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Japan (2022/23) – Nara – Todai-ji Tempel (東大寺)

Wenn man in Japan ist, sollte man meiner Meinung nach auf jeden Fall die Stadt Nara besuchen, da sie der Anfang der bestehenden Hauptstädte des Landes war. Natürlich gibt es in der Stadt und in der Prefektur auch wunderschöne Tempel und Schreine zu sehen. Ein Tempel, der Todai-ji Tempel, ist einer der Tempel, die man unbedingt besuchen sollte, auch wenn der Tourismus dort extrem ist. Aber neben dem Tempel kann man dort die Welt der Rehe intensiv erleben.

Für die Fahrt von Kyoto nach Nara hatte ich auf meiner Wunschliste die Fahrt mit einem grandiosen Luxuszug. Leider waren die Abfahrtszeiten sowohl für die Hin- als auch für die Rückfahrt so ungünstig für mich, dass ich diese Idee verwerfen musste. Es gelang mir auch nicht, sie auf einen anderen Zeitpunkt meines Japanaufenthaltes zu verschieben.

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Stattdessen nahm ich einen der schnellen Züge nach Nara, mit dem die Fahrt nur 45 Minuten dauerte. Auch dieser Zug war wunderbar, denn er war schnell, sauber, bequem und pünktlich. Was mich neben der Pünktlichkeit immer wieder begeisterte, war die Tatsache, dass die Züge an den End- und Abfahrtsbahnhöfen immer gereinigt wurden, so dass die Reisenden stets einen komplett sauberen Zug nutzen konnten.

 

Kurz nach meiner Ankunft in Nara lernte ich ein weiteres Mal die Kundenfreundlichkeit dieses Landes kennen. Ich hatte mich nämlich in einem Konbini mit Getränken und Essen für den Ausflug eingedeckt. Nachdem ich den Laden verlassen hatte und schon ein ganzes Stück gelaufen war, kam eine Verkäuferin hinter mir her gerannt und überreichte mir einen Teil meines Einkaufs, den man vergessen hatte für mich einzupacken. Auch wenn es ein Versäumnis des Ladens war, so war es doch eine wirklich nette und beeindruckende Geste.

Mein Hauptziel in Nara war wieder einmal der Todai-ji Tempel und ich versuchte mich mental auf die Menschenmassen vorzubereiten, denn das war mir bisher immer erspart geblieben, da ich diesen Ort außerhalb dieser Zeiten besucht hatte.

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Meinen ersten Stopp hatte ich schon nach kurzer Zeit, denn es gab die ersten größeren Gruppen von Rehen zu sehen und es gab einen Stand mit Rehfutter und das wollte ich dieses Mal auch zum ersten Mal machen.

Die Rehe, die in Nara leben, gehören zur Art des Sikahirsches, auch Nihonjika genannt. Diese Unterart des Sikahirsches ist in Japan heimisch und hat eine lange Geschichte in der Region. Doch die Hirsche von Nara sind keine gewöhnlichen Tiere – sie haben einen ganz besonderen Status.

In der Nara-Zeit, im 8. Jahrhundert, wurde der Todai-ji Tempel erbaut und die umliegenden Wälder zu einem geschützten Lebensraum für Rehe erklärt. Seitdem gelten Rehe als heilig und werden als Boten der Götter verehrt. Sie symbolisieren den Schutz der Stadt und sind ein wichtiger Teil des kulturellen Erbes von Nara.

Japan (2022/23 - Nara - Todai-ji Tempel - 20230106-144547-IMG_0426-BearbeitetEs wird geschätzt, dass es in Nara etwa 1.200 freilebende Rehe gibt, die in den Wäldern, Parks und sogar auf den Straßen der Stadt anzutreffen sind. Diese Tiere haben eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit entwickelt und sind an die Anwesenheit von Menschen gewöhnt. Oft zeigen sie keine Scheu und können aus nächster Nähe beobachtet werden.

Eine der beliebtesten Aktivitäten für Besucher ist das Füttern der Rehe. Es gibt spezielle Läden und Stände in Nara, an denen Besucher spezielles Futter für die Tiere kaufen können. Das Füttern der Rehe ist ein einzigartiges Erlebnis für Jung und Alt. Die Rehe sind zutraulich und lassen die Besucher gerne in ihre Welt eintauchen.

Dennoch ist es wichtig, den Tieren mit Respekt zu begegnen. Besucher werden gebeten, die Rehe nicht zu ärgern, zu schubsen oder zu bedrängen. Es ist ratsam, das spezielle Futter zu verwenden, da einige Nahrungsmittel für die Tiere schädlich sein können. Mit ein wenig Vorsicht und Respekt kann man eine wunderbare Begegnung mit den Rehen in Nara haben.

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Wer die Rehe füttert und sich ihnen nähert, sollte stets aufmerksam sein, denn auch bei respektvollem Verhalten kann es immer wieder vorkommen, dass die Rehe nicht zufrieden sind und dies durch Schupsen, Treten etc. deutlich machen. Aus diesem Grund gibt es auch viele Schilder, die darauf hinweisen.

Ich blieb von diesen Aktivitäten der Rehe verschont, aber die Tatsache, dass ich Futter für sie hatte, machte sie wirklich sehr aktiv, um es auf jeden Fall von mir zu bekommen. Es lohnte sich auch nicht, das Futter etwas zu verstecken, denn sie konnten es riechen und machten immer wieder massive Versuche, auch an die versteckten Futter zu kommen.

Goshuin -Tōdai-ji TempelSchließlich erreichte ich den direkten Weg, der mich zum Todai-ji Tempel führte. Dort begann die Touristenflut merklich zuzunehmen. Trotzdem freute ich mich, ihn wieder besuchen zu können.

Todai-ji ist ein buddhistischer Tempel, dessen Geschichte bis ins 8. Jahrhundert zurückreicht und eng mit der Geschichte Japans verbunden ist.

Todai-ji wurde 743 in der Nara-Zeit gegründet. Zu dieser Zeit war Nara die Hauptstadt Japans und das Land befand sich in einer Zeit des politischen, kulturellen und religiösen Wandels. Der Tempel wurde auf Geheiß des Kaisers Shomu errichtet, der den Buddhismus als Staatsreligion etablieren wollte.

Das Hauptgebäude des Tempels ist die Daibutsu-den, auch Große Halle Buddhas genannt. In dieser Halle befindet sich eine der größten bronzenen Buddhastatuen der Welt, die Daibutsu genannt wird. Die Statue ist über 15 Meter hoch und stellt den Vairocana-Buddha dar, den Buddha der universellen Erleuchtung.

Die Geschichte des Todai-ji ist eng mit den politischen und religiösen Veränderungen Japans verbunden. Der Tempel war ein Symbol für die Macht und den Einfluss des buddhistischen Glaubens in der damaligen Gesellschaft. Kaiser Shomu und seine Nachfolger unterstützten den Tempel finanziell und ließen viele wertvolle Kunstwerke und Reliquien dort aufbewahren.

Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Todai-ji immer wieder durch Brände und Naturkatastrophen beschädigt und wieder aufgebaut. Dennoch behielt der Tempel seine Bedeutung als Zentrum des Buddhismus in Japan.

Japan (2022/23 - Nara - Todai-ji Tempel - 20230106-131905-20230106_131905-BearbeitetHeute ist Todai-ji UNESCO-Weltkulturerbe und eine der wichtigsten Touristenattraktionen Japans. Der Tempel und seine Umgebung ziehen jährlich Tausende von Besuchern an, die die beeindruckende Architektur, die religiösen Schätze und die spirituelle Atmosphäre des Ortes erleben möchten.

Die Geschichte des Todai-ji ist ein faszinierendes Kapitel der japanischen Geschichte und zeigt die enge Verbindung zwischen Religion, Politik und Kultur in diesem Land. Der Tempel ist bis heute ein wichtiges religiöses und kulturelles Zentrum und trägt zur Bewahrung und Weitergabe des buddhistischen Erbes bei.

Endlich erreichte ich den Eingang des Tempels. Hier zeigte sich wieder einmal, dass alles perfekt organisiert ist und so war es mehr als problemlos, das Ticket zu kaufen, zu einzulösen und den Besuch zu beginnen.

Im Gegensatz zu früheren Besuchen fiel mir auf, dass hier deutlich mehr Veränderungen vorgenommen worden waren, um die Besucher durch die Anlage zu schleusen. Das war praktisch für die Menschenmassen, aber für das Fotografieren manchmal etwas störend und nervig. So war das Sicherheitspersonal sehr streng und man durfte oft nicht stehen bleiben, um in Ruhe zu fotografieren, auch wenn man es in deutlichen Lücken der Menschenmassen versuchte.

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Nichtsdestotrotz war der Besuch spannend und ich liebte es, die große Buddha-Statue und auch die anderen riesigen Statuen im Gebäude zu bestaunen und den Anblick zu genießen.

Ich freute mich auf die besondere Säule, die als „Nandaimon-Säule“ bekannt ist und eine interessante Eigenschaft hat.

Das Besondere an der Nandaimon-Säule ist ihr Durchmesser. Sie ist so groß, dass man durch ein Loch in der Säule, das sich etwa in Kniehöhe befindet, hindurchkriechen kann. Dieses Loch ist normalerweise von vielen Besuchern umringt, die neugierig auf diese ungewöhnliche Erfahrung sind.

Durch das Loch der Nandaimon-Säule zu kriechen, soll Glück und Erfolg bringen. Japan (2022/23 - Nara - Todai-ji Tempel - 20230106-152255-IMG_0467-BearbeitetViele Menschen versuchen ihr Glück und stellen sich der Herausforderung, durch das enge Loch zu kriechen. Es erfordert Geschicklichkeit, Beweglichkeit und manchmal auch Mut, um erfolgreich hindurchzukommen.

Das Durchkriechen der Nandaimon-Säule hat eine lange Tradition und ist zu einem beliebten Ritual der Tempelbesucher geworden. Es ist ein symbolischer Akt, der dazu ermutigt, Hindernisse zu überwinden und neue Erfahrungen zu machen.

Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass das Kriechen durch das Loch in der Nandaimon-Säule nicht für jeden geeignet ist. Es erfordert eine gute körperliche Kondition und Flexibilität.

Das Durchkriechen der Nandaimon-Säule ist eine einzigartige und unterhaltsame Aktivität, die den Besuchern des Todai-ji Tempels eine besondere Erinnerung bietet. Ich erfuhr jedoch, dass dies seit geraumer Zeit nicht mehr möglich war, da wegen der Corona-Pandemie dieses Loch verschlossen worden war.

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Mein Besuch endete mit dem Erwerb meines Goshuin. Das war etwas schwierig, da die Leute (keine Japaner) mehr als wild und undiszipliniert waren und sich sogar unhöflich vordrängelten.

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Auf dem Rückweg zum Bahnhof waren inzwischen auch die Rehe auf dem Heimweg und die Futterstände für die Rehe verschwunden. Dieser Umstand und vielleicht auch andere Faktoren führten dazu, dass die verbliebenen Rehe nun aggressiver und wilder waren. Man sollte ihnen eher aus dem Weg gehen, als sie zu streicheln, was tagsüber meist problemlos möglich war.