderhütte sei und wir alle gleich seien. Trotz dieser sehr netten Aussage zogen wir in einen Anbau der Wanderhütte.

Im Laufe des Abends kam der König immer wieder zu uns und bot uns Snacks an. Oh, das fanden wir sehr nett.

Irgendwann zogen wir uns zurück, denn wir waren sowieso etwas müde von unserer Tour – ich war müde.

Am nächsten Morgen klopfte es an unserer Tür. Peter stand nur in Unterhose auf und öffnete die Tür. Da stand der König und fragte, ob wir schon gefrühstückt hätten. Wir sagten, nein, wir hätten nichts mehr zu essen. Der König sagte, dass etwas in der Hütte sei.

Wir warteten, bis die königliche Gruppe die Hütte verlassen hatte und erst dann gingen wir zurück in die Hütte. Wir staunten nicht schlecht, als wir einen gedeckten Tisch mit leckerem Essen vorfanden. Das war wirklich eine tolle Überraschung, über die wir uns sehr gefreut haben und das Essen sehr intensiv genossen haben.

Warum wir das bekommen hatten, konnten wir noch nicht so recht erahnen, aber das erfuhren wir einige Tage später, als wir die Gruppe in einer anderen Hütte wieder trafen und sie sich so freuten, uns wieder zu sehen und uns wieder einluden. Man erklärte uns, dass man wirklich sehr dankbar sei, dass wir sie die Zeit in Ruhe genießen ließen und dass man als Dankeschön dieses Angebot vorbereitet habe.

Das war nicht das Ende unserer Wanderung, aber dieses Erlebnis hat sich tief in mein Gedächtnis eingegraben und es ist immer wieder eine Freude, daran zu denken.