Ich hatte einen zweieinhalb tägigen Ausflug nach Kyoto geplant, bei dem ich den Fushimi Inari-Taisha Schrein intensiv erkunden wollte. Doch schlich sich der intensive Wunsch, den Seijuin Tempel aufsuchen zu wollen, in diese Planungen und am Ende nahm dieser Besuch fast einen Tag in Anspruch.
Auslöser für diesen Wunsch den Seijuin Tempel aufzusuchen, war der Umstand, dass ich dort einen grandiosen Eintrag in mein Goshuin–Cho erhalten konnte.
Am Tag meiner Ankunft in Kyoto führte mich mein Weg direkt zum Seijuin Tempel. Etwas Sorge machte ich mir, dass ich es mit der Anfahrt nicht hinbekommen würde. Ich musste nämlich den Zug wechseln und ich hatte stets ein wenig Orientierungsprobleme im Bahnhof von Kyoto.
Am Ende kam mir der Umstand zu Hilfe, dass ich denselben Zug zu nutzen hatte, wie während meines ersten Besuches in Kyoto in diesem Urlaub, als mich ein Guide durch die Stadt leitete.
Erstaunlich unproblematisch erreichte ich den Tempel. Allerdings muss ich eingestehen, dass dazu ein Smartphone unerlässlich ist und für eine Reise nach Japan ein fast unverzichtbarer Helfer ist.
Der Seijuin Tempel ist sehr klein, doch mit seinen Goshuin ist er ganz Groß.
Anfangs war ich etwas verwirrt was ich zu tun hätte, denn alle Informationen waren auf Japanisch. Doch der Mönch sah mich dort suchend herumlaufen und kam auf mich zu.
Unsere Kommunikation erfolgte über sein iPad und dort mit dem Sprachübersetzer und das klappte erstaunlich gut, im Gegensatz zu den Übersetungs-Apps, die ich auf meinem Smartphone installiert hatte.
So erfuhr ich, dass noch etliche Leute vor mir dran waren und ich mit rund 4 Stunden Wartezeit zu rechnen hätte. Ich überlegte, ob es mit meinem Zeitfenster zum Check-in in mein Hotel vereinbar wäre. Ich dachte es würde schon passen und erklärte, dass ich warten würde.
Die Wartezeit nutzte ich, um etwas die Umgebung zu erkunden und ich konnte dabei wahrlich spannende Sachen entdecken.
Nach 4 Std. kehrte ich zurück zum Tempel und setzte mich zu den anderen Wartenden.
Leider erkannte ich, dass ich wohl länger warten müsste als gedacht und ich wohl am Ende Probleme mit dem Check-in in mein Hotel bekommen würde, denn die Rezeption war nur 2 Std. geöffnet.
Ich erkundigte mich, ob ich am übernächsten Tag erneut vorbeikommen könne. Die Information, die ich erhielt, war grundsätzlich positiv, jedoch gab es die Einschränkung, wenn z.B. eine Beerdigung oder ähnliches abstünde, würde es wohl nichts werden.
Danach machte ich mich auf meine mehr als einstündigen Fahrt zum Hotel. Ich erreichte die Rezeption 5 Min. bevor sie schloss.
Am übernächsten Tag brach ich so auf, dass ich die Hoffnung hatte, der erste Wartende für ein Goshuin zu sein. So erreichte ich den Tempel rund eine Stunde bevor der Mönch begann die Goshuin anzubieten.
Ich war der erste Wartende und es schienen am heutigen Tag auch nicht viele mehr Leute zu kommen.
Es war mir schon ein wenig peinlich, dass der Mönch meinetwegen früher mit seiner Arbeit begann. Das war wahrlich nicht mein Wunsch gewesen.
Für die Erstellung eines Goshuin benötigte er ungefähr eine Stunde und sie kosteten deutlich mehr als die Normalen in den anderen Schreinen und Tempeln. Der Preis bewegte sich zwischen 20 und 100 Euro.
Der Mönch erklärte mir, weil es ihm sichtbar peinlich war, solche Summen zu nehmen, dass er das Geld für den Unterhalt des Tempels nutzte, was ich für eine gute Idee hielt, seine grandiose Fähigkeit dafür zu nutzen.
Nun händigte er mir seine Musterbücher aus und ich hatte mich für mein Wunsch-Goshuin zu entscheiden. Bei der großen Menge und den tollen Zeichnungen fiel mir die Entscheidung unendlich schwer.
Ich erkundigte mich, ob ich auch zwei bekommen könne, denn ich war noch der einige Empfänger an diesem Tag. Er stimmte zu und so suchte ich mir zwei aus, was die Entscheidung jedoch nicht einfacher machte.
Irgendwann legte ich mich auf zwei fest, hoffte aber erneut hier vorbeikommen zu können, um noch mehr dieser Goshuin zu erhalten.
Die nächsten 2 Stunden waren mehr als interessant. Zum einen konnte ich zusehen wie die Kunstwerke entstanden und zum anderen unterhielten wir uns ausgesprochen angeregt, soweit dies mit dem Übersetzer dazwischen möglich war. Ich denke, hätte ich japanisch sprechen können, wäre das ganze Gespräch noch umfassender und spannend gewesen.
Der einzig mehr als peinliche Aspekt bestand in dem Punkt des sitzend. Ich hätte nämlich auf japanische Weise sitzen sollen. Was ich nicht im Ansatz kann. Es gab noch einen kleinen Stuhl, der jedoch für mich völlig ungeeignet war. Irgendwann lag ich mal wie ein sterbender Wal auf dem Boden, doch das war auch nicht bequem und unangenehm, sodass ich schließlich die restliche Zeit im Stehen verbrachte.
Auch wenn das Stehen irgendwann anstrengen war, so war das Ergebnis jede Mühsal wert gewesen. Ich liebte meine Goshuin und sie gehören zu den besonderen Erinnerungen dieses Urlaubes und dieses Ausfluges nach Kyoto.
Anmerkung
Dass ich die beiden Goshuin hier nicht zeige, liegt einzig daran, dass ich nicht möchte, dass sie sich über das Internet verbreiten und dies ggf. zum Schaden dieses Tempels.
Durch die div. Zeichnungen in den Fotos lässt sich erahnen in welche Richtung es gehen kann.
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