Japan (2010) – Kyoto – Der letzte Tag (1/3)

20100523_045959-P5230293_ji Als hätte man es nicht ahnen können. Jetzt ging es endlich in eine der bedeutendsten Städte Japans und es wird Regen angesagt. Zudem hatte mich die Erfahrung gelehrt, dass wenn Regen vorhergesagt wird, er auch wirklich und zumeist kräftig kommt.

So liefen Eri und ich am Morgen in strömenden Regen zum Bahnhof von Kobe. Nun zugegeben, kalt war es nicht, doch wenn man langsam beginnt aufzuweichen, wird es doch kühler. Aber zumindest im Zug ergatterten wir einen der raren Sitzplätze und so durften wir in angenehmer Position unsere Fahrt nach Kyoto durchführen (dieses Glück hatten nicht alle).

In Kyoto regnete es natürlich nicht weniger und so war ich wirklich froh, dass es zum Hotel erst mal via U-Bahn weiter ging. Doch irgend wann muss man wieder hinaus ins Freie und schon hat einen die Feuchtigkeit wieder.

Wie ich schon ein paar Mal erwähnt habe, werden in Japan Straßen nicht mit Straßenschildern mit ihren Namen drauf versehen. So mögen zwar Namen existieren, doch es kennt sie keiner und verwenden kann man sie somit auch nicht.

Warum ich auf dem Thema herumhacke, ganz einfach. Wir mussten unser Hotel suchen und es kam wie es kommen musste. Wir verliefen uns und konnten uns nicht wirklich gut in den engen Gässchen der Stadt orientieren. Erst nach Einholung von Informationen in einem Lebensmittelgeschäft fanden wir die Richtung wieder.

20100523_051750-IMG_2773_jiJetzt fragt sich vielleicht der ein oder andere, wonach wurde denn gefragt, wenn es keine Straßennamen gibt. Das wäre ein berechtigter Einwand. Glücklicherweise wussten wir, dass sich gegenüber des Hotels ein Museum befand, und so fragten wir wie wir dort hin kämen. Das ist ohnehin die übliche Navigation, man hangelt sich von Gebäude zu Gebäude, bis man halt dort ankommt wo man hin möchte.

Unser Gepäck konnten wir lediglich einlagern, da wir etwas zu früh im Hotel eingetroffen waren, doch das war auf jeden Fall schon eine schöne Erleichterung für unseren anstehenden Ausflug in die Kultur der Stadt.

Ich gebe zu, als wir in Kyoto ankamen und ich mir die Stadt das erste Mal anschaute und auch auf der weiteren Fahrt zu unserer ersten Sehenswürdigkeit, sah ich eine Stadt die nicht schön aussah und sich nicht wirklich von Kobe unterschied. Doch erreicht man schließlich die vielen Sehenswürdigkeiten, so ändert sich das Bild erheblich und ich fühlte mich tatsächlich in die historische Geschichte Kyotos versetzt und ich sah ein, dass rund 800 Jahre Residenz des Tenno, ihre Spuren hinterlassen hatten.

20100523_050124-IMG_2726_ji Unser erstes Ziel war Kinkaku-ji (“Goldener-Pavillon-Tempel”). Auf ihn freute ich mich schon sehr, den er lag an einem kleinen See und reflektierte so herrlich golden.

Ob ich dies jedoch zu sehen bekam, blieb abzuwarten. Erst einmal lernte ich, dass strömender Regen kein Grund ist, dass man alleine unterwegs ist. Am Kinkaku-ji trafen sich Unmassen an Reisegruppen und Schulklassen auf Ausflug und so wurde der Besuch nicht nur ein schwimmen im Regen, sondern auch in einer schier nie endenden Menschenmasse.

Von diesem Umstand einmal abgesehen, erwies sich der Besuch als wirklich  schön und ich genoss die herrliche Gartengestaltung, den Tempel und durchaus auch die Stimmung im Menschenstrom. Dennoch war ich irgendwie froh, als wir diese Massen wieder hinter uns ließen.

20100523_065258-IMG_2820_ji Ich freute mich noch mehr, als wir den Shintō-Schrein Kitano Tenman-gū erreichten und ich meinte wir seien fast ganz allein. Das stimmte zwar nicht ganz, doch ist diese Aussage nicht wirklich weit von der Wahrheit entfernt. So ließ sich dieser Ort mit viel mehr Ruhe erleben.

Als wolle jemand etwas an mir gut machen, denn ich war zwischenzeitlich so nass vom Regen, dass sich mein Laufen so anhörte als würde ich stetig im Wasser stehen (stimmte auch meine Schuhe waren völlig durchnässt), hatte ich das große Glück, an einer traditionellen Japanischen Hochzeit (Heiraten in Japan) teilhaben zu können. Es war zwar nur der Fototermin, doch der war alle Mal eindrucksvoll, denn Braut und Bräutigam waren aufs trefflichste herausgeputzt.

20100523_070043-IMG_2857_jiEs war schon eindrucksvoll zu sehen, wie an den beiden gezupft, gezerrt oder drapiert wurde, bis schließlich die Aufnahme gemacht wurde. Irgendwie taten sie mir leid. Besonders die Brau musste einiges über sich ergehen lassen. Doch sie schien so glücklich, dass sie das alles wohl nicht wirklich bemerkte.

Neben diesem Highlight genossen wir aber auch Kitano Tenman-gū und ich war mal wieder begeistert zu sehen welchen Möglichkeiten die Erbauer gefunden hatten ihrer Individualität Ausdruck zu verleihen. Besonders hübsch fand ich die teilweise vergoldeten oder teilweisen schwarzen Lampen. Sie verliehen Kitano Tenman-gū u.a. seinen Charme.

Abschließen wollten wir unseren Tag mit dem Besuch der Burg Nijō-jō, welches der Sitz des Shōguns in Kyōto war. Doch wer konnte schon damit rechnen, dass die Besuchszeit um 16 Uhr endet und so standen wir vor verschlossenen Türen und konnten nur noch die letzten Besucher die Anlage verlassen sehen.

20100523_081427-P5230345_jiIch war mittlerweile so durchnässt, das mich dieser Umstand aber nicht wirklich störte. So beendeten wir unsere Ausflug und es begannen unsere Fahrt zurück zum Hotel. Die einzige Unterbrechung die diese Fahrt, war ein Halt im Shopping Center vom Kyotoer Hauptbahnhof. Hier erwarb ich einen neuen Regenschirm, der von seinem Durchmesser adäquater zu mir passte, als jener der mir heute nicht wirklich Schutz bot.

So sah ich mich schließlich, nachdem ich mich von einem beträchtlichen Sümmchen getrennt hatte, für den nächsten Tag besser gerüstet, denn die Wettervorhersage lautete, morgens und mittags starker Regen. Abends noch stärker. Was das wohl zu bedeuten haben würde?

 

Japan (2010) – Kobe – Alleine Unterwegs

20100512_050636-IMG_0464_ji Ich hatte meine Hiragana Stunde (schreiben lernen) hinter mich gebracht, was an diesem Tag noch etwas stressiger war als beim letzten Mal, denn heute wurde die Leistung der Lehrerin beurteilt. Daher war sie etwas strenger als sonst und zog den Stoff auch noch etwas gnadenloser durch.  Was es für mich zusätzlich nicht einfacher machte, war die Tatsache, dass hier allem Anschein nach, wie in Japan üblich unterrichtet wird, d.h. man muss schon auf den Stoff der Stunde vorbereitet sein, sonst hat man wirklich Probleme mitzukommen (informativer Artikel zum japanischen Schulsystem).

20100512_045622-IMG_0434_ji Ich hatte zwar entsprechend gelernt und dennoch ging es im Unterricht so flugs vorwärts, dass ich (die anderen auch) nicht in der Lage war zusätzliche Notizen zu machen. z.B. über die beispielhaft verwendeten Wörter für die einzelnen Zeichen. Was wirklich dumm ist, denn in der nächsten Woche muss man sie wissen und können.

Das einzige was mich tröstete war der Hinweis von Eri, dass wenn ich mich mal durch die beiden Silbenschriften durchgewurstelt hätte, ich im Prinzip alles lesen kann und die Kanji (chinesischen Schriftzeichen) noch als Bonus gelernt werden bräuchten.

20100512_051208-IMG_0479_ji Egal, ich war frei und konnte durch die Stadt laufen. Viel gibt es da natürlich nicht zu berichten, als die Tatsache, dass wenn es mich in die kleinen und kleinsten Gässchen verschlug, ich recht schnell den Moment erreichte, die Orientierung zu verlieren. Da war ich jedes Mal froh zu wissen, dass ich meine kleine GPS Navigation immer bei mir hatte, mit deren Hilfe ich mir notfalls heim finden konnte.

Bei meinem Rundgang kam ich erneut an jenem Schrein vorüber, den Eri und ich schon vor kurzem aufgesucht hatten. Dieses Mal betrat ich das Gelände jedoch aus einer anderen Richtung und so gab es viele neue Dinge zu entdecken.

Von hier schlenderte ich planlos durch die Stadt, schaute mir alles an und genoss das wirklich gute Wetter. Um diese Uhrzeit war die Stadt auch noch nicht so voll und so machte das herumschlendern wirklich Spaß.

20100512_060639-IMG_0593_jiAufmerksamkeit erregte unterwegs eine Übergroße Manneken Pis Statue an einer der Häuserfronten. Ich war nur froh, dass diese keinen Strahl durch die Gegend schickt wie das Original.

Schließlich erreichte ich jenes Gebiet mit all den neuen modernen Hochhäusern, wo die ganzen Designer Läden und alles was teuer ist ihre Heimat gefunden haben. Hier hatte man ausführlich die Möglichkeit völlig durch gesteilte Menschen beobachten, wenngleich das in der Innenstadt fast überall der Fall ist. Man fühlt sich teilweise auf einen übergroßen Laufsteg versetzt.

Besonders die Frauen legen sehr großen Wert darauf völlig gestylt herumzulaufen. Nun mag dies für eine Großstadt nicht besonders außergewöhnlich sein, doch durch die Anlehnung an das japanische Comic (Manga) bezgl. Makeup und Zusammenstellung der Kleidung wird  es wirklich zu etwas besonderem und sah toll und schick aus.

20100512_065908-IMG_0679_ji Mittlerweile dachte ich darüber nach den Heimweg anzutreten, als ich einen mir bekannten Turm entdeckte. Es handelte sich dabei um den “Kobe Hafen Turm” (Kobe Port Tower). Er lockte mich und so landete ich nach kurzem Fußweg am Hafen von Kobe (englischsprachiger Link).

Hier gab es neben div. Sehenswürdigkeiten auch eine Gedenkstätte zum großen Erdbeben. Da sich direkt zwischen Innenstadt und Hafen mehrstöckige Autobahnbrücken entlang zogen, mochte ich mir nicht vorstellen, wie es gewesen sein mochte, wenn man auf ihnen drauf, unter ihnen drunter oder sonst irgendwo gewesen sein mag.

20100512_074410-IMG_0873_4_5Ich schüttelte die Gedanken über dieses hefige Naturereignis ab und schlenderte weiter gemächlich über die Anlage, genoss die Aussicht aufs Wasser und betrachtete die verschiedensten Objekte die hier aufgestellt vereinigt worden waren.

Besonders auffällig waren das Kobe Maritim Museum und das Naga Pier Passagier Terminal / Kobe Merikenpark Oriental Hotel.

20100512_081541-IMG_0945_ji Das Museum fiel mit seiner sehr filigran wirkenden Stahlkonstruktion, die wohl einen Schiffsrumpf darstellt, schon von weitem heraus und das Hotel beeindruckte hingegen durch seine Form und das moderne design.

Schließlich musste ich den Rückweg antreten und dank der div. Spaziergänge mit Eri durch die Innenstadt, fand ich sogar, ohne mich großartig zu Verlaufen, heim. So hatte sich dieser Tag wirklich zu einem schönen erlebnisreichen Tag entwickelt.

 


Japan (2010) – Kobe – Onsen & Taisanji Tempel

Am heutigen Tage durfte ich ein Onsen (Heisse Quelle / Öffentliches Bad) kennenlernen. So einfach sich das ganze zu Begin anhören mag, ist das wahrlich nicht. Es ist nicht nur einfach baden gehen, nein, es gibt Rituale und Regeln die es einzuhalten gilt und die man als Ausländer all zu leicht missachtet (Einfach den Artikel zu Onsen lesen 🙂 ). Auch mir hatte Eri sicherheitshalber im Vorfeld einen kleinen Leidfaden in die Hand gedrückt, so dass ich wusste wie es sich zu verhalten galt. Es stellte sich wirklich als nützliche Hilfe heraus.

20100503_022549-IMG_8353_ji Um zum Onsen zu gelangen, mussten wir aber erst via U-Bahn die Stadt verlassen. Anschließend ging es mit dem Bus weiter. Diese Busfahrt hatte es in sich, denn dieser klein Bus füllte sich der Art mit Menschen, dass selbst alle Notsitze ausgenutzt wurden (Eri und ich drückten das Durchschnittsalter im Bus bestimmt deutlich auf 70). Wenn ich sage der Bus war voll, dann kann man das mehr als wörtlich nehmen.

Am Onsen trafen wir Eris Vater. Er nahm mich unter seine Fittiche, so dass sich meine Verfehlungen hoffentlich in Grenzen hielten. Schon beim Betreten war der erste Fehler möglich, denn hier galt es gleich die Schuhe auszuziehen, um sie dann einzuschließen. Danach ging es in Richtung Badeeinrichtung. Hier galt es darauf zu Achten, dass man die korrekte Richtung einschlug und nicht versehendlich in der falschen Abteilung, die der Frauen, landete. In manchen Onsen änderte sich ab und an die Badegelegenheit der Geschlechter, also auch hier galt es aufzupassen.

Nun folgte der Auskleide raum. Hier fielen alle Hüllen und konnte zum Wasch-Ecke gegangen werden. Hier hockte man sich auf sein Höckerchen, seifte sich überall sehr, sehr, sehr gründlich ein und reinigt sich nachhaltig. Anschließen ist es wichtig sehr gründlich jegliche Seife zu entfernen, dazu nutze man auch sein kleines Handtüchelchen welches man mit sich zu führen hatte.

20100503_050630-IMG_8373_ji Bevor man jedoch in den eigentlichen Pool steigen durfte, hatte man auch ordentlich Wasserreste von sich zu entfernen. Nun stellte sich noch die Frage zum Handtüchelchen. Wohin? Rum liegen lassen, ging nicht. Ins Wasser mitnehmen, das ging überhaupt nicht. Also zusammenfalten und ab auf den Kopf. So hockte man sich dann in das 42 Grad heiße Wasser und genoss es.

Anschließend hatte man eigentlich alle Stolperfallen umschifft und brauchte sich nur noch Anzukleiden und konnte die Badeanstalt verlassen.

Wir blieben noch etwas im Gebäude und so lernte ich noch eine andere Gepflogenheit kennen, die hier wirklich Sinn macht. Im Gebäude lief man zumeist barfuß oder halt mit Strümpfen herum. Doch was sollte man machen, wenn es auf die Toilette geht. Ich denke jedem mag einleuchten, dass es sich sich nicht toll anhört barfuß dort hinein zu gehen. Das brauchte man auch nicht, denn es gab extra Latschen für das WC. Beim Betreten schlüpfte man hinein und beim verlassen blieben sie zurück. Macht wirklich Sinn. Ebenso verhielt es sich beim Besuch der Terrasse. Auch dort gab es eigens bereitgestelle Latschen. So brauchte man auch hier nicht barfüßig herumzulaufen.

20100503_052633-IMG_8420_ji Dem Aufenthalt im Onsen folgte noch ein Besuch einer sehr hübschen Tempelanlage. Gelernt hatte ich mittlerweile schon, dass wenn man von Tempeln sprach dort Buddhismus die entsprechende Lehre ist. Redete man jedoch von einem Schrein herrschte dort der Shintoismus.

Die Tempelanlage “Taisan-ji (englisch sprachiger Link)” gehört zu den Nationalschätzen Japans und obwohl es eine wirklich tolle Anlage war, war es erfreulich leer. So ließ sich diese hübsche Anlage in aller Ruhe genießen.

Über eine herrliche rote Brücke, die in die Hügel-Landschaft der Anlage eingebettet war, konnte man einen kleinen Bach überqueren und so erreichte man auch noch einen mitten im Wald gelegenen Schrein.

20100503_061403-IMG_8498_ji Der Besuch dieser Anlage Tempel und Schrein vermittelte einen herrlichen Eindruck in die japanische Geschichte, Baukunst und Ästhetik. Ich war wirklich sehr angetan.

Zurück in die Stadt ging es wieder via Bus. Obwohl ich im Verlaufe des Tages den Bus alle 30 Minuten habe abfahren sehen und zur Kenntnis nahm, dass er immer herrlich leer war, war er natürlich bei unserer Rückfahrt herrlich bis auf den letzten Platz gefüllte.